Mit der letzten 30 Kilo-Tasche auf dem Rücken hechten mein Sohn und ich quer durch den Garten, am Pool entlang, rüber zum Taxi. Er trägt die Foto- und Filmausrüstung, ich unser gesamtes Hab und Gut: Sechs Taschen, aus einem alten Segel genäht.
Unser Gesicht haben wir mit einem feuchten Tuch bedeckt. Ein heißer Wind weht uns entgegen. Eine Hitze wie man sie kennt, wenn man zu nah am Feuer steht. Drei Mal rein, drei mal raus. Wir springen ins Taxi und entkommen dem Feuer. Wahnsinn, denke ich, als ich wenig später in Göcek, an der türkischen Ägäis, beim Taxifahrer zuhause mit meiner Frau und unseren zwei Kindern auf dem Boden liege. Er hat uns sehr freundlich bei sich aufgenommen.
Rückblende: Irgendwann im Sommer 2017 hatte ich die Idee, gemeinsam mit meiner Familie eine längere Reise zu machen. Für meine Frau, gebürtige Mexikanerin, war Segeln bis dahin nicht viel mehr als eine unbequeme Art sich zu sonnen gewesen, bei dem man ständig dem Schatten der Segel ausweichen muss.

Mein Wunsch war, Zeit als Familie zu verbringen, Zeit mit meinen Kinder zu verbringen. Gemeinsam ein Abenteuer zu erleben und Erinnerungen zu schaffen. Etwas Gemeinsames als Team zu leisten. Ich war 37, meine Frau 34. Mein Ältester hatte gerade Schwimmen gelernt und unser Nesthäkchen feierte seinen dritten Geburtstag.

Segelerfahrung: Tagesausflüge auf 26 Fuß
Doch wie nimmt man als Familie mit zwei Kindern ein solches Projekt in Angriff? Wie erreiche ich, dass mein Projekt zu unserem gemeinsamen Projekt wird? Meine Segelerfahrung hat sich auf die Tagesausflüge mit unserer 40 Jahre alten schwedischen 26-Fuß-Yacht beschränkt. Ein von Leichtwind geprägtes Binnenrevier in der Zentralschweiz, auf dem sich ab und an die Segelboote unter Spi kreuzen. Ein See, der regelmäßig sämtliche meteorologischen Gesetzmäßigkeiten außer Kraft setzen kann.
Ein Test musste her, eine richtige Segelerfahrung!
Mit Wind und Wellen, Essen bunkern, auf dem Boot kochen und schlafen. So wie es wäre, wenn man es dann wirklich machen würde. Eine Woche lang „Was wäre wenn“ spielen. Der Kroatien-Törn Mitte Oktober war schon gebucht, bevor wir uns über das Oktoberwetter in Kroatien, Route, Skipper, Ausweise und andere Dinge Sorgen machen konnten.
Die Kinder haben sich sofort zu Hause gefühlt
Wir standen also in einer Marina in Split und beluden unser Boot, eine 44-Fuß-Yacht mit unserem Reisegepäck. Was sich, wie sich später herausstellen sollte, so gar nicht zum Oktober in Kroatien passte.

Die Kinder haben sich sofort zu Hause gefühlt. Niedergang runter, durch die Luken wieder aufs Deck, kurz auf dem umgedreht auf dem Vordeck liegenden Beiboot ein paar Trampolinsprünge, und gefolgt von wilden Indianerschreien zurück ins Cockpit. 1:0, dachte ich.