Die Schotts werden weiß gestrichen, was den Raum unter Deck größer und freundlicher erscheinen lässt. Leo lackiert derweil die Türrahmen, die nun endlich fest eingebaut werden können, viermal mit Epifanes-Klarlack. Später sollen noch ein paar Schichten mehr dazukommen. Aber fürs Erste ist das Holz geschützt und sieht richtig gut aus.
Cockpit und Propellerwelle
Ein ganz wesentlicher Punkt ist das Cockpitdesign. Als Leo Sampson die alte Tally Ho übernahm, war kein Cockpit mehr vorhanden, an dem er sich hätte orientieren können. Zum Glück gibt es noch Originalpläne und Leos Kreativität. Wo ursprünglich Backskisten geplant waren, wird der Raum darunter nun erweitert, denn der Motor soll viel Platz haben. Zudem ist durch den Hybrid-Antrieb und verschiedene andere Aggregate ein großer Maschinenraum notwendig, denn der Zugang zu allen Komponenten muss gewährleistet bleiben.
Backskisten werden es nicht, aber zumindest eine Art Baukastensystem mit Boxen – ähnlich wie Schwalbennester für kleine Dinge, die schnell zur Hand sein müssen. Die Cockpitwände, -bänke und der Boden bekommen bald Planken im gleichen Stil wie das Deck.

Vorher müssen allerdings die Tanks fertig und an ihren Platz montiert werden. Das geht nicht mehr, wenn das Cockpit geschlossen ist. Auf seine unvergleichliche Art wirft Leo ein paar Skizzen aufs Papier, die schon im ersten Entwurf wie ein Bauplan aussehen. Der junge Bootsbauer hat echt Talent.
Ein schweres Paket aus Holland kommt an
Ein langes, schweres Paket aus Holland trifft ein: Der technische Yachtausrüster Vetus hat das Stevenrohr und die Propellerwelle gespendet. Damit kommt nicht nur der Lack aus Europa, sondern auch diese wichtigen Elemente. Wir sind gespannt, woher Leo die Schiffsschraube besorgt. Das Loch für das Stevenrohr hat Leo schon vor zweieinhalb Jahren in Sequim gebohrt. Eine anspruchsvolle Arbeit: Denn der Tunnel von rund 50 mm Durchmesser muss genau im richtigen Winkel durch ein Meter Hartholz gehen, und die Bohrung muss exakt an der richtigen Stelle austreten.
Leo kann sehr fokussiert arbeiten. So ist ihm auch dieses Kunststück auf Anhieb gelungen. Nun muss er nur noch das Loch auf den richtigen Durchmesser aufbohren. Dafür bekommt er von seinem Freund Pete Langley von der Port-Townsend-Gießerei das passende Werkzeug: ein kräftiges langes Rohr, in das man entsprechende Schneidmesser einsetzen kann. Dann braucht man eine kräftige Bohrmaschine, eine genaue Führung und viel Muskelschmalz, um die Maschine zu halten.


Patty kontrolliert von innen den Schneidevorgang und irgendwann kommt die Messerschneide bei ihm an. „Sieht es aus wie ein Loch?“, ruft Leo. „Naja, etwas ausgefranst, aber – ja, ein richtiges Loch.“ „Fantastisch.“ Die Edelstahl-Propellerwelle und das Rohr aus Bronze werden nun noch auf die richtige Länge gekürzt. Den Anschluss für die Stopfbuchse anzubauen, ist ein Job für Dylan, den Schlosser. Er betreibt mit ein paar Freunden eine Werkstatt in Port Townsend.
After Work Sailing
Den ganzen Winter und das Frühjahr hat Leos knallgelbe Flying-Scot-Jolle Stromboli, benannt nach ihrem Lieblingslunch aus dem Marina-Café, unter einer Plane neben der Bootshalle geruht. Nun steigen auch die Temperaturen an der Grenze zu Kanada wieder. Es ist an der Zeit, mal wieder aufs Wasser zu gehen.
Als an einem Abend die Sonne scheint, schieben Leo und Patty die Jolle ins Wasser und landen unversehens in einer Feierabend-Regatta, wie sie rund um die Welt, meist am Mittwochabend, stattfinden. Ohne Ambitionen und ohne Anmeldung starten sie mit den großen Yachten, ziehen den Spi und landen auf dem dritten Platz. Ob man sie wertet, ist ihnen egal, auf jeden Fall hatten sie eine Menge Spaß.


Leo ist stolz, uns so viel Einblicke in seine Arbeit gegeben zu haben, die er mit Patty alleine in den letzten Wochen geschafft hat. Nun kommen aber auch Pete und Zeal wieder an Bord und es geht noch schneller voran. In den nächsten Folgen wird Pete die Leibhölzer aus Teak, die die Decksplanken einfassen, anpassen.
Später wird Leo der Maschine, den Tanks und der Kraftstoffversorgung noch einmal ein eigenes Video widmen. Für heute ist es damit aber erst einmal genug. Wir haben viel gesehen und Leo verabschiedet sich wie immer mit einem großen Dankeschön: „Cheers and see you next time“.