Dann folgte die Türkei, das Ziel des Überführungstörns. Ich muss eben ausharren, bis ich wieder einchecken darf. Wann immer das ist? Ich hoffe mal auf Mitte Mai.
Du kannst ja aber nicht seit Wochen außerhalb der Seegrenzen auf dem Meer herumtreiben?
Natürlich nicht. Ich suche den Schutz in kleinen Buchten, anders geht es ja gar nicht. Aber ich kann das Boot natürlich nicht verlassen.
Das heißt, die Küstenwache duldet Dich?
Das weiß ich nicht, aber ich habe den Eindruck, dass jeder Verständnis für meine Situation hat. Allerdings hatte ich in Griechenland einige schlechte Erfahrungen machen müssen. Eine Nacht schaute ich in die Mündung einer Maschinenpistole der Küstenwache. Ich musste die sichere Bucht verlassen, durfte mich nicht näher als zwei Seemeilen der Küste nähern. Die Beamten haben mich anfangs sogar begleitet. Vielleicht lag das auch daran, dass ich unter türkischer Flagge fahre.

Wenn Du sagst, Du bist im Niemandsland, dann bezieht sich das auf den legalen Status. Tatsächlich liegst Du aber in irgendwelchen Hoheitsgewässern, ohne offiziell eingecheckt zu haben?
So kann man das sagen. Ich möchte natürlich ungern meine Position verraten, auf die Gefahr hin, wieder vertrieben zu werden. Aber ich bin meinem Ziel schon relativ nahe. Sagen wir mal so, ich könnte es in 24 Stunden locker erreichen.
Keine Angst, dass die Küstenwache Dich aufbringt? Gerade zwischen der Türkei und Griechenland wird derzeit ja sehr stark kontrolliert – auch wegen der Flüchtlingsproblematik.
Einmal ist mir das Herz in die Hose gerutscht, da kam die Küstenwache auf dem Meer längsseits. Aber dann blieb es bei einer Sichtkontrolle. Vielleicht wussten die auch, wer ich bin – und haben mich passieren lassen.
Wenn Du nicht erwischt werden willst, hast Du sicherlich Dein AIS ausgestellt?
Ja, und das Funkgerät auch. Das ist ja ebenfalls rückzuverfolgen. Stattdessen nutze ich ein Handfunkgerät, das immer auf Kanal 16 eingestellt ist. Für Notfälle.
Du segelst auf einem Katamaran, einer Lagoon 46, die Du bei der Werft in Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste übernommen hast, um sie nach Göcek zu überführen. Das heißt, es nicht Dein Katamaran?

Nein, der Katamaran gehört der Gesellschaft „Sailing with friends“, in Kooperation mit Pitter-Yachting soll er in der Türkei verchartert werden. Deshalb auch die türkische Flagge, die seit vergangenem Jahr Vorschrift ist für Charterboote. Wenn ich – wann auch immer – das Boot abgeliefert habe, überführe ich eine Lagoon 450 von Göcek nach Kroatien. Das ist zumindest der Plan.
Klingt, als seist Du Profisegler, dabei bist Du doch Professor in Wien an der Wirtschaftsuniversität. Sogar Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik.
Ja, das stimmt. Aber ich bin in einer Art Sabbatical. Ich habe meine Stelle auf 50 Prozent reduziert. Mein Plan war eigentlich eine Weltumsegelung, über den Atlantik bin ich noch gesegelt, habe dann aber meinen Katamaran dort verkauft. Das war nach dem Hurrikan Irma, der sehr viel Schaden an Yachten angerichtet hat. Ich konnte den Kat für gutes Geld verkaufen.
3 Kommentare
Schöner Propagandatitel mit dem der Artikel auf Focus Online beworben wird:
Deutscher Segler darf in Türkei nicht anlegen: „Plötzlich schaute ich in eine Maschinenpistole“
Griechische Soldaten halten dem Segler eine Maschinenpistole ins Gesicht und im Titel steht Türkei. Wieso llautet der Titel nicht richtigerweise:
Deutscher Segler darf in der EU (Italien und Griechenland) nicht anlegen: „Plötzlich schaute ich in eine Maschinenpistole“?
Richtig angemerkt und dort geändert. In der Türkei darf Sebastian Kummer leider auch nicht anlegen, sonst wäre er längst in Göçec. 🙂
Überschrift und Inhalt… würde sagen passt nicht. Griechenland müsste es heißen. Stimmungsmache 😉