Mitte Februar fliegen Leo und Cecca zurück nach Sequim, Washington State. Leo Sampson freut sich, endlich wieder an seinem 1910 von Albert Strange gebauten Cutter „Tally Ho“ zu arbeiten. Zuerst macht er klar Schiff, denn das Winterwetter hat deutliche Spuren hinterlassen in Leos Freiluftwerft.

Leo ist begeistert. Ein Gönner hat ihm zu Weihnachten einen nagelneuen, großen Elektrohobel spendiert, um die langen Balkweger zu glätten. Um die Gewinde auf die Bronze-Bolzen zu schneiden, hat Leo sich eine kleine uralte Drehbank angeschafft. Nach einer Grundreinigung und etwas Bastelei ist sie einsatzfähig, und Leo muss dafür nicht mehr auf die Werft nach Port Townsend fahren.
Die Laschen passen


Ein Schneckenbohrer wird kurzerhand von der Schraubspitze getrennt, damit der Bohrer nicht „frisst“ und womöglich – das wäre eine Katastrophe – im Holz abreißt. Zusätzlich hat Leo Sperrholzplatten gegen das Span-Ausreißen an die Bohrlöcher geklemmt. Die Löcher sind natürlich so angeordnet, dass später auch die Decksbalken-Bolzen Platz haben.
Die Bolzen bekommen etwas Fett, damit sie besser rutschen. Aber die Hakenlaschen verschraubt Leo trocken ohne Teer, Farbe oder eine andere Verbindungsmasse. Sie liegen innen, sind sichtbar und daher immer auf eindringende Feuchtigkeit kontrollierbar. So kann später beim Schrumpfen des Holzes keine hässliche Matsche zum Vorschein kommen. Diese Methode wenden viele Bootsbauer an.
Holztransport für die drei Schwestern
Nachdem Leo Sampson um Weihnachten in Connecticut beim „Duke“ weiße Eiche für die Decksbalken eingekauft hatte, startete er einen Aufruf. Er wollte einen freundlichen Trucker finden, der ihm das Holz quer durch die USA nach Sequim bringt. Und er hat ihn gefunden: Es ist Marshall Moneymaker alias „Pink Fireman“ aus Olney in Maryland, ganz an der Ostküste.


Marsh hat drei seiner sieben Schwestern durch Brustkrebs verloren. Daraufhin hat er die Stiftung For three Sisters gegründet. Seit seiner Pensionierung unterstützen er und seine Frau von der Krankheit betroffene Frauen, deren Familien und Hinterbliebene.
Mit seinem bemalten Pick-Up-Truck reist er durch die Vereinigten Staaten und wirbt für seine Stiftung der drei Schwestern. Mr Moneymaker sah Leos Aufruf im Video, und er ergriff die Gelegenheit. Schnell wurde man sich einig. Marchs Frau war einverstanden, das Holz auf den Auflieger geladen und die Reise konnte losgehen.
Quer durchs weite Land
Marsh durchquerte zehn Staaten. Er fuhr sieben Tage über endlose Ebenen und die Rocky Mountains in den bewaldeten Staat Washington. Insgesamt waren es etwa 5.600 km von Connecticut nach Sequim.
Total überwältigt von der Reise kommt er bei Leo an – und berichtet im Video von seinen Herzens-Angelegenheiten. Leo ist dankbar. Er hat in Marsh einen neuen Freund gewonnen, der sein Holz nur gegen Spritgeld und Spesen zum Refit-Projekt gebracht hat. Hut ab vor soviel Engagement.
Ein lieber Gruß zum Abschied
Zum Schluss hinterlässt Marshall eine Widmung auf einem Stück Eiche. Das macht deutlich, wie sehr ihn die Reise und das Projekt beeindruckt haben. „Ich finde keine Worte, um die Ehre und das Privileg zu beschreiben, diese Reise mit dir zu teilen. Sie hilft mir, meine Seele neu aufzuladen und weist mir den Weg für das, was vor mir liegt“, schreibt Marsh.
„Du bist ein wahrer Kunsthandwerker in deinem Metier. Und die Schönheit, die du der Welt bringst, ist erfrischend. Erhalte deine enorme Arbeitsenergie, und möge Tally Ho bald wieder in ihr Element zurück kehren. Mögen deine Segel immer gefüllt sein und die Sterne dich leiten. Cheers, guter Mann!“ Viel Pathos. Aber man sieht Marshall an, dass ihn das Erlebte wirklich berührt.
Soviel Gefühl lässt auch den pragmatischen Leo nicht unberührt. Und so verabschiedet er sich diesmal mit einem ganz besonderen Dank – an Marsh und seine Frau und alle, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Und natürlich mit Dank an alle seine Unterstützer.
Wer Leo Sampson und sein Refit-Projekt „Tally Ho“ unterstützen möchte, kann hier Gutes tun.