Mona Küppers ist seit April 2017 die kommissarische Präsidentin des Deutschen Segler-Verbands (DSV). Auf dem Seglertag vom 24. bis 26. November in München wird sie im Amt bestätigt oder ein anderer als ordentlicher Präsident gewählt. Worin Mona Küppers die Aufgabe des DSV sieht, erklärt sie im Interview mit float.
float: Frau Küppers, wie bereiten Sie sich auf die Wahl im November vor?
Mona Küppers: Ich habe im April das Vertrauensvotum des Seglerrats bekommen, die Präsidialgeschäfte bis zum Seglertag im November kommissarisch zu führen. Es ist allen klar, dass das nicht passiert, wenn das Schiff im Hafen liegt oder sich auf ruhiger See befindet, sondern wir uns im DSV in turbulenten Zeiten befinden. Ich habe schlicht und ergreifend mit der Arbeit begonnen, von der ich glaube, dass sie in diesen Zeiten erforderlich und nötig ist, um den DSV wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Das tue ich selbstverständlich nicht alleine, sondern gemeinsam mit dem Präsidium und dem Team in der Geschäftsstelle, das mich unterstützt. Die Zusammenarbeit lief bisher so gut, dass ich mich dazu entschlossen habe, mich auch als ordentliche Präsidentin im Amt bestätigen zu lassen.
Wie wird es weitergehen, wenn Sie gewählt werden?
Dann machen wir erst einmal so weiter wie im Moment, denn die Fragen sind bis zum Seglertag im November nicht alle beantwortet. Ich sehe auch keinen Unterschied in den Rollen als kommissarische und ordentliche Präsidentin.
Was sind Ihre Ziele? Wie soll der DSV in fünf Jahren aufgestellt sein?
(Lacht) Es ist schön, dass ich so viel Zeit haben darf. Der DSV muss ein attraktiver Dachverband sein, der all seinen Mitgliedern nicht nur Rede und Antwort stehen kann, sondern der für alle die entsprechenden Serviceleistungen bieten kann. Der ein starker olympischer Spitzenverband ist und allen Seglerinnen und Seglern bei jeder Form, ihren Sport auszuüben, zur Seite steht.
Ich denke, wir müssen unsere Bereiche besser verzahnen. Wir haben den Leistungssport, den Breitensport, der nicht so ganz ordentlich definiert ist, und den Jugendbereich. Dazu den riesigen administrativen Bereich, der sich um Segelscheine, Ausbildung, Lizenzerteilung und so weiter kümmert.
Diese unterschiedlichen Bereiche sollten viel enger zusammen arbeiten, denn ich glaube, dass die Belange, die Segler und Seglerinnen an uns stellen, alle gleichermaßen wichtig sind. Wir müssen ein Verband sein, der jederzeit in der Lage ist, auf alle Anforderungen zu reagieren.
Wie soll das praktisch ungesetzt werden?
Der Deutsche Seglerverband darf nicht den Ruf haben, dass da oben in Hamburg welche im Elfenbeinturm sitzen, die sich nicht um die Sorgen und Nöte der Mitglieder kümmern. Deshalb haben wir gerade eine neue Veranstaltungsreihe gestartet: Der DSV im Dialog mit seinen Mitgliedern. Diesen Austausch wollen wir in Zukunft beibehalten und passgenau ausrichten. Wir werden mit Fahrtenseglern und Breitensportlern genauso in Kommunikation treten wie mit Regattaseglern und Leistungssportlern. Wir wollen als DSV-Präsidium und Organisation ganz gezielt auf die aktiven Seglerinnen und Segler zugehen und hören, was wir für sie tun können. Das muss heute meiner Meinung nach ein moderner Dachverband leisten.
Heißt das, dass Sie die Basis mehr mit einbeziehen wollen als das vorher geschehen ist?
Ja, ganz deutlich. Nicht das Präsidium, sondern die Mitglieder sind der Verband. Auch sie müssen ihre Rolle im DSV wahrnehmen. Um es ein wenig salopp auszudrücken: Es kann und darf nicht sein, dass wir als Präsidium die Mitglieder „bespaßen“. Wir werden gewählt, um für die Vereine etwas zu tun. Ich kann nicht jeden Montagmorgen 1.300 Vereine anrufen und fragen, wo drückt euch der Schuhe? Der Dialog muss funktionieren.
Andersherum dürfen die Mitglieder auch nicht das Gefühl haben, dass ihre Fragen, Sorgen und Nöte ins Leere laufen. Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Ich kann noch so viel an Informationen, Wissen, Materialien an die Vereine verteilen – wenn es nicht dort ankommt, wo ich es gerne hätte, nutzt das nichts. Wenn der Verband Informationen an die Vereine sendet und diese dort nicht an die Mitglieder weitergegeben werden, heißt es oft: Der DSV tut nichts. Aber in Wirklichkeit versickern die Informationen auf dem Weg an die Basis. Daran müssen wir gemeinsam mit den Vereinen arbeiten und die Strukturen verbessern. Das ist mein Ideal.
