Am 16. November morgens um 5:02:05 Uhr Ortszeit kam Charles Caudrelier, der französische Soloskipper auf der Ultim 32/32 Maxi Edmond de Rothschild, als Erster ins Ziel bei der Route du Rhum. In einer Bestzeit von 6 Tagen, 19 Stunden, 47 Minuten und 25 Sekunden erreichte der 48-jährige zweifache Gewinner des Volvo Ocean Races (2011 und 2018) Pointe-a-Pitre auf Guadeloupe. Nach 3.542 Seemeilen.
Er übertraf damit die von Francis Joyon im Jahr 2018 aufgestellte Bestmarke von 7 Tagen, 14 Stunden und 21 Minuten um 18 Stunden, 34 Minuten und 22 Sekunden. Charles Caudrelier und die Maxi Edmond de Rothschild waren schon lange vor dem Start in Saint Malo die Favoriten des Rennens. Die von Guillaume Verdier entworfene Ultim ist das am meisten optimierte und bewährte Boot der Klasse. Sie war 2017 die erste Ultim 32/23 auf Foils. Bei allen großen Ultim-Regatten blieb sie bisher ungeschlagen, ob einhändig oder mit Franck Cammas und Caudrelier im Team.
In den ersten Stunden kämpfte der Skipper mit einer Lebensmittelvergiftung. Darüberhinaus musste er auch noch nachträglich belegen, dass er nicht zu früh die Startlinie überquert hatte. Doch die genauen GPS-Daten ergaben, dass die Maxi Edmond de Rothschild noch 50 Meter hinter der Linie lag, als der Startschuss ertönte. Caudrelier erhielt keine Zeitstrafe.
Ein einziger Fehler unterlief Caudrelier
Mit vier perfekt platzierten Wenden hinter der Pointe de Bretagne verließ die Maxi Edmond de Rothschild den Golf von Biskaya und baute schnell einen Vorsprung auf. Als sein Konkurrent Armel Le Cléac’h verkündete, er habe ein Schwert an der Maxi Banque Populaire XI gebrochen und müsse einen Hafen anlaufen, blieben nur noch drei Boote in der Führungsgruppe.

Der Verdier-Trimaran ist dafür bekannt, dass er sehr dicht an den Wind gehen kann. Caudrelier segelte somit höher und schneller als die anderen. So erreichte er nach 30 Stunden Renndauer bereits einen Vorsprung von 30 Meilen. Er war der erste, der die Kaltfront erreichte.
Beim Passieren der Azoren unterlief Caudrelier sein einziger Fehler im Rennen, der es dem Konkurrenten François Gabart (SVR-Lazartigue) ermöglichte, sich für zwei Wertungen an die Spitze zu setzen. Doch Caudrelier wählte im Azoren-Archipel eine direktere Route als Gabart und war wieder auf Platz 1 zurück und bleibt dort bis zum Ziel. Erschöpft berichtet er nach dem Rennen: „Ich bin so müde, dass ich nicht mehr schlafen kann.“
Erfahrungen beim Volvo Ocean Race
Der zweifache Gewinner des Volvo Ocean Race, einmal mit Cammas als Skipper und 2018 selber am Ruder, begann seine Karriere in der Klasse Figaro One Design und gewann 2004 die Solitaire du Figaro. Er lernte von seinen Erfahrungen in der „angelsächsischen“ Welt des Volvo Ocean Race mit Crew, bevor er 2019 zum Co-Skipper der Maxi Edmond de Rothschild an der Seite von Cammas ernannt wurde.

François Gabart auf SVR-Lazartigue, kam nach 6 Tagen, 23 Min. und 3 Min. an. Der Zweitplatzierte von 2018, dem der Sieg auf den letzten Meilen von Joyon entrissen wurde, machte ein tolles Rennen. Der Drittplatzierte Thomas Coville auf Sodebo Ultim 3 ist kurz vor der Ziellinie.
Boris Herrmann dümpelt noch in der Flaute
In der Imoca-Klasse, die weiterhin von Charlie Dalin angeführt wird, hat sich Thomas Ryant vor Jérémie Beyou auf Platz 2 geschoben und folgt dem Erstplatzierten mit knapp 50 Seemeilen Abstand.
Boris Herrmann dümpelt mit 1,8 Knoten in der Flaute auf Platz 21 hinter Pip Hare. In den Top Ten segeln weiterhin die Schweizerin Justine Mettraux und die Deutsch-Französin Isabelle Joschke.
Caudrelier dagegen ist förmlich geflogen: Ihm gelangen während des Rennens Spitzengeschwindigkeiten oberhalb von 35 Knoten.