Schon jetzt gilt er als Held dieser Mini Transat: Der 19-jährige Minisegler gewinnt die erste Etappe des Solorennens über den Atlantik. Er kam um 14h 05 min 37s (UTC) auf seinem Mini nach 10 Tagen 00 Std 35 Min und 37 s nach 1.350 Seemeilen und einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5,56 Knoten ins Ziel. Melwin Fink lag beim Überqueren der Ziellinie 100 Meilen vor dem Zweiten und 160 Meilen vor dem Dritten.
Mutig und entschlossen hat der Teenager sein Rennen durchgezogen und das durchaus nicht unbedacht. Er hat südlich vom Kap Finisterre seine Chance gesehen und genutzt. Jetzt geht er als jüngster und erster Deutscher, der jemals eine Mini Transat Etappe gewonnen hat, in der Klasse der Serienboote über die Ziellinie in Santa Cruz de La Palma.
Er hat auf seinem Mini „SignForCom“ mit der Startnummer 920 ein sehr gutes Rennen gezeigt. Der junge Bielefelder überstand erfolgreich den strapaziösen Sturm und zeigte, was in ihm steckt. Er geht als jüngster deutscher Sieger der ersten Etappe in der Klasse der Serienboote in die Geschichte des Mini Transats ein. Chapeau, Melwin!
Der Abiturient hat seinen Kurs nach der stürmischen Nacht hinter dem Kap Finisterre bis nach La Palma tadellos beherrscht, das Revier kennt er bereits von seinem Qualifikationsrennen um Madeira. Psychisch und physisch perfekt in Form, konnte er seinen Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Christian Kargl zwischendurch bis auf 139 Meilen am Mittwochmittag ausbauen. Heute Morgen führte er mit etwa 100 Meilen.

Befragt vom französischen Segelmagazin Voile, sagte Melwin, wie wie es sich anfühle, der erste deutsche und auch der jüngste Skipper zu sein, der eine Etappe der Mini-Transat gewonnen hat: „Ich hätte nie gewagt, auf so etwas zu hoffen! Ich hatte ein bisschen Glück und habe wahrscheinlich auch die richtigen Entscheidungen getroffen.“
War es fair, weiterzusegeln?
Als Melwin Fink und Christian Kargl am 1. Oktober gegen die Empfehlung der Rennleitung am Kap Finnisterre wegen der Sturmwarnung weitergesegelt waren, brach in den sozialen Medien eine große Diskussion aus. Ist es fair, dass die beiden Segler das Rennen nicht wie die anderen unterbrachen? Die Meinungen waren geteilt.
Weiterzusegeln war nicht von vornherein seine Strategie: „Ich zögerte, ob ich nach vorne gehen sollte oder nicht. Am Ende lief alles gut, weil alles genau nach Plan verlief.“ Die Bedingungen, die er vorfand, entsprachen voll und ganz den Angaben des Wetterberichts. „Ich hatte durchschnittlich 30 Knoten Wind, in Böen bis 40. Schließlich war die erste Front, die im Golf von Biskaya durch die Flotte fegte, heftiger als diese zweite“.
Unfair gegenüber den anderen Mini-Transat-Teilnehmern findet Melwin Fink seinen Coup nicht. Gegenüber der Mini Transat sagte der 19-jährige: „Ich verstand nicht, dass einige Leute 36 Stunden vor der Front Schutz suchen wollten. Ich dachte, es sei noch sehr früh, um zu beschließen, das Rennen zu unterbrechen. Ich habe mit Christian Kargl gesprochen. Gemeinsam beschlossen wir, so weit wie möglich nach Süden zu segeln.“

