Als Paul Blanc 2001 nach China geht, lernt er erst einmal Mandarin. Das ist hilfreich in schnell wachsenden Märkten wie Hongkong, wo er für Jeanneau ab 2010 das regionale Büro aufbaut. 2020 kehrt er, nach Jahren als Managing Director Asia Pacific für die gesamte Beneteau-Gruppe, zurück nach Europa. Er kommt just in time zum Generationswechsel.
Produktionsmethoden, neue Boote und Segelyachten und die Käufer von Booten selbst haben sich verändert, so wie das Top-Management. Als Markenchef und General Manager bei Jeanneau hat Paul Blanc die Sharing Economy mehr im Blick als klassische Salzbuckel.
Im float economy talk weiß er über den Unterschied von Baby-Boomern (geboren bis 1965) und Millennials (geboren zwischen 1980 und den späten 1990er-Jahren) ebenso viel zu sagen wie über nachhaltiges GFK. Wir sprachen mit ihm über seinen Blick auf die Branche der Serienbootbauer und deren Zukunft.
Pandemie beschleunigt den Wandel
Wie ist die aktuelle Marktsituation nach zwei Jahren Bootsboom, gefolgt von Inflation und einem Krieg in Europa? Was können wir für 2024 erwarten?
Ich bin nach wie vor recht optimistisch, weil wir, wie Sie sagten, drei Jahre lang boomende Märkte hatten. Und ich denke, das wird sich nachhaltig auf unsere Branche auswirken. Die Pandemie hat den Generationswechsel beschleunigt, und das ist eine positive Sache. Wir hatten nicht nur mehr Nachfrage von unseren traditionellen Kunden, sondern auch durch viele Menschen, die sich neu fürs Bootfahren interessieren.

Bei den größeren Booten sehen wir noch keine signifikante Verlangsamung. Wenn wir also zu den Segelbooten oder größeren Motorbooten kommen, ist der Markt immer noch dynamisch. Ich glaube, dass wir gute Perspektiven für die Bootsbranche haben. Denn das Wichtigste ist, dass die Grundlagen des Marktes nach wie vor vorhanden sind: Die Menschen wollen Boot fahren.
Wenn Sie einen großen Blick über die Generationen werfen, was hat sich verändert?
Vor der Pandemie war unser typischer Bootskäufer ein Babyboomer, also durchschnittlich 60 bis 65 Jahre alt. Es war tatsächlich eine Sorge vor Covid, dass das Durchschnittsalter unserer Käufer Jahr für Jahr steigt.
Die Millennials kommen
Nun sehen wir eine neue Generation Bootsfahrerinnen und Bootsfahrer, die viel jünger ist. Millennials sind viel optimistischere Konsumenten als die Babyboomer. Mit 35 bis 40 Jahren können sie sich meistens noch kein Boot leisten, weil sie sich erst ein Haus kaufen.
Und so kommen sie wahrscheinlich später zum Bootfahren als die Generation davor. Jetzt ist ihre Zeit gekommen. Die meisten Millennials werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren das Vermögen der Babyboomer erben.
Sind Preise für neue Boote nicht zu hoch, um zukünftige Bootsfahrer zum Kauf zu bewegen? Händler beklagen, dass die Preise von der Bestellung bis zur Auslieferung stark steigen. Was kann Jeanneau gegen hohe Bootskosten tun?
Sobald man sein Boot bei uns bestellt, ist man sicher, weil wir uns auf diesen Preis verpflichtet haben. Es ist wahr, dass Bootspreise in den letzten drei Jahren zwischen 20 und 30 % gestiegen sind. Das hat unweigerlich die Startkosten für den Bootsbesitz erhöht.
Die Rohstoffkosten sind gestiegen, Motoren sind teurer geworden, Elektronik ebenso. Als große Werftgruppe tun wir unser Bestes, um die besten Angebote mit unseren Lieferanten auszuhandeln und den Anstieg zu begrenzen. Aber: Das ist die Realität der Inflation.
Bootfahren muss erschwinglich bleiben
Mit dem Thema Preisen sprechen Sie einen wichtigen Punkt an: Wenn wir weiter viele Menschen aufs Wasser bringen wollen, müssen wir sicherstellen, dass Bootfahren erschwinglich bleibt. Eine der Antworten darauf ist: Den Fokus auf Service und Dienstleistung setzen, nicht nur auf Boots-Eigentum.
Eine der großen Entwicklungen in den kommenden Jahren wird sein, dass Menschen, die Wassersport lieben, nicht immer ein Boot kaufen werden. Sie könnten Mitglied in einem Bootsclub werden. Sie könnten Boote mit anderen Leuten teilen. Vielleicht mieten sie auch einfach ein Boot.