Der Törn von Inken Greisner und Markus Willkomm mit ihrer Kieljolle „inkus“ rund Fünen ist ausgezeichnet – mit einem von vier Medienpreisen, die float beim Fahrtenseglertag 2018 der Kreuzer Abteilung im Deutschen Segler-Verband erstmals vergeben hat. Unsere Serie über Fahrtensegeltörns geht weiter mit dem Bericht der beiden Preisträger in der Kategorie Küste.

4 bis 5 Bft aus WNW, wir hatten den küstennahen Weg um Fyns Hoved gewählt, jetzt müssen wir kreuzen, haben wir Windversatz … stimmt unser Kurs noch? Mit angehaltenem Atem und stark gekrängtem Boot rutschen wir übers Flach. Am Abend überprüfen wir unsere Route mit GPS und Karte: die war völlig korrekt, aber 2 Meter Wassertiefe ist einfach nicht viel, so breit wie unser Boot und der Grund deutlich zu erkennen. Traumhafte Landschaft an der Nordostspitze Fünens! Auf langer Welle segeln wir entspannt an der Küste entlang, bevor wir in die Kerteminder Bucht anluven. Welle weg, dafür eine schöne Kreuz mit viel Wind, bis wir den Hafen anliegen können.

Wellen sind die Herausforderung
Im Hafen Kerteminde finden wir einen wunderbaren Liegeplatz direkt am Strand. Die netten Grillstände im Hafen mit kleinem Kräuterbeet haben uns sehr gefallen, auch die Waschmaschinen. Stadtbummel. Hier könnte man länger bleiben. Machen wir aber nicht … sondern legen wieder ab, am 19. Juli um 13:30 Uhr. Vorhersage war 2-3 aus Süd-Ost. Vor dem Hafen: Schaumkronen und Brandungswelle, nach einer Stunde binden wir das Reff ein, Markus im Trapez: „Ist gar nicht so windig, wie es scheint.“ Hä??

Die Wellen sind die Herausforderung – klar, aber die kommen vom Wind. Wenn die höher werden, müssen wir umkehren nach Kerteminde. Die Brücke kommt in Sicht. In Sicht. In Sicht. Stunden später bereiten wir uns auf die Durchfahrt unter der Brücke über den Großen Belt vor. Wir hatten sicherheitshalber einen Torbogen mit 15 Metern Durchfahrsthöhe gewählt, jetzt ewig weit draußen, aber wir haben keine Kapazitäten um die Planung zu ändern. Kurz vor der Brücke: Wir müssen hoch am Wind hindurch, grausame Verwirbelung, das Wasser kocht, der Wind kommt von überall – ich falle ab.
„Schon komisch: Da segeln wir mit äußerster Anspannung und Konzentration auf See und legen erleichtert im Hafen an, um uns gleich wieder nach dem nächsten Abenteuer auf See zu sehnen.“ (Markus)
Nerven sortieren und Situation besprechen
Zweiter Versuch: Nerven sortieren und Situation besprechen: Die Doppelpfeiler der breiten Brücke lenken den Wind in alle Richtungen. Ich halte diesmal auf die Mitte des Torbogens, Markus trimmt die Fock ununterbrochen – wir sind durch, der „echte“ Wind zieht wieder. Nyborg – im hintersten Eckchen finden wir einen Superplatz mit Privat-Picknickbank.


Heute ist der 20. Juli. Es soll weiter auffrischen, alle Yachties sind sich einig: Heute legt keiner ab. Beim Garagenverkauf einer Edel-Bekleidungsfirma kauft Markus zuversichtlich eine kurze Hose – und zwei Pullover. Mein neues geringeltes Kleid kann ich den ganzen Törn nicht anziehen. Wir quatschen mit den Glücksburgern, die wir später wieder treffen. Nyborg ist eine sehr schöne alte Stadt, sie war vor Kopenhagen Residenzstadt. Wir sind sehr froh, hier Zeit zu verbringen. Fisch essen wir im Hafenrestaurant. Der Wetterbericht: Drehende, starke Winde. Die Tiefs kreiseln über uns.
Gemütliches, trockenes Segeln nach Lohals auf der Insel Langeland. Wir gehen in den alten Hafen und liegen zwischen Fischerbooten – wie in Kroatien. Inselstimmung, Gratis-Fahrräder und Party am Abend. Fahrradtour zur Nordspitze der Insel: wunderschöne Landschaft, aber viele Höfe und Grundstücke sind zu verkaufen.

Sonnenuntergang überm Sund – und dann brennt die Kohle nicht
Wir kaufen zwei echte Profi-Steaks und wollen unseren drei Jahre alten Einmal-Holzkohle-Grill nutzen und danach endlich wegwerfen. Picknickbank auf der Kade, kühles Bier, Sonnenuntergang über dem Sund – und dann brennt die Kohle nicht. Auch die Pappe ist salzwasserfeucht und hilft nicht. Schließlich (kurz vor einem Wutausbruch) fackelt Markus mit unserem Gaskocher die Kohle an. Es wurde alles gut. Wir haben fürstlich gegessen und anschließend beim Hafenfest getanzt.

Heute ist der 22. Juli: Das Wetter soll sich ändern. Haha, das tut es ja ständig. Wir wollen zeitiger ablegen, denn ab 16 Uhr sollten wir in einem Hafen ankommen, wegen der Gewittervorhersage. Nächsten Tag gibt es noch mehr Wind – da wollen wir über den Belt rüber sein. Bei der Vorbereitung sehe ich den Himmel, eine schwarze Front, darüber ein heller Streifen. Ich sage erstmal nichts.
Dann dreht sich Inken um. Wir ziehen das Segel wieder runter und wollen, schon in Vollmontur (wir tragen immer beide Trapez-Hosen und natürlich Schwimmwesten) auf der Kade das Wetter beobachten. Da rufen uns Ekkehard und Moni, Freunde aus dem Rostocker Yachtclub, zu. Sie liegen im neuen Hafen. Die Einladung zum Kaffee auf der „SY La Luna“ nehmen wir gerne an.

Als wir gerefft ablegen, winken sie uns von der Hafenmole zu: „Gute Reise, kommt gut an!“ Wir gleiten los, 7 bis 8 kn Reisetempo über Grund, gegen den Strom! Ein fantastischer Surf – alles unter Kontrolle, aber ein schmaler Grat. Jetzt nicht stolpern! Svendborg ist uns zu weit, wir steuern Troense an, wo uns die Glücksburger (aus Nyborg) mit den Worten begrüßen: „Ihr seid ja verrückt – bei dem Wetter.“

Boot und Crew
Bootsname: inkus
Bootstyp: Sailhorse
Skipperin: Inken Greisner
Crew: Markus Willkomm
Verein: Segler-Vereinigung Unter-Havel Berlin / ROYC

Reiseweg
Langballigau, Hoeruphav, Dyvig Bro, Midelfart, Bogense, Korshavn, Kerteminde, Nyborg, Lohals, Troense, Avernako, Gelting, Langballigau
Reisezeit: 11. bis 27. Juli 2017
Gesamtmeilen: 350 (gesegelte Strecke: 350, unter Motor: 0)
