Es mag auf den ersten Blick überflüssig erscheinen, sich im digitalen Zeitalter noch mit einem Sextanten und dem Verfahren der Astronavigation zu beschäftigen. Wo doch die Elektronik einfache und genaue Systeme bereitstellt, die den Schiffsstandort auf dem Plotter anzeigen und bequem den Kurs zum nächsten Wegepunkt vorgeben.
Aber was ist, wenn die Bordelektronik ausfällt und das GPS nicht mehr zur Verfügung steht? Hier wird die Astronavigation wieder zu einem interessanten Thema für Fahrtensegler: Mit einem Sextanten ist man für eine Positionsbestimmung nicht auf Bordstrom und Satellitensignale angewiesen, sondern findet mit Hilfe der Gestirne den Weg in den nächsten Hafen.

Die Astronavigation ist, vereinfacht ausgedrückt, eine Höhenwinkelmessung, wie wir sie aus der terrestrischen Navigation schon kennen. Jedoch ist die Auswertung der Messergebnisse im Vergleich etwas komplexer: Zum einen ist der Bildpunkt des Gestirns, der dem Fußpunkt beim terrestrischen Höhenwinkel entspricht, nicht in einer Karte verzeichnet. Zweitens wird ein passendes Meßgerät benötigt – der Sextant. Und drittens ist eine exakte Zeitangabe für die Messung unerlässlich.
Seit Seefahrer mit Hilfe der Sterne navigieren, wird nach Lösungen für die Emittlung und Auswertung dieser drei Variablen gesucht. Nutzte man über hunderte von Jahren hinweg den so genannten Jakobsstab zum „Sterneschießen“, brachte die Erfindung des Sextanten im Jahr 1757 einen enormen Fortschritt für die Seefahrt. Verschiedene Wissenschaftler einschließlich Isaac Newton, John Hadley und Thomas Godfrey hatten gleichzeitig daran gearbeitet.

Da man für die Navigation am Tag – das „Mittagsbesteck“ – direkt in die Sonne schauen muss, haben in früheren Zeiten die Augen der Seeleute sehr gelitten. Moderne Sextanten hingegen sind mit Schattengläsern ausgestattet, was den Kapitänen die Augenklappe erspart. Ein großes Problem stellte lange auch die genaue Zeitmessung zur Ermittlung des Längengrads dar. Erst der von John Harrison Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte Schiffschronometer brachte die Lösung. Heute erledigt eine billige Quarzuhr das Problem für uns, denn sie zeigt sehr genau die Zonenzeit an und nicht die wahre Ortszeit.
Für alle, die sich nicht nur auf das GPS verlassen sondern wissen wollen, wie man ganz klassisch über die Ozeane navigiert, bieten wir Mitte Februar einen Kurs in astronomischer Navigation an.

Im Kurs befassen wir uns mit folgenden Themen:
– Koordinatensysteme der Erde, des wahren Horizonts und des Himmelsäquators
– Nautisches astronomisches Dreieck
– Bewegung der Gestirne, Sonne, Mond, Planeten und Sterne
– Der Sextant mit Fehlerbeschickung
– Breitenparallele als Standlinie
– Ortsbestimmung nach verschiedenen Verfahren
Und mit so tollen Begriffen wie: Sonnenbahn- Ekliptik, Frühlingspunkt, Zenit und Azimut.
Astronomische Navigation
Termin: 15. bis 17. Februar 2019 (Beginn am Freitag um 18 Uhr, Sa und So jeweils um 10 Uhr)
Dozent: Wolfgang Kösling
Preis: 350 Euro inklusive Lehrmaterialien und Imbiss
Ort: 10407 Berlin (Prenzlauer Berg), Bötzowstraße 33
Anmeldung: Segelschule Havel
