Erschöpft, etwas ermattet vom Ergebnis, aber glücklich, die Waschküche des Ärmelkanals gemeistert zu haben, haben sich die deutschen Offshore-Youngster Lennart Burke und Melwin Fink nach ihrer Ankunft in Lorient/Frankreich gemeldet. Das deutsche Duo beendete den Auftakt des Transat Jacques Vabre (TJV), das wegen aufziehender Stürme nur von Le Havre nach Lorient führte, auf Rang 23 der Class 40.
Nach einem Tag, 13 Stunden, 49 Minuten und 31 Sekunden hatte das Duo die 320 Seemeilen absolviert und lag damit dreieinhalb Stunden hinter Etappensieger Alla Grande Pirelli mit Ambrogio Beccaria/Nicolas Andrieu zurück. Auf dem kurzen Prolog des Atlantikrennens meisterten die beiden den Ausfall der Windgeber und steuerten sich fast im Blindflug durch die beiden Nächte seit dem Start.

Alles anders bei der 16. Auflage des Transat Jacques Vabre: Bei heftigen Böen mit hoher See im Ärmelkanal und mit mehreren Sturmfronten voraus, die auf die Biskaya zujagen, entschied die Wettfahrtleitung zum Start am Sonntag, den Ablauf des Atlantik-Rennens komplett zu ändern. Die Imoca-Flotte mit den deutschen Startern Boris Herrmann (Malizia), Andreas Baden (Nexans Art & Fenêtres) sowie Isabelle Joschke (Macsf) wurde gar nicht erst aus dem Hafen geschickt.
Am Kap Finisterre lauern Böen mit 80 bis 100 Knoten
Für die Ocean50-Trimarane und die Class40 wurde ein kurzes Teilstück von Le Havre rund um die Bretagne nach Lorient angesetzt. Und lediglich die Ultim-Trimarane wurden auf den geplanten Kurs geschickt, der sie über 7.500 Seemeilen von Le Havre zum brasilianischen Archipel Sao Paolo & Sao Pedro, von dort südöstlich in den Südatlantik um die Ile de L’Ascension herum und schließlich nach Martinique in der Karibik führen soll.
Der Grund für die Planänderung: Gleich mehrere Sturmtiefs rasen auf die Biskaya zu, lassen beständige Winde jenseits der 40-Knoten-Marke und Böen um die 110 Knoten erwarten. Dazu sollen Wellen von zehn bis dreizehn Meter Höhe heranrollen, so Sebastian Wache. Während die Ultims diesem Wetter noch entfliehen konnten, hätte es die anderen drei Klassen wohl in einer Legerwall-Situation am Kap Finisterre erwischt – ohne Chance auf ausreichend Schutzhäfen. So ging es für die 44 Class 40 und die 6 Ocean50 nach Lorient. Die Imocas blieben im Hafen, da für sie in Lorient nicht ausreichend Platz gewesen wäre.

Enges Rennen mit Kollisionen beim Start © Jean Louis Carli/Alea
Kollision und Mastbruch nach dem Start
Aber auch der Prolog bot schon reichlich Spektakel – vor allem im großen Feld der Class 40. Während Lennart Burke/Melwin Fink bei ihrer TJV-Premiere mit ihrer Sign for Com verhalten über die Startlinie gingen, gab es im Gedränge an der ersten Bahnmarke gleich zwei Kollisionen. Drei Yachten (Café Joyeux, Movember, Seafrigo) mussten mit leichten Beschädigungen in den Hafen umkehren, um Reparaturen durchzuführen.
In der Nacht zum Montag gab es weitere Schäden. Um 1:21 Uhr meldeten ausgerechnet die Rennfavoriten der Class 40, Ian Lipinski/Antoine Carpentier, Mastbruch auf der Crédit Mutuel. Das Duo war aber wohlauf und lief in Richtung Cherbourg ab. Die gleiche Richtung schlugen auch William Mathelin-Moreaux/Pietro Luciani auf der Dékuple ein. Sie meldeten strukturelle Rumpfprobleme, nachdem sie ein unbekanntes Objekt im Wasser getroffen hatten. Hervé Jean-Marie/Jean-Yves Aglaé steuerten mit Ruderproblemen an ihrer Martinique Tchalian die Kanalinsel Guernsey an.
Burke/Fink im Blindflug durch Nacht und Gischt
An Bord der Sign for Com gab es zwar keine großen Schäden, Burke und Fink mussten aber ohne Winddaten auskommen. Die Windgeber versagten den Dienst. Zunächst war das Duo davon ausgegangen, die Instrumente im Sturm verloren zu haben, später stellte sich heraus, dass es wohl nur ein Kabelschaden im Mast war. Das Resultat war das gleiche: Die Deutschen mussten ihren Weg von Hand durch die Nacht und die gischtende See finden. Ihre Ambitionen, sich nach und nach durch das Feld weiter nach vorn zu arbeiten, wurden damit ausgebremst.

Dennoch schafften sie die Etappe, kamen am Dienstagmorgen um 4:04 Uhr im Ziel vor Lorient an. „Wir sind angekommen, heil und wohlbehalten, aber nicht ganz so zufrieden mit dem Ergebnis, wie sich jeder denken kann. Wir sind dennoch happy, dass das Boot komplett und heil ist – bis auf die Mastkabel, die uns die Winddaten und damit auch den schnellen Upwind verwehrt haben“, berichtete Lennart Burke.