Kay Hoffmann hatte Weihnachten in Deutschland verbracht. Eine Woche später war er zurück auf Guadeloupe, um seinen Lebenstraum fortzusetzen: einmal zur Osterinsel segeln. Von Lagos in Portugal gestartet, soll es für den 58-jährigen mit seinem Schiff, einer Victoire 1122, von Guadeloupe nach Colón und weiter durch den Panama-Kanal in den pazifischen Ozean gehen – einhand.
Am 28. Dezember hatte er in Paris mit der Metro den Flughafen wechseln müssen. Er war vorbildlich dreifach geimpft und guter Dinge, sich nicht so leicht anzustecken. Als Kay Hoffmann am 30. Dezember 2021 Richtung Colón Segel setzte, ging es ihm gut. Erst am Abend bemerkte er erste Anzeichen von Schlappheit, die er dem Flug und der Anpassung an das veränderte Klima zuschrieb. Er machte vorsorglich einen der Coronaschnelltests aus seiner Bordapotheke: negativ.
Aber am nächsten Morgen hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert. Ein weiterer Test schlug an: positiv. Umzukehren war für Hoffmann keine Option. Er hatte mit 25 Knoten und achterlichem Wind schon gut Strecke gemacht. Zurück nach Guadeloupe hätte er beschwerlich kreuzen müssen. Dazu fehlte ihm die Kraft. „Von da an war ich platt“, erinnert sich der Segler. „Ich war kaum in der Lage irgendetwas zu machen.“ Gerade konnte er noch das Schiff soweit vorbereiten, dass er die neun Tage, die vor ihm lagen, auch krank bewältigen konnte.
Wenn du musst, geht alles
Seine Victoire ist ein sehr sicheres, seegängiges Schiff und er war für den Törn gut vorbereitet. „Ich habe es im September 2021 gekauft und bin die klassische Runde bis Bermuda und dann wieder zurück gesegelt.“ Alles, was geändert und erneuert werden musste, hat er nach dem Törn umgesetzt: „Alles stehende Gut habe ich neu machen lassen. Ich habe jetzt tolle Lithium-Batterien mit 400 Ampere und Solarpanels, die meine Akkus innerhalb von wenigen Stunden wieder aufladen. Die Ralentir läuft jetzt wunderbar.“

„Ich habe alle Vorkehrungen getroffen, damit das Schiff möglichst selbstständig fahren konnte.“ Der gebürtige Leipziger stellte die Windsteueranlage ein, setzte ein drittes Reff und legte sich in die Koje. Die ersten beiden Tage plagten ihn heftige Glieder- und Kopfschmerzen, die er mit Aspirin behandelte. Im Notfall hätte ihn das AIS geweckt. Er schlief tagelang nur mit kurzen Unterbrechungen und befand sich in einem beständigen Dämmerzustand.
„Ich hatte hohes Fieber, war kraftlos und steif wie ein Brett. Sehr vorsichtig und tapsig bewegte ich mich an Bord, nach ein paar Handgriffen war ich platt und musste mich wieder hinlegen. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, richtig aufmerksam zu segeln, sonst hätte ich driften müssen.“ Er hätte nicht gewusst, was passiert wäre, wenn er auf dem Atlantik mit harten Bedingungen unterwegs gewesen wäre. „Ich hätte es sicher auch gemeistert. Wenn du musst, geht alles.“
Krank ja, Drama nein
Hoffmann hatte sich nicht in Lebensgefahr gefühlt. Man muss schon selber klarkommen, wenn man da rausgeht, findet er. „Ich habe sehr gehofft, dass es kein akuter Krankheitsverlauf mit Atemnot wird. Dann hätte ich einen Arzt angerufen, aber ob der mir wirklich hätte helfen können?“ „Ich habe eine gute Bordapotheke dabei. Ich habe Antibiotika und kann mich im Notfall auch mit Nadel und Faden selber ein bisschen operieren. Aber bei Corona gibt es ja nicht allzu viel.“
Hoffmann hatte großes Glück mit dem Wetter auf dieser Route. „Bis Guadeloupe hatte ich sehr schweres Wetter gehabt, aber auf der Strecke von Guadeloupe nach Colón in Panama war das Wetter freundlich und die Wellen sanft.“ Es war ein angenehmes Segeln und zum Glück war nicht viel Mitarbeit nötig. Die Windsteueranlage tat ihren Dienst und auf dem Kurs war wenig Verkehr.

Ein Kommentar
Kay Hoffmann hat sein tolles Boot übrigens mit YACHTVERSTAND gefunden. Er wurde beim Kauf, der Überführung und der Ausrüstung des Schiffes für seinen großen Törn von YACHTVERSTAND tatkräftig unterstützt und beraten. YACHTVERSTAND steht ihm auch während der Reise 24/7 zur Seite wenn schnell mal ein neues Groß gebaut und verschickt werden soll oder irgendwelche Ersatzteile besorgt werden müssen.
Außerdem hat YACHTVERSTAND der Partnerin von Kay Hoffmann auf einem Törn mit schnuppersegeln.de den Spaß am Segeln vermittelt. Sie war so begeistert, daß danach der Traum vom eigenen Schiff direkt mit vereinten Kräften ermöglicht
werden…