„Mir geht’s wieder gut. Ich singe fröhlich Kinderlieder unter Wasser“, freut sich Langstreckenschwimmer Joseph Heß aus Chemnitz. Es gibt auch allen Grund zum Feiern, denn er hat es fast geschafft. Der Extrem-Schwimmer hat sich zum Ziel gesetzt, in der Elbe Deutschland zu durchqueren. Und das schwimmend. Wir schreiben das Jahr 2017, es ist Hochsommer.


Insgesamt 620 Kilometer hat er zu bezwingen. Damit er dabei bei Kräften bleibt, beißt er kraftvoll von seinem Nutellabrot ab. „Mein Champions-Essen“, sagt er lachend. Als Experte auf dem Gebiet der Langstrecken-Abenteuer im Schwimmen kann er sich ganz sicher bezeichnen. Denn der Doktorand der TU Chemnitz und Wirtschaftsingenieur überquerte bereits schwimmend die Straße von Gibraltar von Europa nach Afrika.
Damit befindet er sich in einer illustren Liga von Schwimmern, die im offenen Wasser schwimmen: darunter die US-Amerikanerin Jaimie Monahan, die auf eiskalte Gewässer spezialisiert ist, und den Deutschen André Wierig, der vor kurzem als erster Mensch von St. Peter-Ording nach Helgoland schwamm und dabei die Nordsee durchquerte.
„Leute tun verrückte Dinge“
Sein letztes Projekt, die Drei-Länder-Bodenseequerung, ist zum Start der Elbeschwimmerei gerade einmal einen Monat her. Und schon steigt Joseph Heß wieder ins Wasser. Und warum? „Leute tun verrückte Dinge und ich bin einer von ihnen.“

Nach einem Tag, an dem die Sonne seit einigen Stunden brannte und er froh war, seinen Kopf unter Wasser stecken zu können, folgte am nächsten ein Regentag. Die Pausen wurden verkürzt, damit Jospeh nicht zu sehr auskühlt. An Magdeburg sind sie vorbei und dann waren es nur noch zwei. Eigentlich bestand Josephs Team aus drei Begleitern auf dem Wasser: Andreas im Kajak, Freundin Phine auf dem SUP – und Papa Achim im häufig unter technischen Problemen leidenden motorisierten Schlauchboot.
Technik und Gesundheit dezimierten das Team
Technik und Gesundheit haben das Team dezimiert, sodass sie nun nur noch zu zweit die Elbe entlang paddeln – im und auf dem Wasser. Die üblichen Schwimmerblessuren wie schmerzende Schultern und am Kopf drückende Schwimmhaube und -brille nimmt Joseph beim Blick auf den Kilometerstand gelassen hin. Und berichtet lieber über den Verbrauch an Vaseline. Eine Tube am Tag: Um möglichst wenig Reibung zwischen Neopren und Haut zu haben oder auch als Kälteschutz.

Der Start am 4. August lief flüssig, und immer wieder feuerten ihn Fans vom Ufer aus an. Dann kam ein kurzer Einbruch. Das lag an zwei elementaren Faktoren: dem Rückenwind der Schwimmer – der Fließgeschwindigkeit der Elbe. Und dem Magen. „Ich mag die Elbe nicht mehr, die Elbe ist flach, mir wurde etwas anderes versprochen“, erklärte Joseph im Live-Video.
Jeder Meter ist hart erarbeitet. Er kann sich zwischendurch nicht einfach treiben lassen und ab und zu schubbern auch seine Beine auf dem Grund, da die Elbe stellenweise sehr wenig Wasser führt.
Den Magen verdorben
Rund um Kilometer 200 kamen auf dem Schwimm-Marathon von Bad Schandau an der tschechischen Grenze bis Hamburg Durchfall und Übelkeit dazu. Joseph hatte sich den Magen verdorben. „Ich bin ganz schön kaputt von den letzten zwei Tagen“, berichtete er aus dem Abendlager in Dessau.

Normalerweise schießen dem 30-Jährigen während des Schwimmens viele Gedanken durch den Kopf. Doch an den diesen beiden Tagen habe er zu sehr mit seinem Körper gekämpft. „Da bleibt dann nicht mehr viel Platz, um über anderes nachzudenken.“ Mit etwa sechs bis sieben Kilometern pro Stunde geht es voran. Am Sonntag, den 13. August, will er um die Mittagszeit in Hamburg ankommen.
2022 geht es den Rhein hinauf
Die jeweils neuesten Projekte von Joseph stehen, samt Videos, auf seiner Facebook-Seite. 2022 will er den Rhein von der Quelle bis zur Mündung schwimmen. Wie Joseph Heß von Europa nach Afrika schwimmt, ist in diesem Video dokumentiert.