Mit dem Fly-by von Kiel im Rahmen der Etappe von Aarhus (Dänemark) nach Den Haag (Niederlande) hat Kiel, die sich selbst Sailing City nennt, beim Ocean Race einen Pflock eingeschlagen. Die Stadt will nun daran arbeiten, bei künftigen Auflagen ein regulärer Stoppover-Ort zu werden – sei es beim nächsten Ocean Race Europe 2025 oder dem nächsten Weltrennen 2026/27.
Die Begeisterung an der Kieler Uferpromenade, als am Freitag um 16:25 Uhr als erste Segelyacht 11th Hour Racing die Bahnmarke in der Kieler Innenförde rundete, gab dieser Hoffnung Rückenwind. Der Jubelsturm, der losbrach, als Boris Herrmann auf der „Malizia“ mit über einer Stunde Verspätung als Letzter die Kieler Innenförde erreichte, zeigte, wie wichtig eine deutsche Beteiligung für die Ambitionen eines deutschen Tourstopps ist.

Eingebettet war die Rundung der Bahnmarke in ein dreitägiges Event rund ums Segeln und das Meer. Bereits am Donnerstagnachmittag hatte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer den Ocean-Live-Park eröffnet, inklusive Live-Schalte nach Aarhus. Kurz vor dem Start der Etappe outete sich Richard Brisius, CEO von The Ocean Race, als Kiel-Fan. 2002 war er als Teammanager des zweitplatzierten Teams Assa Abloy beim legendären Zieleinlauf in der Förde dabei. „I’m in love with Kiel“, erklärte Brisius.
The Ocean Race und Kiel ticken gleich
Nicht nur die Begeisterung von 2002, sondern auch das Engagement für die Ozeane schweißt Rennen und Stadt zusammen. Als Brisius mit seinem Co Johan Salén aus Aarhus nach Kiel geeilt kam, nutzte er die Gelegenheit, um mit Kiels Oberbürgermeister Kämpfer eine gemeinsame Erklärung zum Schutz der Meere zu unterschreiben.

Sowohl Ulf Kämpfer als auch Richard Brisius waren sich anschließend einig, dass Kiel als Station beim Ocean Race eine gute Idee sei. Möglich wäre sogar schon 2025 der Start zu The Ocean Race Europe in der Kieler Innenförde. „Großartig, was hier los ist. Das ist doch die beste Bewerbung. Besser geht es nicht für das Rennen, und auch für die Stadt wäre das großartig“, sagte Ulf Kämpfer angesichts von 25.000 begeisterten Zuschauern, die sich allein an der Kiellinie aufgebaut hatten. Brisius bestätigte: „Wir haben hier eine großartige Verbindung zur Stadtführung aufgebaut. Die Organisation an Land und auf dem Wasser ist großartig.“
Doch nicht nur in Sachen Regatta ticken Rennen und Stadt gleich. Auch in Forschung und Lehre in Sachen Umwelt und Meeresbiologie sind Kiel und The Ocean Race auf einer Spur. Quasi im Vorgarten des Geomar-Instituts wurden Bühnen und Podien aufgebaut für Vorträge und Diskussionen – ob mit Experten oder kindgerecht in musikalischer Form.
Die Bedeutung das Rennen für die Wissenschaft
Polarforscher Arved Fuchs, der auf Forschungsreisen mit der „Dagmar Aaen“ die Veränderungen der Umwelt dokumentiert, erklärte die Dringlichkeit für umweltschonende Maßnahmen. Das beschleunigte Abschmelzen des arktischen Eises lässt ihn erschaudern: „Wir haben alles, nur keine Zeit“, so Fuchs.

Stefan Raimund, ehemals am Geomar in Kiel beschäftigt, und jetzt bei The Ocean Race für das Wissenschaftsprogramm zuständig, erklärte, welche Bedeutung das Rennen für die Wissenschaft hat. „Die Boote segeln – vor allem im Southern Ocean – in Regionen, die sonst von der Schifffahrt kaum erreicht werden.