Du sagst, es braucht zehn Jahre. Wird Beneteau in dieser Zeit den gesamten Fabrikations-Prozess erneuert haben?
Es ist ein langer Zeitraum, und bis dahin wird sich sehr viel verändert haben.

Es geht aber auch um die Reduktion des CO2-Abdrucks bei der Produktion, richtig?
Beim CO2-Fußabdruck geht es nicht nur um den Produktionsprozess. Bei den Materialien, die man zukauft, stellt sich die Frage: Wo kommen die her? Auf welchem Lieferweg? Mit der Bahn, über den Seeweg, mit dem LKW?
Wir beginnen jetzt mit einem Modell bei der Materialbeschaffung, machen weiter mit dem Produktionsprozess und enden beim Lebenszyklus. Niemand hat das vor uns in dieser Detailgenauigkeit gemacht. Das wollen wir als „Referenzstück“ entwickeln und dabei genau verstehen, wie wir die Prozesse optimieren können.
Für ein Boot sind das etwa sechs Monate Arbeit für eine Person in Vollzeit. Wir haben insgesamt 150 Modelle. Wir müssen deshalb sehr genau die Benchmarks für ähnliche Produkte entwickeln: für einen Katamaran, einen Monohull, einen Außenborder, ein Flybridge-Schiff. Dann skalieren wir hoch und runter, basierend auf diesen Dimensionen.
Kommen wir zu den Käufern und deren Wünschen: Aktuell wollen die meisten immer noch schnell sein auf dem Wasser. Das Boot soll groß sein, und es soll luxuriös sein. Das geht nicht gut einher mit Nachhaltigkeit: Man braucht mehr Material, größere Maschinen, mehr Energie.
Wenn Leute sehr schnell sein wollen, muss man ihnen sagen, dass dies Fahrzeit und Reichweite verringert. Und ihnen erklären, dass sie fünfmal so viel Energie verbrauchen. Das kann also nicht die richtige Antwort für den Markt sein.
Schauen wir uns mal das Mindful Cruising von Delphia an. Oder die Trawler von Beneteau, die schon ein langsameres Bootskonzept verfolgen. Wir haben auch schon einige Flybridge-Yachten verlangsamen können, weil wir mehr auf eine nachhaltige Haltung setzen. Bei unseren Katamaranen mit Flybridge können schon 30 % bei Emissionen and Verbrauch eingespart werden. Der Trend geht bei uns klar in diese Richtung.
Bis vor kurzem war der Gedanke an ein Elektroauto ein Alptraum, weil man dachte, man bleibt auf halber Strecke stehen. Man muss seine Einstellung verändern. Man kann lange Strecken fahren, muss aber anders planen. Wir können die Kunden nicht zwingen, aber wir können überzeugen. Darum brauchen wir Pilotprojekte: um die Technik zu verändern, die Technologie weiterzuentwickeln und den nächsten großen Schritt vorzubereiten. Der Wandel wird kommen. Die gesamte Industrie wird sich umstellen müssen.

Stichwort E-Motoren: Arbeitet ihr außer mit Torqeedo mit anderen E-Motoren-Herstellern zusammen?
Wir arbeiten mit verschiedenen Anbietern zusammen, wir sind mit niemandem verheiratet. Es ist viel in Bewegung im Moment. Wir kooperieren mit Vision Marine Technologies bei den Daysailern, mit Torqeedo für die Einrumpf- und Mehrrumpfsegler. Und mit Volvo Penta arbeiten wir an einem Projekt für einen Hybridmotor. Dieser Antrieb wird der Game Changer der kommenden Jahre sein.
Wie schlagen die nachhaltigen Materialien finanziell ins Gewicht?
Das nachhaltige Elium-Harz ist zwei- bis dreimal so teuer. Das macht in Summe vielleicht 20.000 Euro aus bei einem 500.000-Euro-Boot. Das Harz ist also kostenmäßig nicht so relevant. Aber der Impact für die Umwelt ist enorm.
Und er wird sich steigern, je mehr Bereiche der Produktion wir in die Transformation einbeziehen. Dort liegt mein Fokus: auf dem Impact bei der gesamten Transformation.