Der Perfektionist Leo Sampson führt vor, worauf man alles beim Bau eines Relingsdeckels achten kann, wenn man denn will. Zur Auflockerung dreht das Team eine Runde auf einem historischen Segler. Und dann der große Tusch: Tally Hos schweres Ruder wird eingehängt – und passt auf Anhieb in allen fünf Ruderhängen!
Relingskappe oder Hutleiste?
Der Relingsdeckel soll – wie alles auf der Tally Ho – ein echtes Schmuckstück werden. Leo lässt es sich nicht nehmen, ihn aus Teakholz selbst zu bauen. Neben der vielen Organisationsarbeit braucht er auch ein bisschen Handwerk. Der englische Begriff ist Caprail.
Und auf Deutsch? Relingskappe, Hutleiste, Schanzdeckel (nicht zu verwechseln mit Schandeck, das bildet die Verbindung Rumpf/Deck), auf jeden Fall eine kräftige, handschmeichelnd gerundete und genau verzapfte obere Abdeckung des Schanzkleides.

In diesem Fall besteht das Geländer aus 2 Zoll (50mm) starkem Teakholz, das er teuer und mit Sicherheit zertifiziert eingekauft hat. Teakholz aus Myanmar ist aufgrund seiner Struktur und Dauerhaftigkeit das beste Bootsbauholz. Allerdings kann es auch aufgrund der schwierigen politischen Situation im ehemaligen Burma nur unter strengsten Auflagen gehandelt werden. Die Zertifikate sind oft gefälscht und es gibt eine regelrechte Holzmafia für dieses wertvolle Holz. Wenn alle Hölzer so geschützt wären, würde der Regenwald in Brasilien noch stehen.
Ein Tänzchen gefällig?
Leo jedenfalls benutzt es, ohne darüber zu sprechen. Das Beste ist gerade gut genug für Tally Ho. Damit die Relingsdeckel passen, baut er zunächst Sperrholzschablonen, spart die Löcher für die Endzapfen der Relingsstützen (Stanchions) genau aus und kontrolliert den richtigen Strak sogar von oben, indem er sich in einem Bootsmannsstuhl unter die Decke der Halle hievt.

Die Schablonen werden dann auf die gehobelten Teakbohlen gelegt, um möglichst den richtigen Maserungsverlauf der Rundung entsprechend zu finden. Dann werden die Bohlen ausgeschnitten, die Schäftungen angepasst, die Löcher für die Stützen gefräst und gestemmt, die Kanten rundgefräst und die fertigen Stücke montiert.
Doch so weit sind wir noch nicht. Vorher muss das Schanzkleid geputzt (glattgehobelt) und geschliffen werden. Patty erstaunt uns immer wieder: Hat er sich in der vorigen Episode als zäher Rennruderer erwiesen, führt er uns diesmal auf den Gerüstplanken ein Tänzchen auf, das ihn als wahren Künstler entlarvt, und das bei permanent guter Laune.
Relaxen auf Ziska
So viel Arbeit macht hungrig auf Abwechslung. Das Tally-Ho-Team gönnt sich einen herrlichen Segeltag auf Ziska, einem Morecambe Bay Prawner von 1906. Das Arbeitsboot wurde ursprünglich gebaut, um in der Bucht nördlich von Liverpool Krabben zu fischen.

Viel später geriet es in die Hände von Leos Lehrmeister und Mentor Ashley Butler. Der hat sie 1997 restauriert und in die Karibik und die US-Ostküste hoch gesegelt.
Butler baute ein neues Boot, ließ Ziska in Amerika, wo sie nun unter den kundigen Händen von Stanford Siler in bestem Zustand erhalten und gesegelt wird, unter anderem im Race to Alaska.