Vier Wochen hat die Arbeit an der Tally Ho geruht. Leo Sampson Goolden baut die klassische Albert-Strange-Kutterjacht von 1909 in Port Townsend in Washington mithilfe vieler Freunde und Unterstützer seit 2017 neu auf. Welch große Freude für Patrick und Leo, endlich wieder an die Arbeit zu gehen. Patty hat seinen Hausstand in New Mexico aufgelöst und zieht nun ganz nach Port Townsend. Die Tally Ho lässt ihn nicht mehr los.
In einem etwas längeren Video sehen wir den Fortgang des Innenausbaus: Motor-Tropfwanne, Bodenbretter (die Soleboards), Türrahmen, Tanks, Cockpitdesign, Stevenrohr und Propellerwelle… und immer wieder die Schotts, die Bulkheads. Leo Sampson nimmt uns mit auf einen Rundgang durch zwei Wochen seines kreativen Schaffens. Am Ende gönnt er Patty und sich einen wunderschönen Segelabend auf der knallgelben Jolle Stromboli.
Schritt für Schritt
Leos Überlegung ist: Was muss fertig gemacht werden, bevor die nächsten Teile eingebaut werden? Am schlechtesten zugänglich ist der Platz unter dem Motor. Hier soll eine Ölauffangwanne installiert werden, damit eventuell austretendes Öl nicht in die Bilge und über die Pumpe ins Meer gelangt.
Akribisch, wie er ist, baut Leo ein genaues Modell aus Sperrholz. Das wird vermessen, gezeichnet und an einen CAD-Spezialisten gegeben. Das fertige Programm übernimmt eine Schlosserei, die die Ölwanne aus Edelstahlblech fertigt. Später wird der Zugang durch den Niedergang blockiert.
Davor finden die Batterien ihren Platz in der Bilge. Leo baut die festen Bodenbretter an den Seiten aus Nadelholz, jedes individuell angepasst an die Spanten und Einbauten. Sie fassen die losen Bodenbretter ein, die den Zugang zur Bilge ermöglichen. Der Türrahmen für die Eignerkabine neben dem Niedergang kommt noch einmal in die Werkstatt, um die richtige Durchgangsbreite zu erhalten.
An die Tanks kommt man später schlecht ran
Die Dieseltanks sollen ihren Platz ganz hinten neben dem Cockpit bekommen. Auch hier kommt man später ganz schlecht heran. Deshalb muss die Form genauso wie die Anordnung der Zuläufe, Abflüsse und Belüftungen genau angepasst werden. Wieder hilft ein CAD-Programm, nachdem die Tanks aus Spezialkunststoff gebaut werden.
Außerdem baut Leo Sampson ein Modell für einen Bronzebeschlag, der in der Port Townsend Foundry gebaut wird und später den Tankeinfüllstutzen und einen Inspektionsdeckel aufnimmt.
Leo hat eine unglaubliche Begabung für Zeichnungen, und er kann sich sehr gut in einzelne Lösungen hineindenken. Es ist eine Freude, ihm beim Arbeiten in dem sauberen, von innen lackierten Rumpf oder in der Werkstatt zuzusehen. Auch seine Maschinen sind vom Feinsten: die Bosch-Kappsäge am Teleskoparm, die MiniMax-Kombi-Maschine aus Hobel, Abrichte und Kreissäge.
Dazu die zahlreichen Stichsägen oder der Elektrohobel, natürlich alle ohne Kabel und mit Akku betrieben. Von solch einem Maschinenpark haben die Erbauer der Original-Tally-Ho noch nicht einmal geträumt.
Immer wieder Lack und Farbe
Pete ist noch nicht zurück auf der Baustelle. Also geht die Frage an den derzeit einzigen Kollegen: „Hey Patty, what are you doing and why?“ Der wischt sich das Dauergrinsen vom Gesicht und erklärt geduldig und mit Schalk im Nacken: „Ich male hier die Schotts, damit wir die Tanks einbauen und diese Stelle für immer vergessen können.“ Oder „ich verkleide den Kettenkasten“, wenn er die Wegerungsbretter über die Spanten baut.