Im Oktober 1968 startete Donald Crowhurst zum Golden Globe Race, der seinerzeit spektakulärsten Weltumseglung – einhand, gesponsert von einer Tageszeitung. Bei der Regatta solo um die Welt, bei der die Teilnehmer nicht gleichzeitig starten mussten, überquerte er die Startlinie als Letzter, am 31. Oktober 1968. Die Weltumseglung, die unter spektakulären Umständen organisiert worden war, sollte für den Briten tragisch enden.
Wer sich damals wochen- oder gar monatelang ohne Zwischenstopp alleine auf hohe See wagte, sich dabei nervtötender Einsamkeit und brachialen Elementen aussetzte, dem wurde von der einen Seite bedingungslose Hochachtung, Anerkennung und Verehrung entgegengebracht. Bei allen anderen ernteten die Segler nur verständnisloses Kopfschütteln.
Das Rennen polarisiert bis heute wie kaum eine andere Regatta: Sie sei die „Mutter aller Rundum-Regatten“, das wohl „wichtigste Hochsee-Rennen aller Zeiten“, gilt aber auch als „unverantwortlichste Schwachsinn, der jemals zur See organisiert wurde“.
Vom Segeln keinen blassen Schimmer
Der Erste, der beim Golden Globe Race Segel setzte, war John Ridgway am 1. Juni 1968. Eine Woche später startete Chay Blyth, der spätere Sieger Robin Knox-Johnston am 14. Juni. Wie elementar schlecht sich manche Teilnehmer auf die lange Reise vorbereitet hatten, machten gleich zu Beginn Blyth und Ridgway deutlich. Chay Blyth hatte sich zwei Jahre zuvor einen Namen gemacht, als er in einem Sechs-Meter-Boot über den Atlantik ruderte.
Nun zeigte sich gleich nach dem Start, dass er vom Segeln keinen blassen Schimmer hatte. Freunde von ihm hatten das Boot aufgetakelt und die Segel gesetzt, eine Stunde vor dem Ablegen erklärte man „trocken“ Grundlegendes wie Halse und Wende, die er dann kurz nach dem Start erstmals in seinem Leben ausführte. Dieselben Freunde segelten anschließend auf ihrem Boot vor ihm her und machten ihm die Manöver vor.
Von der Einsamkeit übermannt
Oder Ridgway: schon eine Woche nach dem Start übermannte ihn förmlich die Einsamkeit des Einhandseglers. Außerdem traute er seinem Boot, das an allen Ecken und Enden knarzte und leckte, schon nach ein paar Tagen kaum noch „über den Weg“. Auf Höhe Madeira traf er sich auf See mit einem Kumpel, der ihm Post „von den Lieben daheim“ und eine Sunday Times überreichte. Darin las er einen Artikel, in dem klargestellt wurde, dass die Teilnehmer während des Golden Globe Races keine „Post“ von außen annehmen dürfen.
Eine der wenigen Regeln dieses Rennens war damit gebrochen! Als der Postdienst bekannt wurde, disqualifizierte man Ridgway. Der fühlte sich zwar schlecht behandelt, setzte seine Reise aber dennoch bis Ende Juli fort. Später nahm man an, dass die ganze Post-Aktion von ihm inszeniert war, um einen triftigen Grund zum „Ausstieg“ zu finden.
Ende Juli waren Blyth und Knox-Johnston schon weit südwärts in den Atlantik vorgedrungen. Knox-Johnstons Boot wirkte mit Unmengen Dosen-Nahrung an Bord deutlich überladen, war aber dennoch relativ flott unterwegs. Im Juli meldete Knox-Johnston erstmals Probleme mit der Kiel-Aufhängung, in deren Bereich literweise Wasser in das Schiff eindrang.
Blyth hatte ebenfalls mit technischen Problemen zu kämpfen. Sein Boot kam mit aufgewühlter See nur schlecht zurecht und machte reichlich Wasser. Mitte August nahm Blyth die Hilfe der Crew eines vorbeifahrenden Handelsschiffes an: Techniker brachten seinen Generator wieder zum Laufen und der Smutje versorgte den Einhandsegler mit reichlich Frischproviant. Das war nicht erlaubt.
2 Kommentare
Toller Text, danke! Ergänzung: Ridgway und Blyth sind 1966 zusammen über den Atlantik gerudert.
Ein klasse Artikel, sehr spannend geschrieben!