Die andere Auswirkung war, Männern das Segeln in einer geschlechtergemischten Umgebung zu vermitteln. Viele machte es nervös, denn sie hatten es bis dahin noch erlebt. Als sie es einmal ausprobiert hatten, stellten sie fest, dass es nicht viel anders war als bei jeder anderen Crew, mit der sie bisher gesegelt waren.
Eine Mixed Crew ergibt sich nicht von selbst
Das bleibende Vermächtnis dieser Regatta ist nun die Vorschrift, dass bei der nächsten Auflage des Ocean Race weibliche Seglerinnen in ein Team aufgenommen werden müssen. Zwar würden wir alle gerne allein aufgrund von Leistung und Fähigkeiten ausgewählt werden. Aber eine gemischte Crew ergibt sich nicht von selbst. Es muss immer noch erzwungen werden. Der Wandel findet statt, aber er braucht Zeit – und das Vertrauen wächst.

Wir segeln alle gerne mit denen, die wir kennen und denen wir vertrauen. Und viele würden natürlich einen 100-Kilo-Mann einer 70-Kilo-Frau vorziehen. Also müssen wir über die Rollen an Bord nachdenken und unsere Stärken ausspielen. Das wird umso schwieriger, je kleiner die Crew wird. Da wir in der Lage sein müssen, ein Tausendsassa zu sein und nicht nur Spezialistin in einem Job.
Das Thema Frauen im Segelsport war lange ein sehr emotionales Thema, und es gab keine Fakten zur Untermauerung der Argumente. Um dieses Problem anzugehen in der Hoffnung, Lösungen zu finden, die unseren Sport voranbringen können, hat der World Sailing Trust eine Studie durchgeführt.

Der Weltsegelverband schaltet sich ein
Der „Women in Sailing Strategic Review“ (hier das Originaldokument) war eine bahnbrechende Arbeit um festzustellen, wo unser Sport in Sachen Geschlechtervielfalt steht. Das gilt für alle Ebenen von Seglern bis hin zu Trainern und Offiziellen. float hat ausführlich berichtet über die 2019 mit Andrew Pindar und SAP Qualtrix entstandene Studie.
Neun Empfehlungen wurden dabei ausgesprochen, doch zwei Jahre später hat sich noch nicht viel geändert. Die Fortschritte werden langsamer gemacht, als wir alle gehofft haben. Aber zumindest gibt es jetzt einen Rahmen, auf dem wir aufbauen können. Wir vom World Sailing Trust – ich selbst als Vorsitzende – können unseren Sport in die Verantwortung nehmen.
Der erste Erfolg, der im letzten Jahr erzielt wurde, war eine Gender-Charta. World Sailing, der Weltverband des Segelsports, unterzeichnete am 8. März 2020 die UN-Charta zur Gleichstellung der Frauen. Am selben Tag wurde auch ein eigenes Regelwerk zur Gleichstellung in Kraft gesetzt.
Für dieses Jahr gibt es Ambitionen, die Themen Diversität und Inklusion anzugehen. Um den Raum zu schaffen, damit mehr weibliche Segler an Wettkämpfen teilnehmen können. Dabei wird World Sailing auf Mentoring-Programmen aufbauen, die zum Beispiel von The Magenta Project bereits angeboten werden.

„Sail GP Inspire“ als Vorbild
Der World Sailing Trust arbeitet mit dem Sail GP Inspire Programm zusammen, das von Anfang an geschlechter-ausgeglichen war. Es zielt darauf ab, junge Segler beim Training, Coaching und Rennen in WASZP-Foiling-Booten zu unterstützen.
Ein in diesem Winter gestartetes Pilotprojekt zielt darauf ab, weibliche Top-Seglerinnen auszubilden. Dabei geht es auch darum, um auf den Positionen des Steuermanns, des Flight Controllers oder des Wing Trimmers an Bord der F50-Rennboote konkurrenzfähig zu sein.
Jedes Team von Sail GP hat inzwischen ein Einladungscamp für Top-Seglerinnen durchgeführt. Das Ziel ist zunächst, mindestens eine weibliche Athletin für jedes Team auszuwählen, die ab Start der Saison 2, die im April 2021 in Bermuda beginnt, als Teil der Crew trainiert. Das wird neue Rollenvorbilder hervorbringen – und inspirierende Seglerinnen und Segler, an denen Jüngere sich orientieren können.
Mutter Natur interessiert es nicht, welches Geschlecht wir auf dem Ozean haben. Wir segeln – und wir machen unseren Job nach bestem Wissen und Gewissen. Das ist wohl auch der Grund, warum wir Segeln so lieben.