Justine Mettraux auf Teamwork.net ist die erste Frau, die in der Imoca-Klasse durchs Ziel geht. Die Schweizer Skipperin überquerte die Ziellinie als Siebte um 02:41:35 UTC/Ortszeit.
Sie ist außerdem die erste nicht-französische Skipperin, der das gelingt in diesem Rennen. In 12 Tagen, 13 Stunden, 26 Minuten und 35 Sekunden erreicht sie das Ziel 19 Stunden 50 Minuten und 10 Sekunden nach dem IMOCA-Sieger Thomas Ruyant auf LinkedOut.
Seit dem Kap Finisterre segelt sie in der Spitzengruppe unter den ersten zehn. Bei den Azoren ging sie am weitesten nach Westen, zwischen den Inseln hindurch, kam so auf den 7. Platz und konnte ihn seitdem halten.
Es ist ihr erstes großes transatlantisches Solo-Rennen in der Imoca-Klasse. Mettraux hat dafür die von VPLP optimierte ehemalige Charal übernommen. Nur drei Monate Solo-Vorbereitung mit der ehemaligen Inoca von Jérémie Beyou hatte die 35-jährige Seglerin. Umso beeindruckender ist ihr siebter Platz auf der Charal, die sie wenig kennt.

Justine Mettraux, aufgewachsen in Genf, als Seglerin groß geworden auf dem Genfer See, ist ein echtes Multitalent, die ihr Talent sowohl auf Monohulls als auch Multihulls bewiesen hat. In der Figaro-Klasse wurde sie 2017 Siebte und 2018 Elfte. Das Volvo Ocean Race segelte sie im Team SCA. In den letzten zwei Jahren hat sie Tausende von Trainings- und Rennmeilen auf den Imocas von 11th Hour Racing absolviert. Zum Ocean Race im Januar ist sie hier wieder an Bord.
Eins, zwei drei und schon im Ziel
An der Ziellinie in Pointe-à-Pitre wurde sie begeistert von Familienangehörigen und Freunden begrüßt. „Ich bin im Moment ziemlich kaputt! Der erste Teil des Rennens mit den Fronten war so, wie ich es erwartet hatte, aber die zweite Hälfte war härter, schwieriger in den Passatwinden.“
Sie ist eine von zwei Frauen, die es in die Top Ten in der Imoca-Klasse geschafft haben. Von den vier gestarteten Frauen ist Sam Davies auf Platz 28 am weitesten abgeschlagen. Sie scheint mit ihrer neuen Imoca technische Probleme zu haben, man hört wenig von ihr von Bord. Aber Isabelle Joschke auf „Macsf“ und Pip Hare auf „Medallia“ halten Anschluss. Mettraux dazu: „Es ist so schön zu sehen, dass wir alle gut segeln und gut abschneiden.“

„Nachdem ich am La Solitaire du Figaro und dem Ocean Race teilgenommen habe, ist dieses Rennen mit einer sehr kurzen Vorbereitung etwas sehr Besonderes. Ich dachte, wenn du ins Ziel kommst, ist das ein großer Meilenstein.“
Mehr Meilensteine
13 Stunden nach Justine Mettraux ging Isabelle Joschke auf Platz 9 durchs Ziel. Mit diesem fulminanten Ergebnis scheint sich Joschkes Imoca Macsf dafür zu entschuldigen, dass sie bei der Vendée Globe Anfang 2021 mit Kielproblemen schlapp gemacht hat und Isabelle Joschke zum Aufgeben zwang. Aus dem Rennen war Joschke raus. Aber die Einhand-Weltumseglung setzte die 1977 geborene Seglerin nach einer Reparatur in Brasilien unverzagt fort.

Pip Hare ist auf Platz 12 knapp an der Einstelligkeit vorbeigeschrammt. Schade, aber trotzdem toll. Sie kam 19 Stunden nach Justine Mettraux an. Welchen Strapazen jede Seglerin und jeder Segler bei solch einem Hochgeschwindigkeits-Gepauke ausgesetzt ist, hat die Journalistin eindrücklich in einem Post von Bord geschildert.

Mit Sam Davies ist auch im unteren Tabellen-Viertel eine Frau präsent. Dort würde man die Vierte der Vendée Globe 2008 und Fünfte des Transat Jacques Vabre 2021 nicht vermuten. Aber ein neues Boot bringt einen leicht in Not (wie auch Boris Herrmann auf dieser Route du Rhum erfahren muss). Die Profis wissen aber: Auf jedes Wellental folgt ein Kamm. Und dann ist das Segeln wieder das reinste Schaumbad.