Das diesjährige Wintertreffen vom Freundeskreis Klassische Yachten Anfang Februar war so gut besucht wie immer. Wilfried Horns und sein Team luden mit einem attraktiven Programm ins Hamburger Völkerkundemuseum ein – und viele Freunde kamen.
Vor dem altehrwürdigen Hörsaal mit Holzbänken drängelten sich am Samstagabend schon lange vor Einlass über 300 Menschen. Der Saal füllte sich bis auf den letzten Platz – und zunächst darüber hinaus. Aber anders als in den Jahren zuvor achtete dieses Mal ein Wachdienst darauf, dass der Saal nicht zu voll wurde und die Fluchtwege frei blieben. Das neue Management des Museums am Rothenbaum hatte dem FKY entsprechende Auflagen gemacht. Nicht alle fanden das gut.
Und so sorgte dieser Umstand besonders zu Beginn des zweiten Vortrags für einigen Unmut bei den Besucherinnen und Besuchern, die ganz unerwartet nicht mehr in den Hörsaal gelassen wurden. Alternativ fand man sich zu anregenden Gesprächen im Restaurant oder im Foyer zusammen, bis es zum dritten Veranstaltungsteil wieder genug Plätze für alle gab.

Formeln im Yachtdesign
Bereits am Freitag wurden beim 5. Classic Yacht Symposium interessante Fach-Vorträge geboten. Den Beginn machte Torsten Conradi, Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbands, und Mit-Geschäftsführer der Firma Judel/Vrolijk Co. Sein Thema: Formeln im Yachtdesign vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute.
Um unterschiedliche Boote in einer Regatta zusammenzubringen, begann man in England mit dem „Thames Measurement“. Das führte zu immer schmaleren und längeren Booten („Länge läuft“), bis diese bei etwas mehr Wind zu kenteranfällig wurden. Meter-Klasse-Rennyachten wie die 5er, 6er, 8er und die imposanten 12er trifft man heute wieder in großer Zahl bei Regatten an, zum Beispiel bei den German Classics.
Die International Offshore Rule-Formel (IOR-Formel) der 1970er-Jahre inspirierte viele Konstrukteure zu dickbauchigen Rümpfen mit merkwürdigen Heckpartien und Vermessungsbeulen. Diese Boote waren gut an der Kreuz, aber vor dem Wind wegen ihres Topp-Riggs eine Katastrophe. Immerhin gewannen die drei deutschen Yachten Saudade, Rubin und Carina III im Jahr 1973 den Admirals’s Cup. Diesen Team-Cup des britischen Royal Ocean Racing Clubs holten sie zum Erstaunen der internationalen Segelwelt.


Holz war völlig out
Zur Gewichtsersparnis flog damals fast die komplette Einrichtung aus diesen Schiffen. Eine Langstreckenregatta wurde zu einem Ritt auf der Plastik- oder Aludose. Holz war zu jener Zeit völlig out. Über das International Measurement System (IMS) ging es weiter zur Box Rule, dem heute gültigen Maßstab. Dabei wurden Einheitsklassen um wenige festgelegte Parameter herum konstruiert.
Das Publikum, beinahe ausschließlich Liebhaber klassischer Holzboote, hörte sich diese Ausführungen interessiert an und stellte viele Fragen, beispielsweise nach Conradis Lieblingsschiff. Die Antwort fiel ihm leicht: Es ist die von ihm 1986 gezeichnete schnelle Tourenyacht Elsa, die auf der Wegner-Werft in Wedel aus formverleimtem Holz gebaut wurde. Sie holte so manche Trophäe und wird heute noch als Familienschiff gesegelt.

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