Lennart Burke, der 22-jährige Mini-Segler, der im September bei der Mini-Transat 2021 über den Atlantik segeln will, ist schon wieder in Lorient im Trainingscenter Grand Large. Die IMOCAS der Vendée Globe haben den Hafen „La Base“ gerade verlassen, als der Stralsunder mit seiner Pogo am Haken seines Vans hier ankam.
Im Moment trainiert er viermal die Woche für die fünf Trainingsrennen, bevor es dann am 26. September über den Atlantik geht: einhand auf seiner „Vorpommern“, einer 6,50 m langen Pogo 3 von 2018, mit der schon Ambrogio Beccaria die letzte Mini-Transat in der Serienwertung gewann.

Auch Lennart Burke kommt mit diesem Boot bestens klar. Das hat er im letzten Jahr bei den Rennen der Les-Sables-Azores-Regatta bewiesen, wo er in der Serienwertung den dritten Platz machte und Bronze holte. Damit hat er sich bestens für die Mini-Transat 2021 über den Atlantik qualifiziert. Nun geht es darum, die Technik weiter zu verbessern und Geschwindigkeit zu trainieren. Wir wollten wissen, wie Lennart das macht, und haben mit ihm in Lorient gesprochen.
„Ich habe tolle Leute, die mich unterstützen“
float: Lennart, seit wann bist du in Lorient?
Seit Ende Februar bin ich wieder hier. Eigentlich wollte ich schon Ende Januar kommen, aber wegen Corona ging es erst nicht, dann gab es noch Lieferschwierigkeiten von Ersatzteilen aus England und Italien.
Wohnst du wieder im Bus?
Ich habe mir für den März eine kleine Wohnung gemietet, aber ich schlafe viel lieber in meinem ausgebauten Bus. Und das Wetter spielt soweit gut mit und nachts mache ich den Lüfter an.

Hat die „Vorpommern“ im Winter ein Refit bekommen?
Ich habe gar nicht so viel optimiert. Ich habe die Wanten erneuert, den Mast vollständig auseinandergenommen, gecheckt und Teile erneuert und Kleinigkeiten von den letzten Regatten behoben. Jetzt will ich noch das Tauwerk tauschen, aber das kommt aus England und die haben gerade Lieferschwierigkeiten.
Du warst heute auf dem Wasser, wie war’s?
Intensiv! Sechs Stunden bei 13 Grad, Sonne und gutem Wind.
Du trainierst mit dem Trainer Tanguy Le Glatin in einer Trainingsgruppe? Was schätzt du an ihm?
Ich trainiere schon seit dem letzten Jahr mit ihm. Ich würde sagen, Tanguy ist einer der bekanntesten und besten Offshore-Trainer. Er trainiert alles, von Mini bis IMOCA, und er hat auch mit Boris Herrmann und Sam Davies gearbeitet. Ich glaube aber, am meisten Spaß hat er mit den Minis.

