Aus der Asche des Banque-Populaire-Fiaskos zur Vendée Globe 2024 erhebt sich ein neues Team: Clarisse Crémer, Alex Thomson Racing und L’Occitane en Provence. floats Medienpartner Tip & Shaft kennt die detaillierten Hintergründe.
Am 17. Februar zog sich die Banque Populaire von der Vendée Globe zurück und bot die ehemalige Apivia, die das Team gerade in Besitz genommen hatte, zum Verkauf an. Am 21. März erwarb Alex Thomson die Imoca. Einen Monat später, am 19. April, wurde in einer Pressemitteilung das neue Trio vorgestellt: Sponsor L’Occitane en Provence, Skipperin Clarisse Crémer und Team Alex Thomson Racing. float hat darüber berichtet.

Die Rasanz der Ereignisse hat sogar Clarisse Crémer überrascht: „Vor zwei Monaten hatte ich die Idee der Vendée Globe begraben. Ich sah nicht, wie es möglich sein sollte, wir mussten ein Boot und ein Team finden, bevor wir überhaupt das Geld auftreiben konnten. Ich habe wirklich bei Null angefangen.“
Nach dem Medienecho auf den Rückzug des Sponsors erhielt sie viele Anrufe und Unterstützungsnachrichten, „hauptsächlich von Angelsachsen, ich kann mir nicht erklären, warum“, fügt sie hinzu und zitiert Sam Davies, Dee Caffari und Alex Thomson.
Alex geht in sich
Alex Thomson bestätigt: „Ich hatte ein langes Gespräch mit meiner Frau darüber, und von da an war ich hin- und hergerissen. Natürlich will man helfen, weil man nicht einverstanden ist mit dem, was passiert ist. Aber das ist mit einem gewissen Risiko verbunden. Ich habe Clarisse angerufen und gesagt: ‚Willst du immer noch die Vendée Globe machen?‘ Wenn ja, dann denke ich, dass wir einen Weg dafür finden können.“

Clarisse fährt fort: „Ich sagte Alex, ja, will ich. Aber es schien mir unerreichbar. Die Dinge begannen sich zu klären, als die Banque Populaire ihren Rückzug bekannt gab. Plötzlich gab es eine Möglichkeit, das Boot zu retten. Wir mussten uns in Stellung bringen, um es zu kaufen, und Alex hatte die Investoren dafür.“
Nachdem Clarisse Crémer zunächst vorgeschlagen hatte, bei der nächsten Vendée Globe auf der aktuellen Canada Ocean Racing (ex Acciona) anzutreten, mit der der kanadische Geschäftsmann Scott Shawyer 2028 an den Start gehen will, gelang es ihnen, die Finanzierung in Rekordzeit abzuschließen und die ehemalige Apivia von Charlie Dalin zu erwerben.
Knapp an Zeit
„Das Boot kostete etwas weniger als fünf Millionen Euro“, sagt Alex Thomson. „Offiziell gehört das Boot mir, aber wir haben es über Canada Ocean Racing, über Scott Shawyer, finanziert. Er hat uns dafür etwas Geld geliehen. Einer meiner ersten Anrufe ging an Scott. Er ist ein fantastischer Geschäftsmann und auch er war von der ganzen Situation ziemlich entsetzt, also ist er auch ein ziemliches Risiko eingegangen und hat uns das Geld für den Kauf des Bootes geliehen.“

Ein großer Schritt in die richtige Richtung war getan, aber Clarisse musste Sponsoren finden. „Mir war ein bisschen schwindelig, denn auch wenn ich Tanguy (Le Turquais, ihr Ehemann) ein wenig bei der Sponsorensuche geholfen hatte, so hatte ich das dank meines Ex-Sponsors Banque Populaire schon lange nicht mehr für mich selbst getan. Und vor allem waren wir sehr, sehr knapp in der Zeit.“
Aber auch hier lief die Maschinerie auf Hochtouren: Zu den Personen, die Clarisse Crémer nach dem Ausbruch der „Affäre“ Nachrichten hinterließen, gehörte Adrien Geiger, Generaldirektor von L’Occitane en Provence, dem Titelsponsor von Armel Tripon bei der letzten Vendée Globe. Auch er hatte Clarisse Crémer über ihre Absichten für 2021 ausgehorcht.

Elternurlaubsprogramm
Adrien Geiger bestätigt: „Als ich erfuhr, was Anfang des Jahres passiert ist, habe ich mich wieder mit Clarisse in Verbindung gesetzt. Aber zunächst dachte ich, dass es nicht möglich sei, etwas mit ihr zu machen. Dann habe ich gemerkt, dass sich die Dinge auf ihrer Seite mit dem Einstieg von Alex Thomson ziemlich schnell entwickelt haben. Mit dem Kauf des Bootes wurde ein echtes Projekt auf die Beine gestellt.“
