Bavaria hat seine Kunden zum „Baltic Weekend“ nach Hohe Düne in Warnemünde eingeladen und präsentiert seine Neuheiten. Im Hafen liegt die brandneue Nautitech 40 Open, die vom Naval-Architekten Marc Lombard und Designer Stéphane Roséo dieses Jahr ein Update bekommen hat. Beim Cannes Yachting Festival kann sich das internationale Publikum ab 12. September ein Bild davon machen.
Ich habe schon vorher das Glück, denn Teil dieses Wochenendes ist neben Bootsbesichtigungen und Vorträgen auch ein reines Frauen-Segeltraining mit Mareike Guhr auf der Nautitech 40 Open. Bavaria will damit auch seine weiblichen Kunden ansprechen und fördern. Es gibt schließlich immer mehr gut verdienende Frauen, die sollten die Werften als Kundschaft nicht ignorieren. Ich habe noch nie an einem Segeltraining nur für Frauen teilgenommen. Vier Stunden lang kann ich erleben, wie Frauen lernen, wenn sie als rein weibliche Crew miteinander segeln.
Es ist kurz vor 9 Uhr, Mareike Guhr bereitet das Boot vor. Die Sonne scheint, es weht eine leichte Brise – gute Bedingungen für das Segeltraining. Nach und nach trudeln die Frauen ein, Mareike empfängt sie an Bord. Am Steg stehen die Männer und schauen zu, ein Fotograf macht Bilder für die Werft. Es wirkt, als würden wir zu einem längeren Törn aufbrechen. Es ist immer noch etwas besonderes, wenn Frauen alleine segeln oder es gemeinsam üben.

Wir stellen uns vor: Melanie ist mit 26 Jahren die Jüngste, sie segelt erst seit einem Jahr und hat bereits den SKS gemacht. Conny hat schon zehnmal soviel Segelerfahrung und ist die typische Mitseglerin, die theoretisch alles kann, sich aber nicht traut, das Ruder zu übernehmen. „Ich war noch nie auf einem Boot und wurde einfach angemeldet“, stellt sich Olga vor. So erging es auch zwei anderen Frauen.
Ich möchte auch mal das Ruder beim Ablegen übernehmen, statt die schweren Leinen zu verstauen.
Nun sind sie alle hier und gespannt auf die neue Erfahrung. Barbara ist da schon ein Stück weiter: Sie besitzt ein eigenes Boot und hat die Website erfahre-meer eröffnet. Rosi ist die Bordälteste und Erfahrenste unter uns. Sie will nicht länger Crewmitglied sein, sondern Co-Skipperin werden: „Ich möchte auch mal das Ruder beim Ablegen übernehmen, statt die schweren Leinen zu verstauen, während er sein Ablegezigarettchen raucht. Ich trinke dann eine Tasse Kaffee“, sagt sie grinsend. Die Gruppe lacht. Die Erfahrungen ähneln sich: lieber Mitsegeln, nicht so viel Traute, nicht so viel Erfahrung, gefühlt zumindest. Also Leinen los, etwas Neues erfahren!

Mareike wirft die Maschinen an und bittet Rosi gleich ans Ruder, um das Ablegemanöver zu fahren. Ruhig und freundlich erklärt sie ihr, was sie tun muss, ohne selbst einzugreifen. Die Skipperin ist zuerst vorsichtig, befolgt aber konzentriert die Anweisungen von Mareike und wird zunehmend entspannter. Wir anderen machen die Leinen klar und verstauen die Fender – eine unserer leichtesten Übungen.

Wir tuckern aus dem Hafen. Einige erkunden den Kat, der so viel Platz bietet, dass elf Frauen sich nirgends im Weg stehen. Zwei Frauen öffnen das Baumkleid, zwei weitere setzen das Groß, Mareike ruft die nächste Frau ans Steuer. Die anfängliche Zurückhaltung löst sich auch bei dieser Skipperin schnell. Auch sie ist überrascht, dass es ihr gar nicht schwerfällt, das Boot zu steuern.


Jetzt eine Wende! Mareike gibt ganz ruhig ihre Anweisungen, das Manöver klappt reibungslos. „Schau immer auf den Verklicker“, rät sie, „und fahr richtig hoch am Wind.“ Jede Frau kommt mal ans Steuer, auch Olga, die noch nie ein Ruder gehalten hat. Mareike führt auch sie auf den richtigen Kurs. Ausführlich und geduldig beantwortet sie alle Fragen, es gibt keine Kritik, keinen Unterton. Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht.
Währenddessen tauschen sich die anderen Crewfrauen aus, sprechen über ihre Segelerfahrungen, über die Boote, die sie schon gesegelt sind, über ihre Rollen an Bord. Sie könnten mehr, wenn sie sich trauen würden, ist das Fazit. Und dass es sich gut anfühlt, wenn nur Frauen an Bord sind. Es ist weniger Stress, sagt eine. Eine andere Teilnehmerin bemerkt, dass es hier nicht darum gehe, wer mehr weiß. Olga findet es toll, dass man, also Mareike Guhr, sich so gut um sie kümmert.

Ich bin überrascht, wie entspannt und lustig die Stimmung nach so kurzer Zeit ist. Das sei speziell weiblich, findet eine Seglerin. Das geht nur unter Frauen, sagt eine andere. Der Umgang miteinander ist anders, entspannter und angstloser, schließt eine weitere. Das liegt sicher auch am sanften Wind, der es gut meint mit der Crew.

Nach drei Stunden Segeltraining kehren wir zurück in den Hafen, wo Mareike mit der Crew Hafenmanöver übt. Das geht mit dem doppelt motorisierten Katamaran besonders gut, wenn man die Technik beherrscht. Fast jede am Ruder hat zu Beginn Sorge, die Kontrolle zu verlieren oder das Boot zu beschädigen. Die Trainerin steht neben der jeweiligen Skipperin, sie erklärt, hilft und vermittelt vor allem Ruhe und Sicherheit. Alle drehen konzentriert ihre Runden mit dem 40-Fuß-Schiff im Hafen, allen gelingt das Manöver. Eine Erfahrung, die Mut macht.


Als wir beim Anlegen ein Weilchen brauchen – lieber langsam und kontrolliert als hektisch die Kontrolle verlieren – ist das Hafenkino schon nicht mehr so wichtig. Eine tolle Erfahrung, finden alle hinterher und wollen am liebsten gleich wieder los.

Mehr über die Weltumseglerin Mareike Guhr, ihre Gedanken zum Frauensegeln und ihre Zukunftspläne lesen Sie in Kürze auf float.