Wer keine Ankerboje verwendet, kann die Sorgleine auch direkt in der Kette verknoten. Die Leine liegt dann parallel zur Kette und stellt keine Gefahr für die Schrauben anderer Boote dar. Wichtig dabei ist, dass die Sorgleine länger als das Wasser tief ist. Bei einem festsitzenden Anker kann dann die Ankerkette so weit eingeholt werden, dass man zunächst die Sorgleine lösen kann.
Der Zweitanker
In Tidengewässern ist es unbedingt angebracht, einen Zweitanker auszuwerfen, da sich die Strömung beim Wechsel von Ebbe zu Flut ändert. Bei auflaufendem Wasser wird der Hauptanker gegen den Strom ausgebracht. Die Lehrmeinung ist, etwa die Hälfte der Kettenlänge zu geben und dann bereits in den Anker in den Grund einzufahren.
Erst dann wird die volle Kettenlänge gesteckt und der Zweitanker in der entgegengesetzten Richtung geworfen. Dreht der Strom und treibt das Schiff in die umgekehrte Richtung, gräbt sich der Zweitanker ein. Dann ist es auch an der Zeit, den Hauptanker zu lichten.

Wer bei viel Wind um seinen Anker schwoit, kann auch ein zweites Eisen setzen. Wie fast immer gibt es auch hier Befürworter und Gegner. Einigkeit besteht allerdings darin, wie der zweite Anker auszuwerfen ist: mämlich in einem Winkel von 30 Grad zum Hauptanker. Durch den zweiten Anker wird der Schwoikreis deutlich reduziert.
Er kann in einem zweiten Manöver ausgebracht werden, nachdem der Hauptanker eingefahren wurde oder anschließend mit dem Dinghi ausgebracht werden. In beiden Fällen ist es wichtig darauf zu achten, dass die beiden Anker sich nicht verhaken und einen herrlichen Ankersalat anrichten.
Den Anker einholen
Wie beim Ankermanöver ist das Ankereinholen ein Zusammenspiel zwischen Rudergänger und dem Crewmitglied an der Winde. Das zeigt dem Skipper per Handbewegung, wo der Anker liegt und gibt alle zehn Meter an, wieviel Kette noch im Wasser ist. Um die elektrische Ankerwinde zu entlasten, sollte der Skipper ganz langsam das Boot in Richtung des Ankers bugsieren, aber immer darauf achten, dass er den Anker nicht überfährt.

Wird über die Winde das Boot zum Anker gezogen, sollte der Skipper die Drehzahl im Leerlauf auf 1.500 bis 1.800 Umdrehungen erhöhen, damit die Maschine genügend Strom erzeugt. Sitzt der Anker fest, weil er sich sehr tief eingegraben hat, sollte der Skipper versuchen, ganz sachte den Anker etwas zu überfahren. Damit bricht er aus dem Grund aus. Hilft auch das nicht, muss wieder etwas Kette gegeben und in einem anderen Winkel angefahren werden – und das Ganze so lange wiederholen, bis sich der Anker freigeruckelt hat.
Anker unter Kette
Wer viel ankert, wird sich unweigerlich irgendwann einmal in einer anderen Kette verhaken. Ich hatte vergangenes Jahr dreimal in sieben Tagen das Vergnügen. Auch hier macht Übung den Meister. Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, wessen Kette man am Haken hat. Dazu muss zunächst der Anker so weit eingeholt werden, dass man die Laufrichtung der befreundeten Kette erkennen an. Am Mittelmeer ist das recht einfach, da das Wasser meist so klar ist, dass man mühelos zehn oder 15 Meter tief schauen kann.

Ist der Skipper an Bord, sollte man ihn bitten, einige Meter Kette zu geben, um die Arbeit zu erleichtern. Alles, was man dann noch braucht, ist ein Seil, das man um die Kette des anderen Boots legt und an der Klampe auf dem Vorschiff belegt. Dann fiert man die eigene Ankerkette so weit, dass man von Hand oder mit dem Bootshaken die andere Kette vom Anker heben kann. Dann den Anker sofort einholen. Das andere Boot kann jetzt seinen Anker wieder anspannen, der immer noch eingegraben sein dürfte.