Der Deal war schon im Frühjahr 2022 in trockenen Tüchern. Aber zum Anfassen wahr geworden ist es jetzt: Lennart Burkes nagelneue Pogo 40 S4 liegt im Wasser. Der Sprung von den Minis zur Class 40 konnte nicht besser laufen.
Lennart bekommt seine Pogo direkt von der Werft in Combrit, wo er auch für die Beschnupperungsphase einen Liegeplatz nutzen kann. Die Pläne für 2023 fliegen hoch, die Termine für Regatten und Trainings sind eng getaktet. Lennart ist ganz Vorfreude, wie er im Interview mit float berichtet.
Lennart, Du bist jetzt sicher der glücklichste Mensch der Welt, da deine neue Pogo 40 S4 im Wasser ist?
Auf jeden Fall! Das war ein großer Tag gestern. Die Vorstellung, dass ich mit diesem Boot Regatten segeln werde, ist unglaublich.
Wir sind ganz früh zur Werft gefahren, um alles vorzubereiten und die ersten Fotos zu machen, dann kam der Tieflader und fuhr das Schiff zum Hafen. Sie haben den Kiel angebaut und den Mast gestellt und wir haben das Boot in die nächste Marina gelegt, gegenüber in den Hafen Sainte-Marine.
Den Liegeplatz hat mir Pogo kostenfrei zur Verfügung gestellt. Jetzt werden wir das Boot fertigmachen, die Segel von Incidence Sails anschlagen, das Tauwerk ziehen.
Unterscheidet sich deine Pogo von der Pogo40 S4-Serie?
Ein paar Kleinigkeiten, aber die haben auch andere. Was kein anderer von der Serie hat: Ich habe den Ballasttank noch mal geteilt, um mehr Trimmmöglichkeiten zu haben. Außerdem habe ich zwei Salingspaare, weil das dem Schiff mehr Sicherheit gibt. Ich habe auch fünf Winschen im Cockpit. Eine in der Mitte, die anderen vier sind jeweils auf den Seiten für den Segeltrimm und Backstagtrimm.
Wie fühlt es sich an, auf diesem Boot zu sein?
Ich bin da ein kleiner Mann auf diesem Riesenboot. Dieses Ding dann mal richtig über den Regattakurs zu prügeln ist echt wow! Allein der Rumpf strahlt schon so viel Energie aus! Es ist mir eine große Ehre und auch Verantwortung alles aus dem Schiff herauszuholen. Und wenn man schnell segelt, dann ist es jetzt wirklich richtig, richtig schnell.

Erste Schritte
Es ist schon bedauerlich, dass Du die Route du Rhum nicht mitsegeln kannst, oder?
Ein bisschen schade ist es schon. Aber es passt auch sehr gut zu mir, es mit ruhigem Kopf und gut organisiert anzugehen und mich nicht Hals über Kopf in die Route du Rhum zu stürzen, ohne das nagelneue Boot richtig zu kennen.
- Du willst das Boot jetzt erst hier testen. Und dann geht es über den Winter nach Portugal und Du segelst dort in Cascais, richtig?
Ich bleibe hier erst mal in Bénodet und trainiere von hier aus. Ich habe einen Liegeplatz und die Werft ist direkt nebenan. Drei bis vier Wochen noch, dann geht es nach Cascais.
Hast Du einen Trainer, der dich dort begleitet?
Je nachdem, wie sich mein Budget entwickelt, hoffe ich, dass ich Tanguy Le Glatin, der mich schon auf dem Mini trainiert hat, buchen kann. Der trainiert auch alle Class-40-Segler in Lorient.
Dein Investor ist der Ingenieur und Segelbegeisterte Joachim Wünning. Nach der griechischen Insel, auf der er sein Segelcamp betreibt, ist auch deine Pogo benannt: Meganisi. Wie arbeitet ihr zusammen?
Ihm gehört das Boot, das er mir gegen eine faire Chartergebühr zur Verfügung stellt. Wir haben vier Jahre schriftlich vereinbart.
Was kostet denn so eine Pogo40 S4?
