Letztes Jahr im Sommer ist Joseph Heß die Elbe von Bad Schandau bis nach Hamburg geschwommen, ingesamt 620 Kilometer – in zwölf Tagen. Über seinen Elbmarathon als Schwimmer haben wir auf float ausführlich berichtet.
Nun hat sich Joseph vorgenommen, die zehn größten deutschen Seen und den Gardasee zu durchschwimmen. Das Steinhuder Meer hat er bereits im Juni mit kraftvollen Schlägen durchmessen. Jetzt war er gerade am Kumerower und Plauer See. Ab dem 13. Juli nimmt er sich die bayerischen Seen vor: den Ammersee, Starnberger See und den Chiemsee. Im August ist der Gardasee dran.

Wir haben mit Joseph über seine Leidenschaft für das Langstreckenschwimmen gesprochen.
float: Was treibt dich an, dieses Jahr Seen zu durchschwimmen?
Joseph: Mein Anspruch ist es, immer andere Gewässer zu schwimmen. Ich habe mich für Seen entscheiden, weil die Vorbereitungszeit deutlich geringer ist. Damit meine ich nicht die Trainingszeit, sondern die Bürokratie, die hinten dranhängt. Bei den Meeres-Durchquerungen, wie von Sardinien nach Korsika und durch die Straße von Gibraltar, waren viele bürokratische Hürden zu nehmen. Die haben viel Zeit beansprucht. Ich musste es ein Jahr vorher anmelden, Absprachen treffen, ein Begleitboot organisieren. Dabei möchte ich ja eigentlich nur schwimmen. Weil mich Schwimmen glücklich macht.
Für dieses Jahr wollte ich deshalb eine Herausforderung, die mit relativ wenig Aufwand funktioniert. Meine Freundin Heidi Wilke schlug mir vor, die großen Seen zu schwimmen und mich dabei von ihr begleiten zu lassen. Sie ist selber sehr fit, mit dem Kajak und SUP unterwegs, und sie begleitet mich nun.
Wie bist Du eigentlich zum Langstreckenschwimmen gekommen?
Ich habe beim 24-Stunden-Schwimmen angefangen. Aber ich fand es langweilig, im Pool auf den 25-Meter-Bahnen die Kacheln zu zählen. Ich habe etwas gesucht, was man im Freiwasser schwimmen kann, und so kam ich auf die Straße von Gibraltar. Die habe ich vor zwei Jahren bewältigt.
Wird das dieses Jahr auch wieder so ein mediales Event wie bei der Elbe?
Nein, es wird nicht so groß. Die Elbe zu schwimmen war eine viel größere Nummer.
Ist Langstreckenschwimmen nicht langweilig? Man siehst ja im See wenig.
Nein, gar nicht! Für mich ist das der absoluter Ausgleich zu meiner Arbeit und zu meiner Doktorarbeit, an der ich gerade schreibe. Außerdem habe ich mittlerweile vier kleine Unternehmen, und neben dem ganzen Management und dem Handygeklingel bin ich froh, wenn ich den Kopf unter Wasser drücken kann. Außerdem kann ich super nachdenken beim Schwimmen. Dann lasse ich Themen Revue passieren und steige mit neuen Lösungen aus dem Wasser.

Was sind denn Deine Lieblingsthemen unter Wasser?
Zum einen natürlich die Selbständigkeit, dann neue Ansätze für meine Dissertation und auch die kleinen Alltagsprobleme.
Keine philosophischen Betrachtungen?
Nein, um Gottes Willen. Den Sinn des Lebens ergründe ich nicht beim Schwimmen.
Was ist eigentlich besser zu schwimmen: Salz- oder Süßwasser?
Man sagt, Süßwasser wäre leichter zu schwimmen, aber das finde ich überhaupt nicht. Salzwasser greift zwar die Haut an, aber das kann man ganz gut mit Vaseline bekämpfen. Salzwasser verschafft Auftrieb. Im Süßwasser liegt man anders im Wasser und gleitet gar nicht so schön. Im See hat man wiederum keine Wellen und kann gut aus dem Wasser gucken.
Deine nächsten Termine sind jetzt im Juli. Freust Du dich über Besuch?
Das tue ich allerdings. Dann plaudern nicht nur die Fische mit mir. Vielleicht schwimmt ja jemand ein Stück mit mir mit!
Wir wünschen Dir auf alle Fälle gute Unterhaltung beim Schwimmen, Joseph.
Wer Joseph am See treffen möchte…
13. 7. Ammersee
14. 7. Starnberger See
15. 7. Chiemsee
28. 7. Großer Plöner See
29. 7. Schweriner See
11. 8. Müritz
vom 25. bis 31. 8. Gardasee