Mit Abby Ehler hatte sie eine der vielseitigsten und erfolgreichsten Seglerinnen aller Zeiten an ihrer Seite, die an drei Volvo Ocean Races teilnahm.

Elisabeth Panuschka startete ein Jahr danach im Oktober 2019 mit Shirley Robertson als Mentorin. Als eine von nur vier Frauen gewann sie zwei Goldmedaillen bei olympischen Segelwettbewerben. Die Britin arbeitet hauptberuflich als Fernsehjournalistin bei BBC und CNN, wo sie über internationale Regatten wie den America’s Cup berichtet.
„Es war zu Anfang sehr aufregend, auf Englisch über Skype eine Beziehung aufzubauen, aber es hat sich schnell ganz leicht angefühlt“, erinnert sich Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Panuschka. „Wir hatten gleich eine Vertrauensbasis, obwohl ich Shirley wegen der Pandemie leider nicht live treffen konnte. Bis heute kann ich immer auf sie zurückgreifen, wenn ich Hilfe brauche.“

In der Wirtschaft ist Mentoring etabliert
In der Wirtschaft ist Mentoring für Führungskräfte längst etabliert. Regelmäßig gute Ratschläge zu erhalten und gezielt herausgefordert zu werden, trägt entscheidend zum Erfolg bei. Als Mentee lernt man Selbstvertrauen und das richtige Handwerkszeug, um Führungsrollen zu übernehmen. Spezielle Mentoring-Programme, um weibliche Talente in Top-Führungspositionen zu bringen, gibt es viele. Vorbildliche Arbeit leistet in Deutschland die Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF).
Aber können Mentoring-Programme auf den Sport übertragen werden? In der 2019 durchgeführten Umfrage Women in Sailing Strategic Review des World Sailing Trusts, der Weltorganisation des Segelsports, wurde eins deutlich: Führungsqualitäten im Segelsport für Frauen müssen erst entwickelt werden. Neben der Weiterbildung von Trainerinnen und dem Aufbau eines Netzwerkes von weiblichen Führungskräften ist das Mentoring Programm ein wesentlicher Bereich, der dabei definiert wurde.
Und wie schaut es in Deutschland aus? Nadine Stegenwalner, Sportdirektorin im Deutschen Seglerverband (DSV) findet, dass das Mentoring-Programm des Magenta Projects eine großartige Initiative ist. „Es bietet eine hervorragende Plattform und gute, vielfältige Optionen für Seglerinnen“, so Stegenwalner gegenüber float. Bisher ist der DSV jedoch nicht involviert.
„Wenn sich eine sinnvolle Möglichkeit ergibt, bin ich – und ich denke, da spreche ich für den gesamten Verband – aber sehr offen für eine Zusammenarbeit.“ Weibliche Vorbilder gibt es in Deutschland wenige. „Tutima“ mit Kirsten Harmstorf Schönwitz am Ruder war in den letzten elf Jahren das einzige erfolgreiche Frauenteam im Offshore-Segeln.
Das Beste von den Besten
Und so hat alles begonnen. Es waren die Besten im Offshore-Segeln, die ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben wollten. Nach dem großen Erfolg des Frauenteams SCA beim Volvo Ocean Race 2014/15 nutzten die Crewmitglieder Abby Ehler, Samantha Davies, Annie Lush, Carolijn Brouwer, Liz Wardley, Libby Greenhalgh und nicht zuletzt Dee Caffari das Momentum und gründeten das Magenta Project, um anderen Frauen den Weg ins Leistungssegeln zu erleichtern.

Das Mentoring-Programm startete 2018 und ist mittlerweile eines der exponiertesten Programme des Segelsports. Aufstrebende Seglerinnen aus der ganzen Welt sind hier mit erfahrenen Mentorinnen aus der Segelwelt verbunden und stehen in ständigem Austausch miteinander. Gruppensitzungen und Netzwerkkontakte intensivieren das Lernen.
Entwickelt ist es für Seglerinnen, die von den olympischen Klassen – offshore oder inshore – auf ein Kielboot wechseln wollen. Oder die als Offshore-Seglerinnen in eine andere Klasse umsteigen oder sich auf eine bestimmte Regatta vorbereiten wollen. Oder die Yacht-Seglerinnen sind und an Foiling-Events, bei Match Races oder IRC-Rennen teilnehmen möchten. Auch Seglerinnen, die andere Frauen an die Spitze des Segelsports bringen möchten oder positive Veränderungen im Segelsport über ein maritimes Unternehmen oder eine andere Initiative fördern, gehören dazu.

Elisabeth Panuschka weiß das zu schätzen: „Das Tolle ist, dass das Projekt die verschiedenen Arten von Segelsport abdeckt und so global aufgestellt ist, dass Teilnehmerinnen aus der ganzen Welt davon profitieren können. Als ich beim olympischen Segeln rausgefallen bin, war die Unterstützung durch das Magenta Project total gut, weil ich so wieder Mut gefasst habe. Mir wurde klar, dass in mir noch immer eine sehr gute Seglerin schlummert.“
Die beiden deutschen Mentees sind nicht Einzigen, denen das Projekt in ihrer Segelkarriere geholfen hat. Von den inzwischen über 100 Mentees sagen 92 Prozent, dass die neun Monate Mentoring sehr hilfreich für sie waren.
Die Vision von Vicky Ellis und Abby Ehler
Geleitet wird das Programm von Vicky Ellis. Die ehemalige Skipperin des Clipper Round the World Race mit einem Master in Maschinenbau arbeitete im Projektmanagement, bevor sie sich dem Segeln zuwandte. Als einzige weibliche Skipperin im Clipper Race 2013/14 führte Vicky ihr Team auf der „Switzerland“ sicher um die Welt. Und sie gewann mit jeder Etappe des Rennens an Vertrauen.

Dank dieser Erfahrung weiß sie, was für die Mentees, die diesen Weg einschlagen möchten, wichtig ist. „Wenn man ein Mentoring erhält, fühlt man sich unterstützt, gestärkt und motiviert“, sagt sie. „Je mehr Seglerinnen das Mentoring-Programm annehmen, um zukünftige Talente zu entwickeln, je mehr es in Teams, Clubs und Organisationen eingebettet ist, desto unterstützender und fortschrittlicher wird unser Sport werden.“
Abby Ehler ist als Gründerin ein leuchtendes Beispiel dafür, dass mit etwas Planung alles möglich ist. Wenn sie nicht gerade Rennen fährt, kontrolliert sie hinter den Kulissen des America’s Cups und Sail GP den Datenstrom, der von den Booten zu den Fernsehübertragungen kommt.