In jedem noch so kleinen Garten stehen gerade die Zitronenbäume in voller Pracht, irgendein Gemüse hat immer Saison und zwischen den Nutzpflanzen gackern Hühner. Es gibt kaum einen Haushalt, der nicht selbst eingelegte Oliven und Öl bunkert. Wie in Deutschland zu Omas Zeiten machen selbst junge Türken Gemüse noch ein, wenn Erntezeit ist und die Märkte voll und günstig sind. Vielleicht trägt auch das trotz Sorgen zu der Gelassenheit bei.

Was bedeutet Corona für die Community der Live-on-boards? Zunächst einmal nichts anderes als wie für die Menschen des Gastlandes, denen man sich natürlich verbunden fühlt. Mitgehangen, mitgefangen. Seit dem Wochenende dürfen alle Senioren über 65 Jahren in der Türkei ihr Haus nicht mehr verlassen. Oder eben ihr Boot. Trotzdem sind die meisten froh, dass sie auf dem Wasser leben. Denn ohne ihr Zuhause verlassen zu müssen, können sie zwar nicht das Land wechseln, aber immerhin den Ort. Zumindest noch.
Corona kann nicht schwimmen
Der beste Schutz dürfte derzeit unsere sogenannte „Quarantäne-Bucht“ sein. „Corona kann nicht schwimmen“, ist einer der Sätze, der oft fällt in den letzten Tagen. Und so befinden sich nur wenige der bewohnten Boote noch in den Häfen. Trotzdem sind die Stege voll. Voll mit Booten, deren Eigner nicht mehr einreisen dürfen. Und die, die es gerade noch geschafft haben, sind so rücksichtsvoll und begeben sich in die verordnete 14-tätige Quarantäne.

Die meisten Boot sind dazu perfekt ausgerüstet, weil autark. Sie produzieren ihren eigenen Strom über Solar oder durch Wind, viele haben „Watermaker“ an Bord, die aus Meerwasser bestes Trinkwasser machen. Wir können angeln und am Ufer Früchte sammeln oder Meerfenchel (türkisch: kara koruğu) pflücken, der zwischen den Steinen am Ufer wächst und Algen ähnelt.
Sich ein bißchen wie Robinson fühlen
Gekocht und anschließend mit Essig, Knoblauch und Salz eingelegt ist der Meer- oder auch Seefenchel eine beliebte Vorspeise. Das Leben erinnert derzeit ein bisschen an Robinson Crusoe – nur wollen wir Begegnungen mit Freitag vermeiden.
Das ganze klingt fast ein bisschen romantisch. Ist es aber nicht. Aber was bleibt uns anders übrig, als das Beste aus der Situation zu machen? Solange wir gesund sind, sollten wir versuchen, die Tage zu genießen anstatt mit unseren Problemen zu hadern, die in Wirklichkeit nicht einmal Problemchen sind. Wer auf einem Schiff lebt, hat Verzicht ohnehin gelernt. Und Planänderungen sowieso.

Natürlich ist es schade, wenn der Besuch zum 80. Geburtstag des Vaters ausfallen muss. Natürlich ist es ärgerlich, wenn die Crewpartnerin von einem kurzem Heimatbesuch nicht mehr zurückkommen kann und auch der Törn nach Athen ausfallen muss, wo das das neue Großsegel wartet, wie es nun den deutschen Segelaussteigern Jan und Uli widerfahren ist.
Ein Kommentar
In Griechenland darf man sich inzwischen nicht mehr mit dem Boot bewegen. Es sitzen jetzt inzwischen alle in den Marinas fest. (Nur als Nachtrag ?)