Je nach Ausrüstung zwischen 650.000 bis 850.000 Euro. Wir liegen weit unten – auch dadurch, dass das Schiff in Serie bei Pogo gebaut wurde.
Dirk Weißenborn von Bootspunkt unterstützt dich auch weiter, oder?
Ja, er ist mein treuester Begleiter und Sponsor. Ein riesiges Vertrauen, was er mir entgegenbringt. Ihm gefiel meine Zielorientierung, die ruhige und strategische Herangehensweise.
Er ist ja schon am Anfang der Bauphase eingestiegen und hat gesagt: Wir unterstützen dich. Er hat mir finanziell viele Freiheiten gegeben, damit ich mich auf dieses Projekt konzentrieren kann. So konnte ich Sichtbarkeit herzustellen, was das Projekt für große Firmen interessant macht.
Wie ist es mit der Finanzierung deiner Kampagne?
Wir waren in den letzten Monaten auch mit weiteren Sponsoren im Gespräch. Noch haben wir keine festen Zusagen. Ich muss dranbleiben, mutig sein, viel kommunizieren.
Viele Regatta-Premieren für Lennart
Wie stellst Du dir deine Kampagne vor?
Erst mal im Winter in Lissabon trainieren, dann Mitte Februar zurück nach Bénodet. Dort dem Boot ein kleines Refit geben – alles, was optimiert und repariert werden muss.
Dann gehen im April die Gruppentrainings mit den anderen Class-40-Seglern los. Anfang Juni ist das erste Double-handed-Rennen, das Normandie Channel Race. Dann kommt das Les Sables les Açores, dann das Rolex Fastnet Race.
Ich segele alles zum ersten Mal, alle Rennen double-handed, möglichst mit dem gleichen Co-Skipper.
Wer wird das sein?
Das steht noch nicht fest. Ich werde jetzt mit verschiedenen Leuten segeln und schauen, wer am besten zum Boot, zu mir und zum Projekt passt.
Du bist ja ein sehr sozial eingestellter Segler, wie man auch bei der Mini-Transat gut sehen konnte. Wie kommst Du in der neuen Klasse zurecht? Ist das so freundlich wie bei den Minis?
Die Class 40 lehnt sich sehr an die Minis an, die Leute sind sehr aufgeschlossen und sehr freundlich. Man tauscht sich viel aus und möchte das Ding schon gemeinsam machen. Auf dem Regattafeld möchte natürlich jeder gewinnen.

Das geht jetzt erst richtig los. Ich war viel in Deutschland auf Sponsorensuche oder am Boot in der Werft in den letzten Monaten. Darauf lag mein Fokus.
Der deutsche Offshore-Segelsport wird groß
Es gibt mit Boris Herrmann in der Imoca-Klasse, Susann Beucke in der Figaro-Klasse, Melwin Fink in der Mini-Klasse jetzt viel mehr Sichtbarkeit von deutschen Seglern in der internationalen Offshore-Szene. Mit Dir ist nun ein Deutscher in der Class 40 dabei. Was bedeutet das für das deutsche Offshoresegeln?
Für den deutschen Offshore-Sport ist dies eine große Chance. Es ist einzigartig, dass ein deutscher Segler einen neuen Class 40 zur Verfügung gestellt bekommt, um damit richtig was machen zu können. Das kann man richtig groß aufbauen, ähnlich wie Boris es macht. Es geht ja darum, den deutschen Offshore-Segelsport groß zu machen.
Ihr habt auf der Class 40 die gleiche Kommunikation wie auf einer Imoca. Du kannst also deine Fans sehr gut mitnehmen auf deinen Rennen. Deine Kampagne hast Du „Think big, think social“ genannt. Was heißt das für dich?
Uns liegt die soziale Verantwortung sehr am Herzen.
Passt ja auch gut zu Dir!
Für mich ist es am authentischsten, die soziale Verantwortung in den Fokus zu stellen.
Lennart, wir wünschen Dir eine tolle Kampagne und richtig viel Speed für die kommenden Rennen mit deinem Boot.