Kaum wurde diese (damals noch sehr, sehr seltene) Begegnung auf See bekannt, wurde Blyth disqualifiziert. Blyth segelte noch weiter bis zum Kap der Guten Hoffnung (immerhin!), musste aber nach einem Sturm einsehen, dass er wohl niemals durch den Southern Ocean kommen würde… und gab auf.

Der Geheimnisvolle
Am 22. August stachen die beiden befreundeten Franzosen Bernard Moitessier und Loick Fougeron mit ihren Booten von Plymouth aus in See, kurz darauf gefolgt von King. Und Nigel Tetley brachte am 16. September einen vielversprechenden Trimaran ins Rennen, auf dem er zuvor jahrelang mit seiner Frau gelebt hatte.
Moitessier hatte sein Stahlschiff „Joshua“ mittels einiger Umbauten, vor allem aber durch Verzicht auf „völlig unnötiges Inventar und Mobiliar“ (Moitessier) deutlich leichter gemacht. Aufgrund seines Törns von der polynesischen Südsee bis nach Frankreich, den er mit seiner Frau zuvor gesegelt war, galt er in der Yachtie-Szene als DER Favorit in diesem Rennen um die Welt. Doch sein geheimnisvoll anmutender Charakter, seine strikte Ablehnung von allem, was irgendwie mit Kommerz und Publicity zu tun hatte und seine fast schon spirituelle Bindung zur See machten ihn auch zu einem völlig unberechenbaren Faktor.

Vorhang auf für Donald Crowhurst
Mittlerweile waren also die meisten eingeschriebenen Teilnehmer unterwegs, während andere noch nicht einmal ihr Boot fertig gebaut hatten. Der Elektro-Ingenieur Donald Crowhurst hatte relativ früh seine Teilnahme am Golden Globe Race zugesagt und sah in dem Rennen um die Welt seine ultimative Chance, die finanziell äußerst prekäre Lage seiner Firma, die eine selbst entwickelte Funk-Navigationshilfe für Segler vertrieb, aus der tiefroten Verlustzone zu manövrieren. Der Familienvater Crowhurst hatte sich für den Bau eines neuen Trimarans, mit dem er den Geschwindigkeitsrekord brechen wollte, tief verschuldet und ein Darlehen auf sein Haus und seine Firma aufgenommen.

Crowhursts Trimaran wurde am 23. September in Norfolk zu Wasser gelassen. Um zu seinem Startort Teignmouth für letzte Vorbereitungen zu gelangen, segelte Crowhurst stante pede los. Der erklärte Daysailor, der niemals eine Nacht auf See verbrachte hatte, veranschlagte drei Tage für die Jungfernfahrt und brauchte 13. Denn weder er noch sein Trimaran kamen mit den Kreuzkursen in der kabbeligen See des Ärmelkanals zurecht. Der Überführungstörn geriet zu einem Desaster und zu einer Art Vorahnung für das, was Crowhurst noch erwarten sollte.
Untauglich für die Weltumsegelung
Am 31. Oktober, dem letztmöglichen Starttag, segelte Moitessier bereits 1.100 Seemeilen östlich von Kapstadt und Knox-Johnston 4.000 Seemeilen weiter vor Australien, Tetley lag auf Höhe von Trinidad. An diesem Tage startete Crowhurst unter der Anteilnahme Tausender Fans – Crowhurst hatte sich einen Journalisten als PR-Berater „ins Boot“ geholt – und der Italiener Alex Carozzo überquerte pro forma seine Startlinie, um gleich darauf in der nächsten Bucht vor Anker zu gehen. Dort bastelte der vorherige OSTAR-Teilnehmer ohne fremde Hilfe weiter an seinem Boot, das er für „noch nicht weltumseglungstauglich“ erklärt hatte.
Schon Mitte November hatte Crowhurst gewaltige Probleme an Bord seines Trimarans. Die hastig zusammengestellte Ausrüstung erwies sich als lückenhaft und mittlerweile bereits notwendig gewordene Reparaturen konnten mangels Werkzeug nicht ausgeführt werden. Crowhurst war sich im Klaren darüber, dass er es mit dem Trimaran niemals durch den Southern Ocean schaffen würde. Das Rennen abzubrechen kam für ihn nicht in Frage, da das die finanzielle Pleite bedeutet hätte und seine Familie in den Ruin stürzen würde. Also segelte er ohne Plan und Lösung weiter.

2 Kommentare
Toller Text, danke! Ergänzung: Ridgway und Blyth sind 1966 zusammen über den Atlantik gerudert.
Ein klasse Artikel, sehr spannend geschrieben!