Zwei Jahre Sonderkonjunktur durch die Covid-Pandemie sind zu Ende. Es ist noch nicht lange her, da wurde im Handel „alles verkauft, was schwimmen kann“, brachte es Karsten Stahlhut, Chef des Bundesverbands Wassersportwirtschaft, auf den Punkt. Doch schon bei unserer Branchenumfrage vor genau einem Jahr zeigte sich: Neuboote verkaufen sich umso besser, je größer sie sind.
Das ist nicht unbedingt günstig – weder für Bootskäufer in spe noch für den Handel selbst. Denn hohe Preise sind eine Herausforderung für die Bootshändler. Der Markt separiert sich, beobachtet André Busse von Bodenseenautic: „High Quality ab 200.000 Euro läuft oder ist ausverkauft. Darunter ist alles mühsam bis nicht vorhanden.“ Stimmt das so für den gesamten hiesigen Markt?

Wir fragten dazu auch bei den Branchenverbänden nach. „Bis 30 Fuß ist der Markt schwieriger geworden“, so Claus-Ehlert Meyer, Geschäftsführer des Deutschen Boot- und Schiffbauer-Verbands DBSV. „Man kann auch sagen: Je niedriger der Eigenkapitalanteil, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zurzeit nicht kauft.“
Hohe Preise schaden dem Handel
Zustimmung kommt auch vom zweiten deutschen Branchenverband. „Wir kommen langsam an einen Preispunkt, der den Verkauf in Zukunft erschweren wird“, erklärt Karsten Stahlhut. Als Beispiel nennt er die Charterflotten: „Schon jetzt ist bei den Flottenbetreibern im Charterbereich erkennbar, dass die Nachfrage nach Yachtinvest stark rückläufig ist.“

Anfang 2020 habe eine 37-Fuß-Segelyacht rund 160.000 Euro segelklar im Wasser gekostet, mittlerweile seien es 280.000 Euro, rechnet Branchenkenner Stahlhut vor. Das beobachtet auch ein Händler, der namentlich nicht genannt werden möchte: „Preissteigerungen seit Frühjahr 2021 um rund 20 Prozent sorgen für gedämpftes Kaufverhalten, die Zinsen sorgen für den Rest.“
Anders sieht es Richard Gründl, Chef des gleichnamigen Mehrmarken-Bootshandels und Zubehörversands: „Die Nachfrage nach Booten und Zubehör ist nach wie vor enorm hoch. Wir erwarten ein weiteres Wachstum und weiterhin hohe Nachfragen bei Yachtelektronik und Motoren.“
Versender mit positiver Bilanz
Bei Elektronik ist hoher Nachholbedarf zu verzeichnen, so Gründl: „Beratungsgespräche und Produktvorführungen werden gezielt eingefordert.“ Da die Lieferketten beim Equipment zurzeit ordentlich halten, sei auch die Lieferfähigkeit zum Saisonstart unproblematisch.

Das bestätigt Thomas Stammann, Gründer und Chef des Maritimversenders SVB in Bremen. Mit hoher Lagerhaltung geht SVB den Weg eines möglichst allzeit verfügbaren Komplettsortiments – etwas, das früher nur Großhändler unterhielten. Man habe, so Thomas Stamann, „die Lagerbestände nochmals extrem aufgestockt“.