Die sind ja auch am wendigsten! Was trainiert ihr gerade?
Der Schwerpunkt liegt auf Speedtests, damit wir das Boot möglichst schnell machen und gut im Griff haben. Er achtet darauf, dass wir ordentlich trimmen und die richtigen Segel zu den richtigen Windbedingungen fahren. Manövertraining machen wir eher alleine. Tanguy schaut sich unsere Manöver bei den Trainings an und sagt uns, was wir besser machen können, aber das Vertiefen machen wir dann alleine.
Wie kommunzierst du mit ihm, spricht er englisch?
Das Training ist auf Französisch, aber mit mir spricht er Englisch. Er gibt sich wirklich viel Mühe.
Wie oft trainierst du?
Ich versuche viermal die Woche rauszufahren. Die restliche Zeit arbeite ich am Boot oder mache Büroarbeit und suche Sponsoren oder bereite mit meinem Team die Kampagne vor. Ich habe ja tolle Leute, die mich ehrenamtlich unterstützen und mir den Rücken freihalten.
Hast du noch neue Sponsoren finden können?
Zurück in Stralsund konnte ich im Dezember den Yachtausrüster Wendel & Rados als neuen großen Sponsor gewinnen.
Steht denn die Kampagne damit schon?
Mit dem, was ich jetzt habe, würde ich schon über die Runden kommen, aber es wäre gut, wenn noch weitere Sponsoren hinzukämen. Dann könnten wir noch etwas Geld ins Marketing stecken, was mir sehr wichtig ist, damit wir mehr und professioneller kommunizieren können.
Profitierst du ein bisschen von Boris Herrmanns Erfolg, der ja auch Minisegler war? Seid ihr im Kontakt?
Wir haben uns im Herbst vor der Vendée Globe in Lorient getroffen und geschnackt. Wir haben uns echt gut verstanden und ich würde mich freuen, ihn dieses Jahr hier wieder zu treffen. Cool fand ich an ihm, dass er so super auf dem Boden geblieben ist. Wir haben auf Augenhöhe gesprochen, obwohl ich ja der junge Neue bin und er der inzwischen erfolgreiche Vendée-Globe-Segler.

Wie sieht dein Zeitplan für die nächsten Wochen aus?
Die intensive Trainingsphase ist jetzt den ganzen März. Über Ostern will ich noch mal kurz nach Deutschland fahren. Die letzten beiden Aprilwochen bereite ich die erste Regatta vor, zu der ich am 28. April fahre. „Pornichet Select“ ist das erste Vorbereitungsrennen vom 1. bis 4. Mai über 300 Seemeilen. Und dann geht’s Schlag auf Schlag so weiter. Es werden insgesamt fünf Trainingsrennen stattfinden.
Danke für das Gespräch, Lennart.
float möchte Lennart Burke unterstützen. Gemeinsam mit euch wollen wir das fehlende Startgeld von 2.500 Euro sammeln. Wenn du dabei bist, spende hier.
Das Mini-Rennen über den Atlantik
Die Mini-Transat wurde 1977 im Geist der ersten Transatlantikfahrten von Bob Salmon ins Leben gerufen und findet seitdem alle zwei Jahre statt. Am 26. September 2021 gehen in der 23. Ausgabe 84 Segler an die Startlinie. Eine Atlantiküberquerung, ohne Wetterrouting per Satellit oder jeglichen Kontakt mit dem Land, ist kein unbedeutendes Kunststück.
Im Laufe der Jahre hat sich die Veranstaltung den Ruf einer wahren Schule des Hochseesegelns erworben und das aus gutem Grund! Einhändig und ohne Hilfe an Bord eines 6,50 m langen Bootes muss der Skipper vielseitig sein und alle Herausforderungen meistern, die der Atlantik bietet. Vendée-Globe-Finalist Boris Herrmann segelte 2001 das Mini-Transat.

Weltumsegler Van Den Heede schwärmt vom Mini-Transat
„Abgesehen von Weltumsegelungen kenne ich kein anderes Rennen, das so außergewöhnlich ist. Es gibt so viele mögliche Sieger, wie es Teilnehmer am Start gibt“, sagt Jean-Luc Van Den Heede, der Gewinner des Golden Globe Race.
Die Route für die 84 MiniseglerInnen über 4.050 Seemeilen (7.500 Kilometer) führt von Les Sables d’Olonne nach Saint-François in Guadeloupe, mit einem Zwischenstopp in Santa Cruz de La Palma. Der erste Teil des Rennens dauert rund sieben Tage und wirft die Segler ins kalte Wasser, denn die Strecke durch die Biskaya fordert die Miniisten mit Gegenwinden und Stürmen heraus und die Passage von Kap Finisterre wird ihrem Ruf oft gerecht. Die zweite Etappe, die mit ihren 2.700 Seemeilen etwa zwei Wochen in Anspruch nimmt, verläuft größtenteils mit Passatwinden.