Boris Herrmann liegt auf Platz 3, nachdem die Taktik von Louis Burton heute morgen aufging und er sich von Westen auf den zweiten Platz, hinter Charlie Dalin, schieben konnte. Alle Erstplatzierten müssen aktuell durch einen Windkorridor, wie Meteorologe Sebastian Wache erklärt.
Bevor es auf die Zielgerade geht, laden wir euch zum virtuellen Drink mit Boris Herrmann live an Bord der „Seaexplorer“ ein – beim Get Together per Zoom-Video an diesem Sonntag (24. Januar 2021) um 17 Uhr. Den Zugangscode erhalten alle Abonnenten des float Newsletters automatisch ins Postfach.
Wie sich das Rennen weiter entwickelt, bleibt die nächsten Stunden und Tage extrem spannend. Die Rennleitung geht davon aus, dass die sechs führenden Schiffe in kurzen Abständen ab dem 27. Januar ins Ziel laufen werden. Boris Herrmann rechnet aktuell mit dem 28. Januar morgens gegen 4 Uhr, aber das kann sich natürlich noch verschieben. Heute fand das vermutlich letzte Pressegespräch mit Boris an Bord der SeaExplorer statt. Mitte kommender Woche sehen wir ihn im Ziel.
„Ich bin vorsichtig mit zu hohen Erwartungen“
Boris, wie geht es Dir in der aktuellen Situation?
Im Moment ist der Druck gerade nicht so hoch. Ich muss keine Angst haben, dass mir der Mast vom Deck fegt und ich habe mehr geschlafen.
Ich bin der Jäger und sie sind die Gejagten.
Ich versuche ruhig zu bleiben. Ich fixiere mich nicht auf die Platzierung. Ich bin vorsichtig mit zu hohen Erwartungen. Dennoch gebe ich alles. Den größten Einfluss hat nun das Routing. Wann halse ich, welche Winddreher erwische ich? Davon hängt vieles ab.
Das Rennen wird auf den letzten Metern entschieden. Was macht das mit Dir?
Das gibt mir zusätzlich Motivation für den Endspurt. Für mich dreht sich ja alles zum Positiven. Vor zwei Wochen lag ich noch an zehnter Stelle. Dann habe ich sehr vom Zusammenrücken des Feldes profitiert. Ich bin der Jäger und sie sind die Gejagten.
Du bist jetzt fast zu Hause. Fühlt sich das schon real an?
Es fühlt sich sehr real an. Ich spreche viel mit meiner Frau und freue mich sehr sie wiederzusehen. Sie plant, nach Les Sables d’Olonne zu kommen. Die Rückkehr ins normale Leben in Hamburg wird erst einmal ganz besonders sein.
Die alte Welt wieder neu entdecken.
Die alte Welt wieder neu zu entdecken fand ich nach dem Zurückkommen von so langen extremen Segelreisen immer besonders schön. Morgens den Duft des Kaffees als etwas ganz Besonderes zu empfinden. Einer der schönen Effekte dieses Abenteuers ist es, den Blick zu erfrischen!
Was, wenn am Ende die Zeitgutschriften entscheiden?
Das ist ganz simpel: Plätze gutzumachen fühlt sich gut an, Plätze zu verlieren bitter. Schlimmer als Plätze auf dem Wasser zu verlieren. Wenn Thomas Ruyant mich überholen würde und ich wäre Vierter auf dem Wasser und Dritter auf dem Podium, wäre ich glücklich und froh. Und es wäre ja auch gerecht.
Hast du die Schnauze langsam voll?
Stimmung und Wohlbefinden ändern sich bei diesem Rennen ja ständig, und unser Wohlergehen wird bestimmt von Wind und Wellen. Mit etwas Schlaf sieht die Welt schon wieder besser aus. Oder bei ruhigerer See. Im Moment ist es fast traumhaft hier draußen. So könnte es gerne weitergehen.
Unser Wohlergehen wird bestimmt von Wind und Wellen.
Ich hatte nach dem Äquator sehr harte Bedingungen für viele Tage und war mit den Nerven etwas am Ende.