Hättest Du Dir das früher vorstellen können?
Ich wollte schon immer aufs Schiff. Das kam, als ich „Das Traumschiff“ gesehen habe. Ich bin 1978 aus der 9. Klasse raus, mit 16. Ich wollte Koch anfangen, ging aber zu der Zeit noch nicht, weil ich als 16-Jähriger keine Spätschicht machen durfte. Da hat der Chef gesagt: „Ich würde Dich gern nehmen, geht aber nicht – mach‘ doch zwischendurch eine Konditorlehre, die haben andere Arbeitszeiten. Wenn Du fertig bist, machst Du bei mir zwei Jahre Koch.“ Habe ich also insgesamt fünf Jahre Lehre gemacht. Erst Konditor, dann Koch.
Sehr zielstrebig … Wann kamst Du auf die Idee, Koch zu werden?
Sehr früh. Ich glaube, ich konnte mal gerade auf den Herd gucken, gerade die Pfanne bewegen, da habe ich der Mutter schon beim Kochen geholfen. Als ich dann angefangen habe selber zu kochen, hat sie gesagt: Ich brauche sicher auch eine Mannschaft, die nach Dir sauber macht … Da hatte ich schon das Koch-Sein drin, jeden Pott zu benutzen, 100 Töpfe für eine Sache zu benutzen. Zum Leid meiner Mutter, die alles spülen musste. Meine Eltern haben schnell gemerkt, aus dem wird irgendwann ein Koch. Die waren auch voll dahinter.

Später war ich in einem Restaurant in Stockholm angestellt, da sieht man ja viele Kreuzfahrtschiffe reinkommen, da habe ich meine alte Idee wiederentdeckt. Dann bewarb ich mich bei Cunard, kam auf die MS Vistafjord. Die war ja das erste „Traumschiff“, für die ersten Staffeln. Anfangs war’s kein Traum. Ich bin die ersten Wochen nicht von Bord gegangen, habe nur gearbeitet.
Die wurden dann auf mich aufmerksam. Ich rauche nicht, ich trinke nicht. Die Seeleute trinken ja gern mal, ich nicht. Und bin daher ziemlich schnell die Leiter hochgestiegen, an anderen vorbei. Einer war sauer, aber dem habe ich nur gesagt: Musst nicht so viel saufen, morgens pünktlich zur Arbeit, dann geht das auch. Und heute sind’s 35 Jahre.
Speiseplan für eine Woche
Wie kreativ kann ein Kreuzfahrt-Küchenchef sein?
Ich war letztes Jahr vier Monate in Southampton im Büro, habe eine Rezepte-Database aufgebaut. Verbunden mit einem Programm, das dann die Kosten ausgerechnet hat. Dann haben wir ein zweiwöchiges Menü erstellt, west bound und east bound, also für die Atlantik-Passagen der Queen Mary 2, hin und her. So, und dann kochst Du die ersten sieben Tage dies, die zweiten sieben Tage das, dann kommst Du wieder bei den ersten sieben Tagen an. Pro Tag hat man eben soundsoviel für den Gast über, da drin muss ich bleiben. Es wird weniger vom Küchenchef verlangt, mal was Neues zu machen, als vielmehr Kosten zu kontrollieren. Aber trotz alledem lieben die Gäste die Kreuzfahrtschiffe. Die Wahlmöglichkeiten sind ja immer noch immens.
Merkst Du das auch an Bord?
Ich bin seit 15 Jahren auf der Queen Mary 2, da haben wir ganz viele Wiederholungsgäste, das ist beinahe schon eine Familie. Die kommen aufs Schiff, „Hallo Klaus, wir sind wieder da“, die fahren ja sechsmal im Jahr. Die begrüßen Dich, als wärst Du ein Teil der Familie.
Was war die schönste Überraschung, die ein Gast Dir bereitet hat?
Die schönste Überraschung ist immer, wenn ich komme, und die geben mir einen Umschlag (schmunzelt) … Das ist erlaubt, natürlich! Wir hatten schon mal einen Scheich drauf, der hat einen Tisch für zwölf Leute bestellt, war schon ein paarmal drauf, da erfüllt man natürlich Sonderwünsche. Und wenn Du dann hinterher einen Umschlag mit etwas drin kriegst… Wir haben auch viel Prominente. Die Queen war auch schon drauf.
Was isst die Queen am liebsten?
Traditionell. Fish & Chips, zum Frühstück Lamm, die Engländer essen am liebsten traditionell, der alte Schlag hält das gern aufrecht.
Menü lesen und sofort abhauen
Wie unterscheiden sich die Nationalitäten?
Viele Deutsche haben eine Abneigung gegen asiatische Küche. Obwohl die so super schmeckt und auch gesund ist. Ob die Angst vor Hundegulasch haben …? Das ist natürlich Quatsch, aber diese Vorbehalte sind jedenfalls da. Auch meine Eltern, die sind vor 20 Jahren in Asien zu McDonald’s gegangen!

Die Amerikaner, die versuchen alles. Die sind sehr, sehr offen, die wollen alles probieren. Von den Nationalitäten, die wir an Bord haben, zwar die schwierigsten, wenn es um Qualität geht, aber offen für alles.
Die Engländer: Sehr traditionell eingestellt, die gehen gern in den Golden Lion Pub auf Deck 2, da kochen wir diese Sachen, Bangers & Mash, das ist Bratwurst mit Püree und Zwiebelsoße, Fish & Chips, traditionsreiches Pub Food, und der ist wirklich so was von voll, immer. Wenn wir moderne Küche machen – dann lesen die Engländer unsere Menükarte, gehen zwei Schritte zurück, dann sind sie im Golden Lion Pub und hauen sich Fish & Chips rein. Die lesen das Menü und hauen gleich wieder ab.