
Er fügt hinzu, dass er ihre Investition in den Segelsport „mit sechs oder sieben multipliziert“ habe. Obwohl es selten vorkommt, dass ein Unternehmen von einem Figaro-Projekt zur Imoca-Klasse wechselt, hofft Erwan Guyot, dass „dies andere bretonische Mittelstandsfirmen, die an Figaro beteiligt sind, dazu bewegen wird, ebenfalls den Sprung zu wagen“.
Gleich und gleich gesellt sich gern
Für Freelance.com war das Offshore-Rennen eine große Neuentdeckung. Das Unternehmen (672 Millionen Umsatz im Jahr 2021) arbeitet seit fünf Jahren mit dem Abenteurer Guirec Soudée zusammen, der die ehemalige Omia-Water Family von Benjamin Dutreux übernommen hat.
„Wir hatten noch nie Sportsponsoring betrieben, und wir hatten auch keine Lust dazu“, erklärt Vizepräsident Claude Tempe. „Aber die Begegnung mit Guirec hat alles verändert. Wir haben uns in seiner Herangehensweise wiedererkannt, es gibt viele Parallelen zwischen seiner Art, sich zu entwickeln, und der Art, wie wir unser Geschäft entwickeln.
Es ist eine Partnerschaft, die in keiner Weise vorher geplant war.“ Freelance.com finanziert das Projekt zu 80 Prozent, der Skipper sucht noch weitere Investoren.

Die Kommunikationsagentur Altavia, die 2016/17 die Schirmherrschaft über Éric Bellion übernommen hatte, kehrt mit demselben Skipper zurück, allerdings mit anderem Status. „Altavia ist kein Partner, sondern ein Teilhaber“, erklärt der Segler. „Die Idee ist, ein Kollektiv von Unternehmen zu bilden, das sich auf unsere gemeinsamen Werte stützt.“
Der Skipper, der bei der achten Vendée Globe den neunten Platz belegte, möchte sich und seine Partner mit mindestens vier weiteren Skippern zu einem Vendée-Globe-Team zusammenschließen.
Erst das Boot, dann die Sponsoren?
Auch andere Skipper müssen pokern. Die meisten verfolgen dieselbe Strategie: erst das Boot kaufen, dann die Unternehmen überzeugen. Benjamin Dutreux ging das Risiko ein, die ehemalige Hugo Boss (Version Vendée Globe 2016) zu kaufen, bevor er mit Guyot Environnement einen Partner fand. Dasselbe gilt für Benjamin Ferré, der die ehemalige Banque Populaire X erstand, für Tanguy Le Turquais (ehemals Groupe Apicil), Sébastien Marsset (ehemals Compagnie du Lit), den Schweizer Ollie Heer (ehemals Pure Best Western, erworben von seinem Landsmann Beat Fankhauser), sowie den Briten James Harayda (ehemals Time for Oceans) und den Neuseeländer Conrad Colman (ehemals V und B-Mayenne).
„Der Imoca-Markt ist so eng, dass es drängte, ein Boot zu erwerben“, erklärt Tanguy Le Turquais, der sich noch drei Monate Zeit nimmt, um einen Partner zu finden. Er hofft auf 500.000 Euro für diese Saison inklusive der Teilnahme an der Route du Rhum und auf 2,5 Millionen Euro bis zur Vendée Globe.
Benjamin Ferré hat bereits einen Hauptpartner – „ein jahrhundertealtes Familienunternehmen“ –, der im Mai bekannt gegeben wird, sucht aber nach Co-Sponsoren für ein Gesamtbudget von 1,5 Millionen Euro. Die Online-Mitfahrzentrale Blablacar war eine Zeit lang interessiert, hat dann aber wegen der Kriegshandlungen in der Ukraine das Handtuch geworfen, da ein Teil der Aktivitäten des Unternehmens in Osteuropa liegt.
Viel Nachfrage für wenig Angebot
„Auf Corona und jüngst den Krieg in der Ukraine reagieren Unternehmen als erstes damit, ihre Sponsoren-Aktivitäten zu kürzen“, kommentiert Conrad Colman. Er sei „besorgt“,hofft aber, eine Million Euro pro Jahr aufzubringen.
Ollie Heer, ehemaliger Schiffskapitän von Alex Thomson und der erste Deutschschweizer, der sich auf das Abenteuer einlässt, strebt ein Budget von 4,5 Millionen Euro bis 2025 an und wendet sich vor allem an Schweizer Unternehmen.
James Andrew Harayda segelte bisher mit Dee Caffari im Mixed Offshore © HaraydaDer Engländer James Harayda setzt die Mindestsumme für einen Titelsponsor auf 500.000 Euro fest und will einen Business-Club lancieren, für den die Eintrittskarte 18.000 Euro kosten würde. Auch Sébastien Marsset möchte Sponsoren in einem Business-Club, dem Cap Agir Ensemble, zusammenbringen.
Angesichts des Kandidaten-Ansturms bei der Vendée Globe stößt die Suche nach Partnern auf ein weiteres großes Hindernis. Es gibt derzeit keine Garantie, in zweieinhalb Jahren starten zu können, wenn die Zahl der Boote die von der SAEM Vendée festgelegte Grenze von 40 überschreitet.
Was für den einzelnen Bewerber zum Risiko wird, bedeutet für die Vendée Globe 2024 einen Riesenerfolg: Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Die Vendée Globe ist der stärkste Magnet unter den Hochseeregatten – für Skipper, Sponsoren und erst recht das Publikum.