Über fünf Jahre schuften für einen Spleen. Ein Rennkutter aus Holz wurde vor 120 Jahren innerhalb eines Jahres gebaut. Die türkischen Gulets aus Holz entstehen heute in circa zwei Jahren, wobei im Sommer pausiert wird.
Beim Wiederaufbau seines Albert-Strange-Kutters von 1909 geht Leo Sampson mittlerweile ins sechste Jahr, Ende offen. Fast könnte man denken, der Weg sei das Ziel – würde der Kutter nicht immer prächtigere Formen annehmen.
Leo arbeitet auf 125 Prozent. Der Rest der großen Crew hat seine eigenen Aufgaben. Leo führt uns durch einen Tag im Leben des Bootsbauers. Er zeigt das ganze Projekt mit den verschiedenen Gewerken und beschreibt die Herausforderungen, die der Wiederaufbau des Rennkutters Tally Ho mit sich bringt. Die Episode macht die Komplexität dieses großen Projektes bewusst.
Ein Universum für sich
Immer noch gibt es viele Baustellen. Jede wird von hervorragenden Bootsbauern und Facharbeitern bearbeitet. Leo selbst verbringt inzwischen fast die ganze Zeit mit organisieren, planen, bestellen, Schecks ausstellen und Videos schneiden. Für eine Minute Film braucht er etwa eine Stunde, also zwei volle Tage für ein Video.
Wenn er dann noch etwas Zeit findet, legt er gerne selbst mit Hand an, z.B. für die Niedergangstreppe und die Schanzkappenleiste. Das sind dann die 25 Prozent über der 100 Prozent Büroarbeit. Hut ab vor dieser Leistung. Der guten Stimmung tut das indes keinen Abbruch.
Jeder Arbeitstag beginnt um acht Uhr. Leo schließt auf und schaltet den Strom ein, dann trudeln die Kollegen ein. Zweimal die Woche ist Frühbesprechung, das ganze Team ist versammelt und die anstehenden Arbeiten werden besprochen. Jeder hat so seine eigenen Gedanken dabei.
Genau nach Plan
Dann führt uns Leo durch die verschiedenen Arbeitsplätze. Inzwischen sind zehn Mitarbeiter beschäftigt und Leo hat genug damit zu tun, die verschiedenen Arbeiten zu koordinieren. Das läuft genau nach Plan.
Die beiden Oldies im Team, Clifton und Pat, sind damit beschäftigt die Teakholzaufbauten zu erschaffen. Im Moment bauen sie das Achterpiek-Luk und den vorderen Niedergang. Dabei entstehen kleine Kunstwerke, die jedes für sich ein Augenschmaus sind. Man spürt die Freude, die es ihnen macht, mit dem schönen Holz zu arbeiten.
Besonders stolz ist Clifton über die Wasserablaufrinne an der Vorderkante des „Lazarette Hatch“, die er mit dem ihm eigenen Humor vorstellt. Pat hingegen führt uns seinen vorderen Niedergangsaufbau mit Stauklappen an den Seiten vor, genauso schön wie der Hauptniedergang, nur etwas kleiner dimensioniert. Bailey, mal wieder ein weiblicher Neuzugang, sorgt für den nötigen Lackaufbau in unzähligen Schichten.
Von Grauwasser bis Salonsofa
Erika ist ein wahrer Sonnenschein, der gerne und viel lacht. Sie kriecht in die kleinsten Winkel und kümmert sich um die Installation der verschiedenen Wasserleitungen: Frisch-, Grau- und Schwarzwasser. Außerdem bereichert sie die lustigen Werbegags.
Joe hingegen sitzt ein paar Meter dahinter im Maschinenraum und überlegt, was er alles bestellen muss, damit die Arbeit reibungslos vorangeht. George baut ihm aus Sperrholz die Grundplatte, auf der Joe den Wasserboiler installieren wird. Als nächstes aber ist ein Edelstahl-Auspuffrohr in Arbeit. Die Koordination der verschiedenen Maschinen-Anschlussteile fordert den ganzen Mann.
George, der Youngster im Team, ist mit Fleiß bei seinem Projekt Salonsofa engagiert. Gegenüber baut Paddy die Küchenzeile. Der lang erwartete Kühlschrank ist endlich eingetroffen. Er braucht einen festen Sitz in der durchgehenden Längsküche.
Mock Up für die Nasszelle
Warum keine U-Pantry mit Arbeitsfläche, Spüle und Herd um den Smutje herum? Leo erklärt es uns: Um Stehhöhe auch für größere Mitsegler zu erreichen, musste der Boden abgesenkt werden. Dadurch ist die Grundfläche schmaler. Damit man kochen kann und anderen Crewmitgliedern immer noch der Durchgang ermöglicht wird, wäre eine U-Form äußerst ungeeignet. Sie erlaubt zwar sicheres Arbeiten auch bei Schräglage, weil man sich mit dem Hintern besser abstützen kann, würde aber den Durchgang komplett verbauen.
Dann muss man sich halt am Tisch abstützen, einen Kompromiss gibt es immer. Das ist das Schöne daran, wenn man vorher ein Mock Up, also eine provisorische Anordnung, erproben kann.