Ist das unter den derzeit schwierigen finanziellen Umständen des DSV eine lösbare Aufgabe?
Ich glaube, es ist vor allem eine Frage des Durchsetzungsvermögens und Nichtaufgebens. Man kann die Vereine auch mit relativ wenig Geld erreichen, die Strukturen sind ja da. Wenn ich heute mittels digitaler Medien einen Newsletter an alle Mitglieder schicken kann, dann funktioniert das, wenn derjenige, der den Newsletter bekommen soll, auch davon weiß. Wenn er das nicht weiß, dann kann ich noch so viel Geld aufwenden, und es wird nicht funktionieren.
Ich finde, es ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Ja, man kann viel Geld verbrauchen, um neue Dinge zu etablieren. Aber man kann auch mit den Füßen auf dem Boden bleiben und schauen, was wir bereits haben und wie wir diese Strukturen besser nutzen können.
Setzen Sie sich für Seglerinnen ein?
Ja, das tue ich. Wir versuchen im Einklang mit den Landesseglerverbänden ganz bestimmte Maßnahmen für Frauen zu etablieren. Ich kenne ganz viele Vereine, die so genannte „Ladies-Cups“ veranstalten. Zu Anfang wurden sie belächelt, mittlerweile sind das die Hits im Vereins-Kalender. Im DSV bieten wir bereits seit langem Motorkunde nur für Frauen an, ebenso Skippertrainings nur für Frauen.
Was möchten Sie im DSV als Nächstes ändern?
Für die nächste Zeit ist klar: Der DSV muss sich stabilisieren. Er muss ein besseres Image bekommen als olympischer Spitzenverband, und er muss dabei alle mitnehmen. Wir müssen bürokratische Hürden abbauen, soweit es im Rahmen liegt. Das finde ich wichtig. Wir sind da übrigens schon auf einem guten Weg mit dem Zusammenlegen der Sportbootverordnungen. Wir haben zu viele Vorschriften, auch auf europäischem Gebiet. Wenn ich allein an die Diskussion um das Antifouling denke. Das sind meiner Meinung nach Themen, in die sich der Seglerverband einmischen muss und erfolgreich sein kann. Er darf nur nicht nachlassen.
Wie ist denn die Struktur?
95 % unserer Mitglieder sind kleinere Vereine. Denen müssen wir Hilfen bieten, soweit sie die brauchen und wollen. Ebenso wollen wir die großen Vereine unterstützen, denn sie sind oftmals Motoren für gute Entwicklungen im Segelsport und bieten auch aufgrund ihrer Größe und ihrer Möglichkeiten Perspektiven an, die in den kleineren Vereinen einfach nicht zu stemmen sind.
Ein Beispiel sind besondere Formate und Regatten, wie gerade eben der Media-Cup, bei dem Journalistinnen und Journalisten gegeneinander mit sehr viel Enthusiasmus und Engagement gesegelt sind. Qualitativ hochwertige Ausbildung ist für mich ganz wichtig, weil es die Sicherheit auf dem Wasser gewährleistet.
Welche Zukunft hat Segeln als Vereinsport?
Ich sehe ein paar Mega-Trends. Da ist zum einen die demografische Entwicklung: In vielen Vereinen mit vorwiegend älteren Mitgliedern müssen Konzepte gefunden werden, damit Jugendliche und junge Familien gewonnen werden. Und Jugendförderung ist das Wichtigste überhaupt.
Dann müssen die Vereine sich auf die berufliche Mobilität ihrer Mitglieder einstellen. Deshalb ist Digitalisierung ein ganz großes Thema, auf das auch die Vereine mit veränderten Strukturen antworten sollten. Bisher haben wir die Mitglieder ins Vereinshaus gezwungen, um dort die Neuigkeiten des Verbands am Schwarzen Brett zu lesen. Ich kann sie jetzt mit den News, die ich verschicke, sogar in den Verein holen. Dahin muss es gehen.
Wie sieht es bei der technischen Entwicklung im Segelsport aus?
Auch bei den technischen Innovationen, Beispiel „Sailing on foils“, kann der DSV durchaus beweglicher werden. Wir müssen uns nicht zurücklehnen und behäbig sagen: „Naja, da gucken wir erst mal, was das wird.“ Ich will, dass wir als Verband Innovationen aktiv begleiten.
Für all das werden Sie sorgen als ordentliche Präsidentin?
I’ll do my very best!
Frau Küppers, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Wer ist der Deutsche Segler-Verband
Der Deutsche Segler-Verband, gegründet 1888, ist der Zusammenschluss der deutschen Segel- und Surfvereine, der Landesseglerverbände und Klassenvereinigungen sowie weiterer Organisationen aus dem Segelsport. Als solcher fördert er das Segeln auf See- und Binnengewässern, zu Lande und auf dem Eis, für Erwachsene und Jugendliche, als Breiten- und Regattasport. Der Verband ergreift Maßnahmen zur Nutzung, zur Erschließung und zum Schutz von Wasserflächen und Ufergebieten und er sorgt für Verbraucherschutz sowie eine umfassende Darstellung des Segelsports in der Öffentlichkeit.