Lisa Berger ist heilfroh, als Mallorca endlich am Horizont auftaucht. Die letzten Tage waren wirklich hart gewesen. Die begeisterte Mini-Seglerin aus Österreich, gerade unterwegs auf ihrer 1.000 Meilen Qualifikation für die Mini Transat 2023, segelt den Mini 6.50 bei mehr als 30 Knoten in einer pechschwarzen Nacht aus dem Golf von Lion hinaus. Sie ist sehr müde und die Nacht fühlt sich unendlich lang an.
Eben erst hatte sie mit Christian Kargl den 3. Platz bei der Mini-Regatta Gran Premio d’Italia 2020 gemacht. Die beiden sind ein gutes Team und Christian Karl der einzige Österreicher, der das Mini-Transat schon gesegelt ist.
2019 wurden sie gemeinsam Europasieger beim ersten Doblehanded Mixed Offshore, der neuen olympischen Segeldisziplin für 2024. Seitdem bereitet sich Christian auf seine zweite Mini Transat 2021 vor. Gemeinsam mit Lennart Burke hat Kargl er dieses Jahr bei den Vorbereitungsrennen Les Sables-Azores teilgenommen. Das neue Plattbug-Design von David Raison erfordert viel Training um auch auf der Kreuz schnell zu sein. Dazu kommt die Suche nach dem perfekten Segelschnitt und viel Übung bei der Interpretation von Wetterstationen.
Lisa hatte sich nach dem Sieg in Genua sofort aufgemacht, die 1.000 Seemeilen-Qualifikation im Mittelmeer zu segeln.
Die 30-Jährige Seglerin hatte gerade die spanische Küste verlassen und war auf dem Weg nach Mallorca. Die Route vor der französischen und italienischen Küste war unruhig gewesen, immer wieder hatte es Kollisionen mit Treibgut gegeben, das der Sturm einige Tage zuvor aufs Meer hinausgetrieben hatte. Die Hälfte der Strecke hatte sie bereits gemeistert.
Als die Sonne an diesem Abend untergeht, machen die Batterien schlapp. Es ist die erste Nacht ohne Strom. Die Sorge, dass die grossen Schiffe sie ohne Navigationslichter oder das AIS nicht sehen können, hält sie wach. Sie hält ihr Handfunkgerät und die weißen Leuchtraketen im Cockpit bereit und schaut oft nach draussen.
Der nächste Segeltag ist wunderschön. Jetzt kann sie nichts mehr aufhalten, denkt sie. Ihr Mini läuft wie verrückt, als Mallorca am Horizont auftaucht, nur noch etwa 60 nautische Meilen entfernt. Als es dunkel wird – sie hat nur noch 20 nm bis zum nächsten Wegpunkt vor Mallorcas vor sich – erkennt sie, dass auch diese Nacht an Bord im tiefen Dunkel liegen wird. Sie ärgert sich, nutzt aber die Gelegenheit, Boot und Wind noch besser kennen zu lernen.