Während ich mit angehaltenem Atem das Finale der Vendée Globe beobachte, wird immer klarer: Diese Vendée Globe könnte den ersten nicht-französischen Sieger hervorbringen! Boris Herrmann ist kurz vor dem Ziel und kann das Potenzial seines Bootes voll ausreizen. Aber man soll nichts heraufbeschwören.
Boris’ Gefühle schwanken zwischen Freude und Stress: „Es wird ein unglaubliches Finish. Ich erwarte, dass es am Mittwochnachmittag auf das letzte Grad des Windwinkels ankommt, und das ist so schwer vorherzusagen. Ich werde es ein bisschen nach Gehör spielen.“

Der Endspurt gibt ihm auf den letzten Meilen neue Energie. Alle Boote sind mitgenommen, auch Boris musste seine Segel reparieren. Aber der komplette Segelsatz ist einsatzbereit und seine Foils haben keinerlei Schaden gelitten. Vom Erstplatzierten Charlie Dalin trennen ihn nur etwa 70 Meilen, und er hat seinen perfekten Kurs durch die Wellen gefunden.
Auf die Vendée Globe steuert der 39-jährige Deutsche seit Teenagertagen zu. Wertvolle Erfahrungen sammelte er bei der Round-the-World-Regatta 2008/09 auf einer Class 40 mit seinem Freund Felix Oehme, gefolgt von der Teilnahme am Barcelona World Race 2010 auf einer IMOCA 60 mit Ryan Breymaier. Mit Frances Joyon und Giovanni Soldini erprobte er sich auf Mehrrumpfbooten. Auf „Idec“ gewann er 2016 mit Frances Joyon die Trophée Jules Verne, auf der MOD70 Maserati unternahm er mehrere Rekordversuche mit Giovanni Soldini.
Sponsoren mit Programm
Auf der Maserati lernte er auch Pierre Casiraghi kennen, den Vizepräsidenten des Yacht-Clubs von Monaco. 2016 beschlossen sie, das Team Malizia zu gründen. Pierre Casiraghi steuerte den Namen bei. Er symbolisiert die enge Verbundenheit der Grimaldi-Familie zum Meer. Francesco Grimaldi, Gründer der Familiendynastie, erhielt 1927 diesen Spitznamen.

Die Segelyacht „Seaexplorer – Yacht Club de Monaco“ wurde 2016 nach einem Entwurf von Verdier VPLP auf der französischen Werft Multiplast gebaut. Seb Josse trat mit ihr unter dem Namen „Edmond de Rothschild“ bei der Vendée Globe 2016 an. Er musste aber nach einem Foil-Schaden aufgeben.
Neben dem Yacht Club de Monaco treten auch das Logistikunternehmen Kühne + Nagel und Seaexplorer als Sponsoren auf. Weitere Unterstützer sind die EFG Bank, MSC, CMA und Hapag Lloyd. Bootspunkt kam gerade als Stifter eines Begleitboots dazu.
Der Ozean wird’s danken
Im Vergleich zu den neueren Booten hat die Seaexplorer ein niedrigeres Cockpit. Aber Boris hat seit 2016 alles daran gesetzt, seine Yacht so seefest wie möglich zu machen. Die ursprünglichen Foils hat er gegen Version-2-Foils von Verdier ausgetauscht, die sich schon auf der „MACSF“ bewährt haben. Auf dem passenden Kurs kann Boris so mit seinen großen Foils der Konkurrenz davonsegeln.
