Die Imoca-Flotte bereitet sich auf den Shorthanded-Höhepunkt des Jahres vor. Boris Herrmann kehrt mit Will Harris nach The Ocean Race auf die Regattabahn zurück. Als weiterer Deutscher setzt der Kieler Andreas Baden an Bord des Franzosen Fabrice Amedeo seinen Fuß in die Highend-Offshore-Szene: Le Défi Azimut hat den Countdown für das Transat Jacques Vabre (Start: 29. Oktober) eröffnet.
Das 610-Seemeilen-Rennen durch die Biskaya mit Start und Ziel in Lorient offenbarte beim Sieg der Charal (Jérémie Beyou/Franck Cammas) vor der Macif – Santé Prévoyance (Charlie Dalin/Pascal Bidégorry) das hohe Potenzial der französischen Superstars. Das Malizia-Duo Herrmann/Harris zeigte sich trotz Rang sieben zufrieden mit der Performance beim Comeback. Hart traf es dagegen Andreas Baden, der das Rennen nach der ersten Nacht mit Wassereinbruch in der Nexans Art&Fenêtres beenden musste.
Gut in Form präsentierten sich die Frauen: Sam Davies segelte mit Partner Jack Bouttell auf der Initiatives Coeur 4 auf Rang fünf, direkt verfolgt von Justine Mettraux mit Julien Villion auf der Teamwork. Clarisse Cremer mit Co-Skipper Alan Roberts kommen auf Platz 10. Insgesamt waren acht Frauen am Start – darunter auch die Deutsch-Französin Isabelle Joschke, die mit der Macsf und Partner Alain Gautier Zwölfte wurde.

Le Défi Azimut war ein Zwei-Tages-Härtetest für die Flotte der 34 gestarteten Imocas. Mit dem Start gab es stürmische Wind- und Seebedingungen, kurz vor dem Ziel brach die Brise ein und ließ die Ankunft für einen Großteil der Flotte zum Geduldsspiel werden. Boris Herrmann kommentierte das Wind-Wechselspiel mit einem Schmunzeln: „Es ist unfair, dass der Rest der Flotte in 48 Stunden Bedingungen geliefert bekam, für die wir um die ganze Welt segeln mussten, um sie zu finden. Auf dem Rundkurs durch die Biskaya herrschten zwischendurch Bedingungen wie im Southern Ocean.“
Wassereinbruch auf der Nexans Art & Fenêtres
Bedingungen, die das französisch-deutsche Duo Amedeo/Baden mit ihrem 16 Jahre alten Non-Foiler zum Aufgeben zwangen. Auf dem Raumschotskurs in Richtung Süden brach bei 16 Knoten Bootsspeed und starkem Wellengang eine Inspektionsluke im Schwertkasten des leeseitigen Daggerboards heraus. „Dadurch ist viel Wasser in das Boot gespült und hat den vorderen Bereich des Bootes relativ schnell geflutet. In der Folge hat der Autopilot nicht mehr so funktioniert und wir konnten das Boot nur noch schwer auf Kurs halten“, berichtete Andreas Baden.
Mit seinem Co-Skipper fiel er daraufhin ab, nahm Speed aus dem Boot und furlte das Vorsegel weg. Während einer steuerte, pumpte der andere Wasser ab. Dem Duo gelang auf See auch eine Notreparatur. „Unter den Bedingungen aber weiterzufahren, machte wenig Sinn. Da wir auch nicht wussten, wie lange die Reparatur hält, konnten wir das Boot nicht voll belasten. Wir haben uns daher zur Rückkehr in den Hafen entschieden.“

Die Vorbereitung für das Rennen war für Amedeo/Baden nur kurz, da das Boot erst kurz vorher ins Wasser gegangen war. Le Défi Azimut sollte daher auch dazu dienen, die Stellen in der Yacht ausfindig zu machen, die noch optimiert werden müssen. Im Hafen machte sich die Shore-Crew sofort an die Arbeit und konnte den Schaden sogar bis zum Sonntag soweit reparieren, dass die Nexans Art&Fenêtres zum Speedrennen wieder an den Start gehen konnte und dabei in seinem Pool unter neun Startern auf Rang 7 landete.
Eng gestrickter Zeitplan nach der Défi Azimut
Der Zeitplan für die kommenden Wochen ist nun aber noch enger gestrickt. Denn das 610-Seemeilen-Rennen war als Qualifier für das Transat Jacques Vabre (TJV) gedacht. Nun soll die Qualifikation am folgenden Wochenende nachgeholt werden. Die weiteren Wochen bis zum Start des TJV in Le Havre sind dann gefüllt mit Trainings und weiteren Verbesserungen der Yacht, die in den vergangenen Monaten einen kompletten Refit durchlaufen hat und mit reichlich neuer Technik ausgestattet wurde.

Für Andreas Baden würde der Start beim TJV ein weiterer Schritt in der Offshore-Karriere bedeuten. Im Januar segelte er als Navigator auf der Berliner Elliot 52 Rafale, der ehemaligen Outsider, beim RORC Transatlantik-Rennen auf 3. Vorher sammelte er bereits beim Rolex Middle Sea Race Erfahrungen in ungemütlichen Wetterbedingungen. „Für mich ist die Zusammenarbeit mit Fabrice eine super Chance. Natürlich ist zum Transat Jacques Vabre mit einem Non-Foiler kein großer Sprung nach vorn erwartbar, aber für mich ist es wichtig, dass es auf dem Weg zu einer eigenen Kampagne weitergeht.“