Christian Grande ist einer der international renommiertesten Yachtdesigner. Sein Name steht für die Linien großer Bootswerften wie Sessa Marine, Sacs und seit kurzem auch Cranchi. Der 45-jährige Designer aus Parma hat bis heute mehr als 100 verschiedene Schiffe entworfen. Mit Invictus hat er vor zwei Jahren seine eigene Marke geschaffen.
Ende Mai hat Invictus Yacht die Juroren des Best of Boats Awards nach Mallorca zum Testen der neuen Invictus-Modelle für 2017 eingeladen. Neben der erfolgreichen Invictus 280 GT stand neben anderen das neue größere Modell Invictus 370 GT zum Test zur Verfügung. float hat Christian Grande auf dem Boot porträtiert und interviewt.

Tutte le cose estreme, hanno la vita breve perché non hanno la delicatezza per essere armoniose nel tempo. (Extreme Entwürfe haben ein kurzes Leben. Ihnen fehlt die Subtilität, um die wechselnden Trends zu überdauern. C. Grande)

float: Christian, wie entstand der Name Invictus, der so viel wie „unbesiegbar“ bedeutet?
Christian Grande: Nach der Finanzkrise wollten wir mit unserem Namen neue Kraft auf den Markt bringen. Außerdem braucht eine neue Marke Stärke, um sich zu behaupten. Das drücken wir mit diesem Namen aus.
float: Wie bringt man heute eine neue Marke auf den Markt?
Christian Grande: Es war natürlich nicht leicht. Aber für mich war die Mission ganz klar. Ich wollte genau so eine Bootslinie wie Invictus auf den Weg bringen, weil ich überzeugt bin, dass der Markt diese Boote braucht. Bei Booten zwischen 8 und 9 Metern gibt es eine Nische für uns. Die liegt zwischen den kleinen Massenprodukten von Jeanneau und Beneteau und teuren Booten wie die von Riva oder Frauscher. Es galt also, eine Marke mit sehr gutem Design zu kreieren und das mittlere Preissegment zu bedienen.
float: Wollen Sie Invictus zu einem Massenartikel aufbauen?
Christian Grande: Nein. Die Idee der neuen Marke ist nicht, so viele Boote wie möglich herzustellen. Wir wollen die Produktion lieber klein halten und stellen die Qualität in den Vordergrund.
Float: Was ist Ihr Credo beim Bootdesign für Invictus?
Christian Grande: Ich habe eine Form entwickelt, die neu ist und die es noch nicht gab. Ich wollte eine Form mit starker Identität, unverwechselbar im Stil. Ich habe mich sehr um die Linien gekümmert, damit das Licht auf eine diskrete und elegante Weise an den Kanten entlang gleitet. Meine Entscheidung für diese stilistische Form wird dem Produkt ein langes Leben bescheren. Designformen, die statt dessen mit einem sehr kräftigen Strich gezeichnet werden, machen als Produkt zwar einen sehr starken Eindruck und haben große Wirkung, sind aber eher kurzlebig.
float: Christian, Du bist Teilhaber von Invictus. Ist es ein Unterschied, als Designer für seine eigene Werft zu arbeiten oder im Auftrag für andere?
Christian Grande: Ich habe mit Invictus die Möglichkeit, meine ganz eigenen Ideen zu realisieren. Mit eigener Stimme zu sprechen sozusagen. Ich kenne die Branche ja sehr gut. Es fiel mir also nicht schwer, eine eigene Marke zu entwickeln, die lange am Markt bestehen soll. Natürlich ist das ein bedeutender Schritt, und er will gut überdacht sein.
Wenn ich jetzt entscheide etwas zu ändern, dann kann ich das, in Absprache mit Rosario Alcaro, meinem Geschäftspartner, tun. Das ist der große Unterschied. Und dass man in sehr kurzer Zeit zu Ergebnissen kommt, weil nur wenige Menschen mitentscheiden.
Wenn ich für einen Kunden arbeite, lege ich mein Herz und alle meine Ideen in meine Arbeit, ich ziehe keine Grenzen. Ist der Kunde offen für Neues, können wir ganz viel entwickeln. Wenn der Kunde eher klare, abgegrenzte Vorstellungen hat, ist auch das Layout eher begrenzt.
float: Wie entwickelst Du Boote?
Christian Grande: Ich bin Designer, kein Naval-Architekt. Ich kenne mich mit dem Design innen und außen bestens aus. Aber ich kann das Boot nicht ganz alleine entwickeln. Für die technische Umsetzung arbeite ich mit Fachleuten zusammen.
float: Invictus zeigt hier sechs Boote, und nur zwei davon haben einen negativen Steven, was ja zur Designsprache von Invictus gehört, wie ich dich verstanden habe. Warum?
Christian Grande: Diese Design-Idee gehört eindeutig zur Formensprache der GT-Serie. Aber der Markt verlangt auch nach etwas kleineren Modellen. Kleinere Boote mit negativem Steven zu produzieren, ist zu kostspielig und zu kompliziert. Die GTs werden ja wegen des negativen Stevens aus zwei Rumpfhälften zusammengesetzt. Wir haben zwei Preisklassen, eine teurere und eine weniger teure.
float: Ein schönes Designdetail sind die Audio-Boxen auf der Invictus 370 GT. Da spricht ganz der Designer. Das habe ich so noch nirgends gesehen.

Christian Grande: Ich wollte gerne einen ganz neuen Stil für die Lautsprecher entwickeln. Etwas Neues, dass man so noch nicht kennt auf dem Markt. Sie sind aus Chrom, und das hat natürlich seinen Preis. Deshalb gibt es sie auch nur auf der größten Invictus.
float: Gehört die italienische Flagge zum Invictus-Design?
Christian Grande: Die italienische Flagge im Logo, war für den Anfang wichtig. Wir wollten schnell klar machen, wir sind italienisch. Ohne die Bekanntheit einer Marke ist das ganz wichtig. Aber in Zukunft ist das nicht mehr nötig, die Leute kennen uns ja jetzt.
float: Welches ist dein Lieblingsboot bei Invictus?
Christian Grande: Die GT-Serie natürlich. (lacht)
float: Wohin verkauft ihr die eure Boote?
Christian Grande: Wir verkaufen nach Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland. Unsere deutschen Kunden kaufen vor allem die GT.
float: Wie viele Boote hat Invictus bereits produziert?
Christian Grande: Wir haben im ersten Jahr 120 Boote gebaut, dieses Jahr werden es mehr als 200 sein, und nächstes Jahr können wir auf 300 Boote erweitern.
float: Wir danken für das Gespräch und wünschen Dir viel Erfolg mit Invictus.