Nachdem Kevin Escoffier am 3. Juni seinen Rücktritt als Skipper des Rennboots Holcim PRB beim Ocean Race bekannt gab, kommt nun Licht ins Dunkel. Laut Präsident des französischen Segelverbands FFV, Jean-Luc Denéchau, gab es „unangemessenes Verhalten“ bei einer Party beim Etappenstopp in Newport – und zwar seitens Kevin Escoffier gegenüber einem weiblichen Teammitglied des Ocean Race.
Gegen den Skipper des Teams Holcim PRB liege eine Meldung beim französischen Sportministeriums wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe vor. Er wurde deshalb von seinem Posten als Skipper abgezogen und ist seitdem nicht mehr im Rennen.
Verfahren eingeleitet
Bisher sei bei The Ocean Race keine offizielle Beschwerde eingegangen, meldete gestern die Rennleitung. Man sei beim Eintreffen der Flotte in Aarhus darauf aufmerksam gemacht worden, dass es während des Zwischenstopps in Newport einen „Zwischenfall“ gegeben habe. Das sei eine Angelegenheit, mit der sich in erster Linie das Team und die Aufsichtsbehörden für den Segelsport befassen müssten, so die Ocean-Race-Rennleitung.
Der internationale Dachverband World Sailing gibt ein Verfahren vor, wie das Ocean Race mit MeToo-Vorfällen auf dem Wasser und außerhalb umzugehen hat. Die Rennleitung des Ocean Race habe diese befolgt. Zuständig sei nun der französische Segelverband.
Der FFV bestätigte am Montag (5. Juni), dass eine Untersuchung eingeleitet wurde und der Verband einen Bericht an das französische Sportministerium schicken werde. Die Rennleitung des Ocean Race unterstütze diese Initiative und arbeite mit dem Seglerverband zusammen, heißt es.
Kevin Escoffier schweigt zum Vorwurf
Gestern hat sich auch Kevin Escoffier, der inzwischen zurück bei seiner Familie in Lorient ist, zu dem Fall geäußert. Er sagte der französischen Zeitung Ouest-France, er wolle seine Familie so gut wie möglich schützen – und seine Version zu dem „Vorfall“ in Newport nicht in der Presse veröffentlichen.
Es gebe bisher seines Wissens nach keine Zeugenaussage, so der angeschuldigte Skipper. Er werde mit den Sport-Institutionen zusammenarbeiten und ihnen seine Version gerne mitteilen, sobald diese auf ihn zukämen. Bisher sei das nicht der Fall gewesen, sagte Escoffier gegenüber der Zeitung.
Kevin Escoffier wird auf alle Fälle nicht ins Rennen zurückkehren. Die Rolle des Skippers auf der Holcim PRB wird Benjamin Schwartz, der schon an der vierten Etappe teilnahm, in der sechsten Etappe übernehmen. Abby Ehler, die bisher an drei Etappen teilgenommen hat, wird weiter dabei sein.

Außerdem wird Yoann Richomme, Skipper der Imoca „Paprec Arkéa“, für diese Etappe an Bord sein. Martin Le Pape nimmt zum ersten Mal teil. Aktuell befindet sich das Team Holcim PRB auf Platz 2 des Rennens.
Der Sponsor Holcim PRB hat sich bisher nicht zum Vorfall geäußert. Auf der offziellen Seite von Holcim PRB wird Kevin Escoffier nicht mehr genannt. Wie es für ihn und seine fest geplante Vendée-Globe-Kampagne 2024 nun weitergehen kann, werden wohl auch die Untersuchungen zeigen.