„Es war super abwechslungsreich, und wir hatten fast jedes Wetter außer Sturm.“ Lennart Burke ist bester Laune, als wir wieder miteinander sprechen. Acht Tage und mehr als 1.000 Seemeilen liegen zwischen unseren Gesprächen. Am Sonntag vor zehn Tagen startete der 21-jährige Segler von Lorient in Frankreich zu seiner Qualifikation für das Mini-Transat, die ihn 2021 über den Atlantik führen wird. Wir haben Lennart am Morgen direkt nach seiner Rückkehr gesprochen.
Wie war es für dich direkt vorm Start?
Lennart Burke: Ziemlich aufregend, nachdem alles klariert und aufgeräumt war. Ein paar Kumpels waren da, und es ging los. Dann war die Aufregung auch schon wieder weg, und ich konnte das machen, was ich am liebsten tue: Segeln, lange wegbleiben.
Wie war das Wetter?
Der Plan war, am Wind segeln zu können bis Raz de Sein südlich von Brest. Doch dann wurde es eine Kreuz bis dahin: Um 24 Uhr bin ich dort angekommen und mit wenig Wind durch die Passage getrieben. Das war die erste Aufregung wegen der Strömung und dem wenigen Wind, aber ich hatte genug Fahrt.
Dann ging los mit dem Leichtwindsegeln, das haben wir in den Wettermodellen nicht gesehen. Bis zur Untiefentonne Conninbeg, unserer Wendetonne, gab es mal gar keinen Wind, mal maximal zehn Knoten, aber auch nur kurz. Richtig im Öl bei Flaute lagen wir insgesamt 28 Stunden. Wir haben uns vier Stunden im Kreis gedreht, das war etwas nervig.
Das klingt nach einer anstrengenden Quali?
Kreuzen waren 30 bis 40 %, am Wind nochmal 10 %, und der Rest Reach und Downwind. Die Rückfahrt ging unheimlich schnell. Wir haben bis zur Conninbeg Tonne vor Irland fünf Tage gebraucht, zurück waren es nur drei Tage mit bis zu 14 Knoten. In der Irischen See ging’s auch ziemlich zur Sache, der Wind war so unbeständig. Schlafen konnten wir nur, wenn wir wussten, dass der Wind für die nächsten 20 Minuten stabil genug ist.
Wieso sprichst Du als Einhandsegler von „wir“?
Louis Mayaud mit seiner Pogo 3 und ich sind fast zeitgleich gestartet. Wir sind ja nicht im Rennmodus gesegelt. Wir sind also ganz entspannt fast die gesamte Qualifikation zusammen gesegelt. Louis hatte ein Problem: Er hatte nur für sieben Tage geplant und nicht genug Proviant dabei. Ich hatte für zehn Tage geplant und ihm dann meinen 10. Tag abgegeben. Als der zweite Flautentag kam, hatte er wirklich Angst, da hat er sich gefreut, dass ich ihm etwas abgeben konnte.
Wie war’s mit dem Schlafen?
Die erste Nacht habe ich nur eine halbe Stunde geschlafen. Die zweite Nacht war schon besser: Da war ich bei zwei Stunden und 20 Minuten Power-Napping. In den ersten 20 Minuten habe ich erst mal über tausend Sachen nachgedacht, da waren sie schon vorbei. Dann habe ich draußen geschaut, ob alles in Ordnung ist, und habe mich wieder hingelegt. Da konnte ich schon etwas dösen, habe wieder gecheckt und konnte dann schon die letzten fünf Minuten schlafen.
Insgesamt habe ich es auf ungefähr 3 Stunden Schlaf am Tag gebracht. Nach Tag 4 hatte ich mich daran gewöhnt, ein bisschen benommen zu sein. Eigentlich ist es lustig! Ab einem gewissen Punkt ist das wie eine Art Rausch. Ich war lustig und locker drauf, und es war keine Qual. Die drei Stunden haben gereicht, um ordentlich nachdenken und gut segeln zu können.
Und die See hat mitgespielt?
Wir sind ja in den drei berüchtigtsten Gewässern Europas gesegelt: die Irische See, der Englische Kanal, und auch die Biscaya ist ein schwieriges Gewässer mit Stürmen und schwerer See. Der Punkt kam, als wir zurück sind.