In tiefster Nacht ist es geschafft: Die Malizia Seaexplorer ist mit sattem Vorsprung als Erste in Itajaí über die Ziellinie der dritten Etappe von The Ocean Race gegangen. Für Boris Herrmann endet grandios, was zeitweilig eine Zitterpartie war.

Das Team Malizia mit Boris Herrmann als Skipper und den Crewmitgliedern Will Harris, Nicolas Lunven und Rosalin Kuiper sowie Antoine Auriol als Reporter an Bord überquerte die Ziellinie der dritten Etappe des Ocean Race genau um 05:20:28 UTC (also 02:20:28 Ortszeit in Itajaí). Das Team ist 14.714 Seemeilen von Kapstadt nach Itajaí durch das Südpolarmeer gesegelt.
Schon seit gestern hatte sich die Malizia von Kontrahent Holcim PRB in Mäuseschritten, aber kontinuierlich abgesetzt. In der Nacht zum Sonntag ging sie gute 80 Seemeilen vor der Holcim PRB ins Ziel.

Der Sieg im dritten Leg, der Pazifik-Etappe, dem Königs-Leg des Ocean Race: Boris Herrmann war zuversichtlich und mutig genug gewesen, diesen Sieg im Vorfeld für die Malizia zu reklamieren. Jetzt hat er recht bekommen. Seine Imoca hat ihre Starkwindqualitäten bewiesen.
Die Crew hat das Potential des neuen Rennboots auszuschöpfen gewusst. „Wir sind immer noch voller Energie“, sagte Skipper Boris Herrmann bei der Ankunft am Ponton mit seinem „Das war ein voller Mannschaftssieg, und ich bin sehr stolz auf das, was wir erreicht haben.“
Dramatischer Start
Die Etappe hatte dramatisch für Malizia begonnen. „Wenn ich an den Tag zurückdenke, an dem wir gerade gestartet waren, ein Segel verloren und den Mast beschädigt hatten“, so Will Harris, „dachten wir wirklich daran, nach Kapstadt zurückzukehren.“
Dann hatte sich während der dritten Etappe das Team Holcim-PRB zeitweilig vom Rest der Flotte abgesetzt und war fast 600 Meilen voraus. Doch als die Teams den Wertungspunkt der Etappe 3 erreichten, war Malizia schon weniger als 200 Seemeilen an Holcim PRB herangerückt. Ein Bug-an-Bug-Rennen begann.
Und wohin jetzt mit dem Siegesüberschwang? Die Imoca liegt weit vor der Stadt auf Reede. Keine Massen kommen übers Wasser gelaufen, um bengalische Feuer zu schwenken und Hände zu schütteln. Die professionelle Medienflotte fängt die Begeisterung der nach 34 Tagen zerzausten Seglern und der lädierten Seglerin ein. Dann fahren die Stirnlampen der Crew wieder so einsam über den Nachthimmel wie ein Komet am Firmament. Aber ein aufsteigender Komet!
Zur Pressekonferenz, die gegen 10 Uhr deutscher Zeit startet, zeigen sich die vier von der Malizia topfit. „Der Wendepunkt war, als Holcim gestern Probleme bekam und wir davonsegeln konnten“, resümmiert Boris Herrmann. „Am Ende zu gewinnen war wie ein Märchen.“ Und nun? „Ich würde gerne lange ausschlafen, ohne dass mich jemand weckt“, so Will Harris.
Wesentlichen Anteil an der Performance der letzten Stunden vorm Sieg hatte der Franzose Nicolas Lunven, der stillste der Malizia-Crew. Boris Herrmann ist voller Lob für die Malizia 3: „Diese Etappe war der erste Proof of Concept für dieses Boot. Vorher konnte man es nur ahnen.“ Er selbst nennt es „einen Panzer“. Für ihn ist klar: „Für die Vendee Globe ist es das ideale Boot.“