Im März begab man sich offiziell auf die Suche nach Knox-Johnston. Nato-Flugzeuge fahndeten nach ihm unweit der Azoren, doch ohne Resultat. Am 6. Mai wurde Knox-Johnston von der Besatzung eines Tankers gesichtet, als mit seiner Lampe Morsekontakt aufnahm. Nur noch 1.200 Seemeilen war der Brite auf seiner „Suhaili“ vom Ziel entfernt, womit der Sieger der Golden Globe Trophäe feststand. Und Tetley könnte die schnellste Weltumseglung auf seinem Trimaran schaffen.

Am 22. April erreichte Knox-Johnston schließlich seinen Starthafen Falmouth. Nach 312 Tagen und im Gegensatz zum schnelleren Chichester tatsächlich nach einer Nonstop-Reise, bereiteten ihm die Briten einen denkwürdigen Empfang. Was konnte eine segelbegeisterte Nation auch mehr erwarten? „First Ship Home“ trägt die britische Flagge und der vermeintlich schnellste Weltumsegler Nigel Tetley – wiederum ein Brite – dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Tragisches Finish
Doch dann funkte Crowhurst nach langer Sendepause, dass er kurz vor Kap Hoorn segle. Was ihn aufgrund der späteren Abfahrtszeit gefährlich nahe an Tetley heranbrachte. Der spürte Crowhurst förmlich im Nacken und begann sein Boot – das im Southern Ocean stark gelitten hatte – hart zu pushen. Einer seiner Schwimmer drohte abzufallen, außerdem pumpte Tetley täglich hektoliterweise Wasser aus seinen lecken Rümpfen.
Am 20. Mai holte ihn schließlich ein Sturm ein, der ihm zum Verhängnis wurde: Der Schwimmer brach ab, riss ein riesiges Leck in den Hauptrumpf und der Trimaran sank innerhalb einer halben Stunde. Tetley konnte noch ein Mayday absetzen, das prompt von einem Schiff in der Nähe gehört wurde. Wenige Stunden später wurde der Einhandsegler von seiner Rettungsinsel geborgen. Nur 1.100 Seemeilen trennten ihn vom Ziel.

Weg frei also für Donald Crowhurst auf seinem Trimaran, um sich die ersehnte Prämie für die schnellste Weltumseglung zu sichern? Als der Fake-Segler erfuhr, dass ihm die schnellste „Weltumrundung“ sicher war, fiel Crowhurst in eine tiefe Depression, wenn nicht sogar geistige Umnachtung. Sein PR-Berater schilderte ihm über Funk, was für ein berauschender Empfang ihm bereitet würde, die Sunday Times wollte ihm sogar einen Hubschrauber entgegen schicken, damit er Film- und Tonbandmaterialien rechtzeitig zum Redaktionsschluss übergeben könne.
Crowhursts wurde zum personifizierten schlechten Gewissen, seine Aufzeichnungen der letzten Wochen waren wirr und kaum verständlich. Am 1. Juli 1969, 243 Tage nach Beginn seines Törns, und am errechneten Tag seiner Ankunft, sprang er irgendwo im Nordatlantik über Bord und nahm sich das Leben.
Epilog und Neuauflage
Knox-Johnston stiftete den Preis für die schnellste Weltumseglung, der ihm nun ebenfalls zuerkannt wurde, den Hinterbliebenen von Donald Crowhurst. 2018 kam unter dem Titel „The Mercy“, zu deutsch „Vor uns das Meer“ die tragische Geschichte ins Kino – mit Colin Firth in der Hauptrolle.
Nigel Tetley wurde Jahre später tot in einem Wald hängend aufgefunden. Die ermittelnde Polizei ging jedoch nicht von Selbstmord aus, sondern von einer missglückten Sado-Maso-Praktik. Die Umstände von Tetleys Tod wurden nie vollständig aufgeklärt.
Das Golden Globe Race wurde nicht wiederholt, inspirierte aber andere Veranstalter: 1982 startete erstmals das BOC Challenge Race (einhand nonstop um die Welt), das alle vier Jahre abgehalten wurde. Auch die Vendée Globe gilt als einer der GGR-Nachfolger.
Am 1. Juli 2018 starteten zum 50. Jubiläum des Golden Globe Race wiederum Einhandsegler auf Booten, die vor 1988 entworfen wurden und nicht länger als 11 Meter sein dürfen, zu einer Solo-Nonstop-Weltumrundung. Auf den 30.000 Meilen durften die Segler keine Hilfe Dritter beanspruchen und keine elektronischen Navigationshilfen oder Wetterinformationen benutzen.
Die Neuauflage des Golden Globe Race verlief chaotisch und dramatisch, doch keiner der Teilnehmenden bezahlte die Reise mit dem Leben. Den Sieg trug der älteste Segler im stark dezimierten Regattafeld davon: Jean-Luc Van den Heede. Der Franzose hätte auch bereits beim Golden Globe Race 1968 teilnehmen können. Von Robin Knox-Johnston stand, gut 50 Jahre später, am Pier, um dem Sieger seine Reverenz zu erweisen.
Hier ist der eineinhalbstündige Dokumentarfilm Deep Water über Donald Crowhurst von 2006.
2 Kommentare
Toller Text, danke! Ergänzung: Ridgway und Blyth sind 1966 zusammen über den Atlantik gerudert.
Ein klasse Artikel, sehr spannend geschrieben!