Greenboats hat soeben das französische Familienunternehmen Depestele als Teilhaber gewonnen. Der Schritt war notwendig für eine strategische Investition: Der Bremer Pionier für nachhaltige Verbundstoffe braucht liquide Mittel für den Kauf einer Maschinenanlage, um seine Produktion erheblich auszuweiten und zu rationalisieren. Neben den finanziellen Mitteln sichert sich das Unternehmen damit den Zugang zum begehrten Rohstoff Flachs.
Das Unternehmen Greenboats hat sich mit der Herstellung von ökologisch verträglichem Komposit für Bootsrümpfe einen Namen gemacht. Ein wichtiger Bestandteil davon ist Flachs, der analog zu Glasfasern bei GFK verwendet wird. Aus dem Zentrum für den Flachsanbau, der nordfranzösischen Normandie, kommt nun folgerichtig der Investor Depestele.
Der neue Teilhaber von Greenboats vermarktet seit 1850 Flachs und ist inzwischen der bedeutendste Marktteilnehmer in Europa. Rund 750 normannische Landwirte sind mit Depestele vertraglich verbunden. Sie bewirtschaften im Nordwesten Frankreichs eine Fläche von 13.000 Hektar. Schon seit langem beliefern die Franzosen auch Greenboats mit Rohmaterial für sein Öko-Komposit. Jetzt sind sie Mitinhaber der Firma geworden.
Die Bremer bauen seit Jahren nicht nur Boote, sondern einen kompletten Produktionsprozess für das nachhaltige Komposit auf Flachsbasis mit Bioepoxiden auf. Seit vielen Jahren entwickelt Friedrich Deimann diese Kompositbaustoffe in Bremen, unter anderem mit der Abteilung für Bionik an der Uni Bremen. „Das ist komplex,“ so Jan Paul Schirmer von Greenboats im Interview mit float.
Mit Depestele bestehen freundschaftliche Beziehungen
Überdies bestünden zu der Familie Depestele regelrecht freundschaftliche Beziehungen. „Sie sind auch von uns angetan, weil wir ihr Produkt nicht einfach weiterverkaufen, sondern veredeln wollen“, sagt Jan Paul Schirmer. Beste Voraussetzungen also für eine noch engere Zusammenarbeit. Bei der Maschine, die in diesem Jahr an einem neuen Standort in Deutschland den Betrieb aufnehmen wird, handelt es sich um eine sogenannte Plattenproduktionsstraße: Platten entstehen durch die Kombination von Fasermatten mit Naturharzen in mehreren Lagen und anschließender Pressung.
Die neue Maschine ist laut Greenboats in der Lage, Kompositplatten im Format von maximal 6 x 2,45 Metern zu pressen. Diese Platten sind für Großabnehmer wie Werften interessant. Daraus können Zwischenwände, Schränke und andere Objekte mit geraden Flächen an Bord, aber auch viele andere Produkte entstehen. Bestes Beispiel war die Rennyacht Malizia von Boris Herrmann, der einige Teile aus diesem Material im Boot verbaut hat.
„Damit könnte Greenboats pro Jahr das Interieur von fünftausend 30-Fuß-Yachten ausstatten“, gibt Schirmer einen Eindruck von der Kapazität. Wichtiger noch: Die Anlage skaliert neben den Mengen auch die Kosten. Bis zu 80 Prozent günstiger können die Platten produziert werden.