Zumindest nicht mit der Standardsegelgarderobe aus Selbstwendefock und Großsegel. Zum Glück ist die „Soffio“ für unseren 3.000-Seemeilen-Trip mit einem Gennaker ausgerüstet, so dass wir die Küste Portugals mit Geschwindigkeiten von bis zu zehn Knoten entlangdüsen.
Der Radius des Baums ist viel geringer
Wer auf einem Katamaran einen Schmetterling segeln möchte, kommt schnell an seine Grenzen. Oder genauer gesagt: an die Wanten. Das Groß einfach so lange fieren, bis es den raumen Wind bestmöglich einfängt, ist nicht möglich – konstruktionsbedingt. Katamarane haben kein Achterstag, dafür verlaufen die Wanten weiter heckwärts, die den Radius des Baums stark einschränken.
Dabei ist darauf zu achten, dass das Groß die Wanten nicht touchiert, da sonst die Segellatten brechen könnten. Mehr Beachtung sollten Kat-Segler deshalb auch dem Zusammenspiel von Traveller und Großschot schenken.
Wohl dem, der einen Gennaker an Bord hat. Doch auch hier gibt es Tücken. Ebenfalls konstruktionsbedingt. Auf Yachten im Urlaubsmodus sieht man oft den Gennaker ohne ein gesetztes Großsegel. Der Vorteil, gerade bei leichten Winden: Das Großsegel erzeugt keine Verwirbelungen und raubt dem Vorsegel nicht den Wind. Der Gennaker auf einem Kat sollte aber immer mit dem gesetzten Großsegel, zumindest gerefft, gefahren werden, da das Segel dem Rigg Stabilität verleiht und als eine Art Ersatz-Achterstag dient.
Keine Schräglage, aber viel Druck aufs Rigg
Auch empfiehlt es sich auf Katamaranen, den vom Hersteller vorgegebenen Reffplan einzuhalten, der genau angibt, bei welcher Windgeschwindigkeit und Kurs wie gerefft werden muss. Da der Kat so gut wie keine Schräglage hat, steigt der Druck auf das Rigg bei zu viel Segelfläche enorm an. Die Gefahr: Der Mast beugt sich dem Wind. Und kann runterkommen. Ab 16 Knoten scheinbaren Wind sollte der Gennaker nicht mehr gefahren werden.
Der exponierte und bequeme Steuerstand bei Katamaranen hat Vor-, aber auch Nachteile. Meist liegt er seitlich erhöht, oder ganz auf der Flybridge, um freie Sicht vorbei am Mast zu haben. Auf See ist die Sicht unschlagbar, als Rudergänger komme ich mir manchmal aber vor wie ein Lkw-Fahrer auf einer leeren Autobahn.
In engen Häfen rächt sich allerdings der seitlich gelegene Steuerstand, weil der Abstand des gegenüberliegenden Rumpfes zu Steg, Mole oder Bootsnachbarn nicht einsehbar ist. Wahrscheinlich minimiert die Routine das Risiko.
Da ein Katamaran in jedem Rumpf eine Maschine hat (bei längerem motoren sollte auch nur eine im Einsatz sein), lässt sich der Zweirümpfer gut und auf engstem Raum manövrieren. Vorausgesetzt, es ist windstill. Die Windangriffsfläche ist groß und der fehlende Kiel oder das Schwert lassen den Kat schnell driften.
Allerdings empfiehlt es sich für jeden Neuling am Ruder, die Manöver fernab einer Marina zu üben. Denn anders als beim Monohull lässt man am besten die Finger vom Steuer und lenkt den Kat ausschließlich mit den beiden Maschinen. Dazu ist es wichtig, das Ruder unbedingt zuvor festzusetzen – besonders bei Rückwärtsfahrt.
„In jeder Hand einen Hebel“
Nachdem wir die Biskaya gequert und entlang der spanischen und portugiesischen Atlantikküste gesegelt sind, ist Cascais bei Lissabon der erste Hafen, den wir anlaufen. Für mich heißt das üben, üben und noch einmal üben. Denn auf der nächsten Etappe nach Mallorca wird Sebastian nicht an Bord sein. Also kreuze ich durch das Feld der Ankerlieger, vorwärts und rückwärts, versuche Kreise zu drehen, auf dem Teller zu wenden und aufzustoppen. Gewöhnungsbedürftig!

Sebastian hat einen guten Tipp: „Du musst den Kat fahren wie einen Bagger“, sagt der versierte Kat-Veteran, „in jeder Hand einen Hebel“. Für mich klingt das einleuchtend. Das Problem ist nur, ich bin auch noch nie Bagger gefahren.
Die ersten An- und Ablegemanöver erfordern noch eine gehörige Portion Konzentration – trotz wenig Wind. Aber immerhin: Bislang ist alles gut gegangen. In Kürze erreichen wir Mallorca – die Hälfte unserer Strecke. Und Sebastian kommt wieder bis Sardinien an Bord.