Tutima startet wieder! Die Crew, die mehr als zehn Jahre als reines Frauenteam das deutsche und europäische Regattafeld unsicher machte, wird an der ORC-Weltmeisterschaft 2023 in Kiel teilnehmen. Es wird ein einmaliges Heimspiel.
Auf der boot Düsseldorf platzte es aus Kirsten Harmstorf-Schönwitz, besser bekannt als Kirsche, beim Gespräch mit float heraus. Ihr Sponsor Jörg Delecate vom Uhrenhersteller Tutima hatte sie angerufen und vorgeschlagen, noch einmal ins Rennen zu starten. Wie eine alte Rockband, die sich noch mal für ein Revival zusammentut, hatte er gesagt.

„Und genauso werden wir das machen“, sagt die Skipperin, die das Team wieder zusammen getrommelt hat. Die 40 Ehemaligen sind immer noch bestens vernetzt und treffen sich jedes Jahr zur Tutima-Weihnachtsfeier. Ein WhatsApp-Post genügte, um die „Mädels“, wie Kirsten ihre Crew nennt, zu informieren. Die pinken Jacken hängen noch in den Schränken.
Der Rücktritt vom Rücktritt
Auf der Kieler Woche 2020 hatte Kirsten ihren Rücktritt bekanntgegeben. 2020 war die letzte Saison, die das Team noch segelte, dann kam Corona. Für Tutima war die Kieler Woche das letzte Rennen, an dem die einzige deutsche Frauencrew teilnahm. Es war das finale Event, und die Fans waren traurig.
Kirsten Harmstorf-Schönwitz hat die Tutima-Crew gegründet. Sie war die Seele des Teams, hat es zusammengehalten und auch immer das Ruder in der Hand. Sie war Skipperin, Pressesprecherin und Organisatorin. Es war das Ende des Frauenteams, das in Pink in den letzten elf Jahren die Offshore-Szene im Dickschiffsegeln aufmischte.
Alle begeisterten sie mit ihrer Power, seglerischen Stärke und ihrem Charme. Das Fastnet Race 2019 war ihr größtes Rennen. Die einzige rein weibliche Crew unter den 390 Teams aus 29 Ländern beendete das legendäre Rennen mit einer guten Platzierung im Mittelfeld.
Der Sponsor wollte kein Copy-Projekt
Kirsten Harmstorf-Schönwitz hörte nach 25 Jahren Regattasegeln auf. Sie selbst fuhr runter, wechselte in den Crusing-Modus. Kirsche kaufte mit ihrem Mann ein schnelles Boot, das ihr viel Spaß macht. „Es war ja mein Wunsch aufzuhören“, sagt sie. Der Sponsor wollte kein Copy-Paste-Projekt machen, und so war Schluß mit der einzigen deutschen Frauencrew.
Jörg Delecate hatte zwischenzeitlich überlegt, die Tutima gehörende Segelyacht zu verkaufen. Aber es war noch kein potentieller Käufer dabei, der passte. So hatte er die blendende Idee: Die Tutima-Frauen könnten das Boot ja noch einmal segeln. Die Weltmeisterschaft in Kiel ist ein Heimspiel, und das Boot liegt in Schilksee noch auf demselben Liegeplatz. So ist es doch ein Leichtes, noch mal loszulegen, dachte der Tutima-Eigner.
„Wir werden nicht großartig trainieren“
„Es soll wirklich ein Revival sein“, sagt Kirsche. „Wir werden nicht großartig trainieren. An zwei Wochenenden gehen wir zusammen segeln und gucken, ob beim Boot o.k. ist. Und ob wir nicht ganz eingerostet sind. Wir werden nicht trainieren, wir werden loslegen und Spaß haben.“

Sie wolle das nur mit dem gleichen Setup machen, hatte sie zu Jörg Delecate und den Tutima-Crewfrauen gesagt. Deshalb ist auch Hein, der langjährige Bootsmann, wieder dabei. Er macht das Boot fit – und im Mai wird gemeldet. Vom 4. bis 12. August 2023 wird das Team in Pink also noch einmal auf der Regattabahn zu sehen sein.
Kirsche ist schon wieder voll drin. „Es fühlt sich gut an. Ich freue mich total drauf, aber es wird nur dieses eine Mal geben“, sagt sie lachend und fügt hinzu: „Let’s rock it again!.