Bevor das Gespräch beginnt, schickt Sebastian Kummer ein Foto. Auf dem Herd dünstet ein großer Fisch neben Kartoffeln. „Reicht für zwei!“, schreibt der 57-Jährige dazu, daneben ein Smiley. Es ist Sonntagabend, Zeit für einen Abendplausch per Telefon. Von Boot zu Boot, die beide nicht weiter voneinander entfernt liegen als eine Tagestour.

Und doch könnte die Situation nicht unterschiedlicher sein. Ich liege in der Türkei, in der Marina von Kaş. Ich habe Strom und Wasser am Steg, und wenn in wenigen Stunden die wochenendliche Ausgangssperre beendet ist, einen Supermarkt direkt vor der Tür. Sebastian Kummer hat sich. Und nur sich. Und das seit vielen Wochen. Wegen der Corona-Krise darf er in kein Land einreisen. Sein letzter Landaufenthalt war auf den Balearen.


Wie fühlt man sich nach so langer Zeit allein auf einem Segelboot? Reicht der Proviant? Wie geht man mit der Ungewissheit um, wann die Tortur ein Ende hat? Als ich Sebastians Stimme höre, ist er aufgekratzt, gut gelaunt und voller Vorfreude – auf den Fisch in seinem Kochtopf. Er erzählt, dass die Tiefkühltruhe immer noch voller Meeresfrüchte sei.
Sein heutiges Abendessen hat er irgendwo bei Gibraltar aus dem Meer gezogen. Er lacht viel, knüpft Anekdote an Anekdote, erzählt, wie sich ein Mitsegler an dem Stachel eines Petermännchens verletzt hat, „einem der giftigsten Tiere Europas“. Alles gut gegangen, lacht Sebastian.

float: Vor einigen Wochen hast Du mal gesagt, Du hättest noch Klopapier und Rum für eine lange Zeit an Bord. Was ist eher ausgegangen?
Sebastian Kummer: (lacht) Keines von beiden! Noch ist alles da. Generell bin ich gut versorgt. Wir hatten ja für eine große Crew proviantiert. Ich bin in keiner Notlage. Überhaupt nicht. Niemand muss sich Sorgen machen.
Dein Gas war knapp, auch im Wassertank waren nur noch 150 Liter. Also wirklich keine Bedenken, dass es bald eng wird?
Ich bin ja alleine an Bord, da reicht es, wenn ich einmal die Woche dusche. Über einen Videochat kann mich ja niemand riechen (lacht). Und im Meer kann ich schwimmen. Schon seit Wochen benutze ich Salzwasser zum Kochen und Abwaschen. Es ist wirklich erstaunlich, mit wie wenig man auskommt. Und Gas habe ich auch wieder.

Das heißt, Du bekommst Proviant?
(nach einigen Zögern) Ja! Mittlerweile hat das geklappt.
Darf ich fragen, wo Du gerade liegst?
Ich sage immer: Im Niemandsland! Ich darf ja seit Ausbruch der Coronakrise in kein Land mehr offiziell einreisen. Das begann mit Italien. Als ich in Griechenland ankam, schloss auch Athen die Häfen.
3 Kommentare
Schöner Propagandatitel mit dem der Artikel auf Focus Online beworben wird:
Deutscher Segler darf in Türkei nicht anlegen: „Plötzlich schaute ich in eine Maschinenpistole“
Griechische Soldaten halten dem Segler eine Maschinenpistole ins Gesicht und im Titel steht Türkei. Wieso llautet der Titel nicht richtigerweise:
Deutscher Segler darf in der EU (Italien und Griechenland) nicht anlegen: „Plötzlich schaute ich in eine Maschinenpistole“?
Richtig angemerkt und dort geändert. In der Türkei darf Sebastian Kummer leider auch nicht anlegen, sonst wäre er längst in Göçec. 🙂
Überschrift und Inhalt… würde sagen passt nicht. Griechenland müsste es heißen. Stimmungsmache 😉