Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat in seiner letzten Nominierungsrunde zwei weitere Crews für die Olympischen Spiele 2024 in Marseille nominiert. Ilca-6-Seglerin Julia Büsselberg und das 49er-Team Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger haben nun noch das Ticket für die im Juli beginnenden Spiele erhalten.
Damit fährt Deutschland mit der maximal möglichen Zahl von Seglerinnen und Seglern nach Marseille – als eine von nur drei Nationen weltweit, die in allen zehn olympischen Segeldisziplinen vertreten sein werden.
In den acht anderen Disziplinen gab es die Nominierung bereits am 25. Juni zur Kieler Woche. Julia Büsselberg, Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger hatten zu diesem Zeitpunkt noch zittern müssen. International hatten die drei zwar die Olympia-Qualifikation geschafft, die vom DOSB aufgestellten Hürden hatten sie allerdings nicht genommen.
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Der Deutsche Segler-Verband hatte daher beim DOSB eine Ausnahmegenehmigung für die drei Sportler beantragt. Die wurde nun erteilt, so dass das Gesamtaufgebot auf 14 Seglerinnen und Segler anwächst. Während der Kieler Woche waren die Ilca-6-Seglerin und die 49er-Crew noch sehr angespannt gewesen. Sie konnten die eigenen Chancen auf eine nachträgliche Nominierung nicht einschätzen.

„International kann man das nicht verstehen. Wer sich in anderen Ländern qualifiziert, fährt auch zu den Spielen. In Deutschland ist das nicht automatisch der Fall, da auch die sogenannte Endkampfchance erfüllt sein muss“, berichten die 49er-Segler Meggendorfer und Spranger float von den überraschten Reaktionen anderer 49er-Athleten.
Julia Büsselberg beschreibt die Herausforderung gegenüber float: „Die Endkampfchance gibt es in allen Sportarten, aber bei anderen ist sie leichter zu erfüllen.“ Die 24-Jährige hatte bereits vor einem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Den Haag (Niederlande) die internationale Hürde genommen. Aber sie konnte danach in den drei vom DSV festgelegten Qualifikationsregatten nicht überzeugen und verfehlte den Nachweis einer Top-Ten-Platzierung.

Auch Meggendorfer und Spranger blieben diesen Nachweis schuldig. Beide schafften aber den internationalen Quotenplatz bei der Last-Chance-Regatta im Frühjahr vor Hyères in Frankreich. Trotz der langen Hängepartie mit dem schwebenden Nominierungsverfahren blieben Büsselberg, Meggendorfer und Spranger dran. Sie trainierten weiter auf dem Olympiarevier und waren auch zur Kieler Woche bei der Vorstellung des deutschen Kaders dabei.
Nun kam das Happy End. „Wir freuen uns sehr, dass sich unser Einsatz gelohnt hat und der DOSB unserer Empfehlung gefolgt ist. Denn auch Julia, Jakob und Andreas haben sich das Olympia-Ticket eindeutig verdient“, sagt DSV-Präsidentin Mona Küppers. „Wir sind wirklich stolz, dass wir in allen Disziplinen vertreten sein werden.“

Angeführt wird die Mannschaft vom erfahrensten Athleten. Philipp Buhl, Weltmeister von 2020 im Ilca 7, ist bei seinen dritten Olympischen Spielen auch der Athletensprecher. Er selbst hat noch eine Rechnung mit den Spielen offen, denn noch fehlt ihm eine Olympia-Medaille in seiner Sammlung.
Dennoch hat der 34-Jährige einen guten Tipp für seine Mannschaftskollegen: „Es wird die Regatta eures Lebens. Alles ist besonders, aufregend, anspruchsvoll, bis ins kleinste Detail durchorganisiert, und die ganze Segelwelt schaut auf euch. Aber denkt einfach, es seien ganz normale Wettfahrten. Und macht nur das, was ihr ja könnt, gut segeln wie immer, und bloß nichts Besonderes wollen. Das nämlich geht schief.“

Als einzige Crew im deutschen Kader eine Medaille vorweisen können Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer. Sie gewannen vor Tokio 2021 Bronze, sehen sich deshalb aber nicht in der Rolle als Favoriten. „Das wäre zu schön, wenn es so einfach wäre“, so Kohlhoff. „Die Klasse hat sich technisch durch die Veränderung der Foils am Ruder so stark verändert, dass wir nie auslernen. Das internationale Niveau ist noch mal enorm angestiegen. Wir müssen vor allem cool bleiben, wenn es heiß wird.“
Wer tritt in Marseille für Team D an
49erFX: Marla Bergmann und Hanna Wille
49er: Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger
iQFoil: Sebastian Kördel
iQFoil: Theresa Steinlein
Ilca 7: Philipp Buhl
Ilca 6: Julia Büsselberg
470er: Simon Diesch und Anna Markfort
Nacra 17: Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer
Formula Kite: Leonie Meyer
Formula Kite: Jannis Maus
Erwartungen von Seiten des DOSB sind natürlich trotzdem da: „Drei Segelmedaillen waren es in Enoshima. Wenn Deutschland erneut so viele holt, wäre es beileibe kein Misserfolg“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert.