Annika Möslein gehörte zu den Auserwählten. Sie durfte als eine von fünf Frauen den Offshore-Racer „Scallywag“ nach dem letzten Volvo Ocean Race 2018 von Den Haag zurück in den Heimathafen nach Portugal segeln. Möglich gemacht hatte es das Magenta Project, das junge Frauen in ihrer Segelkarriere mit Mentoring unterstützen will – weltweit.
Die 24-jährige Bayerin brennt fürs Offshore-Segeln. Begeistert bewarb sie sich gleich nach der Überführung beim Mentoring-Programm des Magenta Projects und wurde als eine der ersten angenommen. Abby Ehler wurde ihre Mentorin und brachte Annika Möslein auf den richtigen Segel-Weg.

Dieser Weg führt sie gerade wieder nach Den Haag. Diesmal auf der „Sisi“, der VO65-Segelyacht der österreichischen Kampagne The Austrian Ocean Race Project (TAORP), mit der Möslein Ende Mai beim Ocean Race Europe antritt. An Bord beim Offshore Team Germany, der deutschen Kampagne in der IMOCA-Klasse, ist übrigens Annie Lush. Sie hat das Magenta Project mitgegründet.
Auch die ehemalige Olympionikin im 470er, Elisabeth Panuschka, bewarb sich 2019 um einen Platz im Mentoring-Programm beim Magenta Project, nachdem sie mit Tutima am Fastnet Race teilgenommen hatte. Sie wollte unbedingt weiter Offshore segeln. „Die Pause zwischen dem olympischen Segeln und Tutima hatte mir gezeigt, dass ich nicht ohne Regattasegeln leben kann.“

Von den Vorbildern lernen
Aber den richtigen Weg in der Segelkarriere einzuschlagen, ist nicht so einfach – und es braucht Rat und Anleitung. Das geht am besten mit den Besten. Also den Vorbildern, die die großen Rennen gesegelt sind, Teams um die Welt geskippert haben und Kampagnen geleitet. Denn positive Vorbilder helfen, über sich selbst hinauszuwachsen und die eigenen Träume zu realisieren.
Aber wer traut sich schon, einen Segelstar anzuschreiben oder sogar anzusprechen? Und besonders als Frau in der eher männerdominierten Seglerwelt? „Für mich war die größte Herausforderung, als ich nach England kam, dass ich nicht die nötigen Kontakte hatte. Deshalb war für mich der wichtigste Schritt zu lernen, wie man Leute, Boote und Teams findet“, erinnert sich Annika Möslein.
„Ich kannte natürlich die ganzen Namen: Abby Ehler, Dee Caffari, Annie Lush. Plötzlich dann mit diesen Stars des Offshore-Segelns in Kontakt zu treten, mit ihnen zu sprechen und von ihnen Input zu bekommen, war großartig“, schwärmt Möslein.
Träumen ist das eine, Navigieren das andere
Mit der Mentorin kann die Mentee, wie man die Lernenden nennt, ihre Ideen durchsprechen, egal wie weit diese in den Sternen liegen. Die Mentorin hilft, Pläne zu entwickeln, Hürden zu überwinden und Kontakte zu knüpfen. Netzwerken ist im Segelsport mit das Wichtigste. Es spielt keine Rolle, ob man am Anfang der Karriere steht, eine Stufe aufsteigen oder die Richtung ändern möchte.
„Ursprünglich war mein großer Traum, beim Ocean Race mitzumachen. Durch das Mentoring wurde dieser Traum zum ersten Mal greifbar. Zu träumen ist ja das eine, aber dahin zu navigieren das andere“, sagt Möslein.