Ihr Kalkül war klar: „Zu gegebener Zeit zu entscheiden, ob wir einen Hafen erreichen wollten oder nicht.“ Das Ergebnis ist bekann: „Je weiter wir kamen, desto klarer wurde uns, dass die Bedingungen südlich des Breitengrades von Porto, wie im Wetterbericht angegeben, beherrschbar waren und es daher keinen Grund gab, anzuhalten.“
Es war also kein Leichtsinn, sondern ein überlegtes Manöver, dass die beiden fuhren. Melwin hatte Glück, seine Technik hielt dem Sturm stand, während Christian Kargl wegen Problemen mit seinem Autopiloten einen Hafen anlaufen musste.
Die Strategie war eindeutig – das Credo war Gas geben
Das Wetterrouting, dass Sebastian Wache schon vor dem Start für die deutschsprachigen Segler in Les Sables d’Olonne vor Ort gemacht hatte, war nahezu perfekt prognostiziert. Im Detail ließen sich die 69 Knoten starken Böen am Kap Finnisterre sechs Tage vorher zwar in den Modellen noch nicht erkennen. Doch den Wetterablauf bis zu diesem Sturm und die Tage danach hatte Sebastian Wache klar definiert. Alle Beteiligten kannten dieses Routing vor dem Start.
Die Kaltfront verzögerte den Start am 26. September um 24 Stunden. Eine vollkommen nachvollziehbare Entscheidung der Wettfahrtleitung. Nach dem Start stellte sich eine Grenzwetterlage ein, bei der Tiefs im Norden noch etwas Wind brachten, das Hoch im Süden aber Flaute, so dass die Flotte auf einen weiter im Norden gelegenen Kurs ging. Nach der nächsten Front, einer windigen Nacht und dem Winddreher ging es dann nach Süden.
Auch die Verlagerung des Hochs und der schwache Wind von achtern waren bekannt. Die Miniisten mussten so schnell wie möglich am Kap Finnisterre vorbei, um noch den restlichen Passat zu erwischen. Die vier an der Spitze in der Klasse der Prototypen haben es vorgemacht. Alle anderen mussten schnell vor dem neuen Tief und seiner Kaltfront, die Sturm bringen sollte, flüchten.

Das taten Melwin und Christian – entgegen der Empfehlung der Wettfahrtleitung. Doch beide wussten: Die Front war nicht von langer Dauer und anschließend würden sich sehr rasch wieder ruhigere Passatbedingungen einstellen.
Ruhigere Bedingungen nach dem Sturm
So hatte es Sebastian Wache beim Wetter-Routing mit Melwin Fink, Lennart Burke, Marc Siewert und Christian Kargl am Tag vor dem Start besprochen. Vielleicht hatte Melwin dies noch im Hinterkopf, zusammen mit den Vorhersagen der Franzosen und Spanier über den Weltempfänger, als er sich entschloss weiterzusegeln.
2. Platz für Christian Kargl
Christian Kargl kam heute, am 8. Oktober, um 09 h 18 min 30 s als zweiter Skipper über die Ziellinie der ersten Etappe. Die Entscheidung, mit Melwin weiterzusegeln, hat die gute Platzierung möglich gemacht. Hätte seine Elektrik nicht gestreikt, wäre der erfahrene Minisegler, der schon zum zweiten Mal die Mini Transat segelt, sicher gleich mit Melwin weitergesegelt.

Lennart Burke liegt aktuell auf Position 10. Nachdem seine Vorpommern im ersten Sturm einen Schaden am Bugkorb erlitt, fiel er vom 4. auf den 35. Platz zurück, konnte aber seinen Schaden reparieren und sich nach dem Hafenstopp am Kap wieder weit nach vorne kämpfen. Eine starke Leistung des gerade erst 23 Jahre alt gewordenen Stralsunders.
In der Klasse der Prototypen hält sich die Deutsche Lina Rixgens aktuell auf Platz 19, obwohl ihr Boot einen Ruderschaden hat. Sie feiert heute ihren 27. Geburtstag an Bord ihres Minis Avanade. Marc-Eric Siewert liegt weiterhin auf Platz 24.
Wie es weitergeht

Die Preisverleihung für die erste Etappe findet am Samstag, den 23. Oktober statt. Am 29. Oktober ist der Start zur zweiten Etappe von Santa Cruz de La Palma nach Saint-François über 2.700 Seemeilen. Die Ersten werden für den 9. November erwartet.