Während Russland den Krieg in der Ukraine mit wachsender Brutalität führt, planen viele Länder Sanktionen gegen russische Milliardäre, die Staatspräsident Wladimir Putin nahestehen. Hamburg prüft jetzt, ob mehrere Megayachten in der Werft von Blohm+Voss (B+V) beschlagnahmt werden können. Bis dahin dürfen die „Dilbar“, mit 156 Meter Länge sechstgrößte Privatyacht der Welt, und zwei weitere Luxusschiffe nicht den Hafen verlassen. Nach übereinstimmenden Medienberichten am Donnerstagabend ist die Beschlagnahme jetzt erfolgt.
Wie float kürzlich berichtete, versuchen Oligarchen offenbar, ihre Yachten dem Zugriff westlicher Behörden zu entziehen. Im Mittelmeer verließ die „Galactica Super Nova“ den Hafen von Barcelona. Das Schiff gehört dem russischen Milliardär Vagit Yusufovich Alekperov, der mit Öl reich wurde. Da das Ziel Montenegro außerhalb der EU ist, liegt der Verdacht nahe, Alekperov wolle eine Beschlagnahme verhindern. Andere Yachten laufen derzeit mit Kurs auf die Malediven.
Die „Dilbar“ in Hamburg gehört Alischer Burchanowitsch Usmanow. Der gebürtige Usbeke gründete nach dem Zerfall der Sowjetunion zahlreiche Unternehmen in diversen Geschäftsfeldern und verdiente insbesondere im Bergbau Milliarden. Der prominente Kreml-Kritiker Alexander Navalny wirft ihm vor, permanent im großen Stil Steuerbetrug am russischen Staat zu begehen – mit Duldung Putins.
Ehemalige Yacht von Roman Abramowitsch
Ebenfalls im Trockendock von B+V: Die „Luna“ auf Position 25 in der Rangliste der weltgrößten Yachten. Das 115 Meter lange Schiff mit Swimmingpool, neun Gästezimmern und 49 Besatzungsmitgliedern hat 2010 die Lloyd-Werft in Bremerhaven für Roman Abramowitsch gebaut.
Der Oligarch, der aktuell vier Megayachten besitzt und jetzt den Fußballclub Chelsea abgeben will, verkaufte die Luna 2014 an den nächsten Oligarchen. Farkhad Akhmedov aus Aserbaidschan machte zuletzt Schlagzeilen, als er die „teuerste Scheidung in der Geschichte Großbritanniens“ akzeptierte. Zum Streitwert von 450 Millionen Pfund soll auch die Luna gehören.
Blohm+Voss, seit 2016 Tochter der Bremer Lürssen-Werft, wollte sich auf Anfrage von float zu dem Sachverhalt nicht äußern. Die Wirtschaftsbehörde von Hamburg teilt hingegen mit: Was die mögliche Sanktionierung russischer Yachteigentümer betrifft, sei der Zoll die verantwortliche Vollzugsbehörde. Er ist für eine beantragte Ausfuhrerlassung zuständig und überwacht das Verfahren.
Eigentumsverhältnisse noch ungeklärt
„Das funktioniert natürlich nur dann, wenn die Eigentumsverhältnisse eindeutig geklärt sind und diese Besitztümer auch sanktionsbewährt sind. Insofern verlässt natürlich keine Yacht den Hafen, die das nicht darf“, teilte eine Sprecherin des Stadtstaats gegenüber float mit. Bis dies geklärt ist, bleiben die genannten Yachten im Hamburger Hafen.
Die Besitzverhältnisse von Megayachten sind zumeist nicht einfach zu ermitteln: Sie gehören in aller Regel nicht direkt einer superreichen Person, sondern sind steuersparend über Holdings und ganze Firmen-Netzwerke rund um den Globus rechtlich verortet. Daher ist die Zuordnung zu einem konkreten Eigner ein Stück Recherchearbeit. Die EU, Großbritannien, Kanada und die USA arbeiten an einer „Task Force“, die Listen mit Eigentümern erstellt. „Wir werden ihre Yachten, ihre Luxuswohnungen, ihr Geld jagen“, sagte ein Vertreter der US-Regierung.
Ein Kommentar
[…] Yacht beschlagnahmt: Das US-Magazin „Forbes“ berichtet, dass die Luxusyacht „Dilbar“ beschlagnahmt wurde. Das 156 Meter lange Schiff liegt derzeit in einem Dock von Blohm + Voss und ist im Besitz des Oligarchen Alischer Burchanowitsch Usmanow, der als Strohmann für den russischen Präsidenten Putin gewirkt haben soll. Nun steht er auf der Liste der Russen, deren Vermögen beschlagnahmt werden soll. Nach einigem Hin und Her welches Ministerium für solche Maßnahmen zuständig ist, scheint es nun eine Lösung gegeben zu haben. Am Mittwoch sollen schon keine Arbeiter mehr an der Yacht gewerkelt haben. Usmanow will sich gegen die Sanktionen juristisch wehren. forbes.com, floatmagazin.de […]